Während Nico Hülkenberg im Renault zumindest im Qualifying für Furore sorgt, ist sein Teamkollege Jolyon Palmer in dieser Saison eher damit beschäftigt, seinen ohnehin nicht besten Ruf noch weiter zu zertrümmern. Im Schnitt fehlt dem Briten eine Sekunde auf Hülkenberg, ein derartiger Klassenunterschied ist selbst bei Williams nicht zu erkennen, wo mit Lance Stroll ein 18-Jähriger Milliardärssohn unterwegs ist, der ebenfalls bereits häufiger in der Kritik stand.

Palmer dagegen wurde - so zumindest die offizielle Version - extra im Team gehalten, weil er die Abläufe und die Personen bei Renault kennt. Doch Neuzugang Hülkenberg fährt ihm trotzdem um die Ohren. In Russland qualifizierte sich Hülkenberg auf Platz 8, Palmer startet am Sonntag von Rang 16 aus ins Rennen. Doch der 26-Jährige merkt an, woran es seiner Meinung nach vor allem lag. "Ich hätte heute sicher die Pace gehabt, um problemlos in Q3 zu kommen, aber wenn man morgens kaum Runden fährt, ist es schwer, das Limit zu finden", so Palmer.

Im dritten Freien Training, das als Generalprobe für das Qualifying fungiert, konnte Palmer aufgrund eines Wechsels der Power Unit kaum fahren. Schon in der Nacht zuvor musste an seinem Boliden das komplette Chassis getauscht werden. Mit Glück war er also nicht gesegnet. Und das nicht zum ersten Mal, wie der Renault-Pilot betont. "Ich brauche einfach mal drei gute Trainingssessions an einem Wochenende. Bislang hatte ich nur ein glattes drittes Training und das war in China. Das ist halt nicht der normale Weg, wie wir ein Qualifying angehen wollen", so der 26-Jährige.

Jolyon Palmer verweist auf die wenige Fahrzeit, die ihm bislang ermöglicht wurde, Foto: Sutton
Jolyon Palmer verweist auf die wenige Fahrzeit, die ihm bislang ermöglicht wurde, Foto: Sutton

Eigene Fehler, aber auch viel Pech

Im Qualifying selbst zerlegte Palmer dann seinen Boliden. In Kurve vier fuhr er zu weit innen über die Kerbs, sein Auto hob ab und landete in den Reifenstapeln. "Das Auto hatte sich gut angefühlt, ich hatte auf dem zweiten Satz Reifen aber ein plötzliches Ausbrechen am Heck und konnte mich dadurch nicht verbessern. Dann hatte ich nur noch eine Runde. Unter Druck bin ich dann innen zu derb über die Kerbs und das hat mich ausgehoben", beschreibt er die Situation.

Wie stark ist Palmer also wirklich? Hat er nur Pech oder fehlt es dem Briten schlicht auch am notwendigen Talent? "Meine Leistung ist sicher nicht da, wo ich sie haben will. Aber es gab an allen Wochenenden einfach auch einige Probleme. Ich habe dennoch auch selbst Fehler gemacht, die mich zurückgeworfen haben", erklärt er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Die fehlende Streckenzeit mache es ihm dabei nicht gerade leichter. "Ich habe noch nicht das richtige Fenster gefunden, auch bei der Setup-Arbeit ist noch nicht ganz klar, in welche Richtung wir da gehen. Wenn wir das erstmal geschafft haben oder wenn wir einfach mal einen sauberen Freitag und Samstagmorgen haben, können wir genauer auf meine Leistung schauen", stellt Palmer klar.

Schließlich habe auch die letzte Saison etwas Starthilfe gebraucht. "Das Glück kann sich auch mal drehen, so wie letztes Jahr. Da war es auch schwer, aber ich habe die Saison mit einer guten zweiten Hälfte abgeschlossen", erinnert er sich. Diese Erfahrung mache ihm Mut. "Es ist noch nicht einmal ein Viertel der Saison gefahren. Es gibt noch viele Rennen, bei denen es sich drehen kann", so Palmer.