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Was für eine Woche für meinen Bruder Nick. Zuerst die beste Platzierung seiner Karriere mit Rang zwei in Monaco, dann seine erste Pole beim Heimrennen und zum Schluss noch ein weiterer zweiter Platz. Für Nick, BMW und Williams war das Presseecho am Nürburgring entsprechend gigantisch.

Und auch wenn man in Monaco immer irgendwie auf's Podest fahren kann, konnte man weder im Fürstentum noch in der Eifel damit rechnen, dass Nick zweimal auf's Podium fahren würde. Doch obwohl Williams am Nürburgring richtig zügig mit dabei war, sind sie realistisch betrachtet noch nicht die zweite Kraft.

Nick hat dennoch einen Superjob gemacht und war der einzige Fahrer der keinen Fehler gemacht hat und deshalb hat er sich den zweiten Rang auch mehr als nur verdient. Besonders da dieser auch für ihn und das Team durchaus etwas überraschend kam. Schließlich konnte niemand damit rechnen, dass Williams auch am Nürburgring so gut sein würde. Ohne die Probleme bei Trulli, Montoya und Räikkönen wäre ein Podestplatz aber wohl nur schwer möglich gewesen.

Interessant wird jetzt zu sehen sein, ob die Weiß-Blauen in Kanada mit neuen Teilen noch einmal etwas schneller sein können und dann wirklich vorne mit dabei sind. Da BMW-Williams in Montreal schon immer ganz gut war und Nick die Strecke auch mag, könnten sie aber auch dort wieder gut unterwegs sein.

Die Startkollision zwischen Mark Webber und Juan Pablo Montoya sehe ich unterdessen als normalen Rennunfall, bei dem der Australier einerseits etwas früher hätte einlenken können und der Kolumbianer hätte es auch etwas mehr vermeiden können. Eine klare Schuldzuweisung ist also nicht möglich, selbst da Webber den Zwischenfall nach dem Rennen auf seine Kappe nahm.

Beim Kräfteverhältnis präsentierte sich McLaren auch in der Grünen Hölle noch sehr viel schneller als Renault, die nach dem Sieg etwas übertrieben auf die Pauke gehauen haben. Schließlich haben sie den Sieg durch Kimis Ausfall geschenkt bekommen.

Der Finne kann einem nach diesem späten Aus in der letzten Runde wahrlich leid tun. Besonders da dieser Unfall natürlich auch gefährlich war. Entsprechend muss man langsam doch, entgegen der ursprünglichen Meinung nach den ersten vier bis fünf Rennen, darüber nachdenken, ob die Reifenregeln nicht tatsächlich zu gefährlich sind.

Denn während der letzten beiden Grand Prix häuften sich die Reifenschäden und Probleme schon auffällig, was natürlich auch daran liegen kann, dass die Reifenhersteller mittlerweile nicht mehr so konservativ wie zu Saisonbeginn an die Rennwochenenden herangehen und demzufolge immer weichere Mischungen zum Einsatz kommen, die bei den immer länger werdenden Turns und schwereren Autos nicht mehr so zuverlässig sind.

Dass ausschließlich der von Kimi verursache Bremsplatten für den Aufhängungsbruch verantwortlich sein soll, kann ich allerdings nicht ganz glauben. Denn trotz der extremen Vibrationen dürfte da die Aufhängung schon nicht mehr ganz hundertprozentig in Ordnung gewesen sein.

Ein ähnlich großer Pechvogel wie Kimi war auch diesmal wieder einmal Giancarlo Fisichella. Beim Italiener fällt jedoch auf, dass er sich nach seinen zuletzt gehäuft aufgetretenen Problemen nicht mehr so richtig in Szene setzen kann. Während Montoya nach seinen Rückschlägen immer noch einmal wie verrückt pusht, fährt der Römer einfach nur so vor sich hin.

Und dies bringt uns zur Betrachtung der beiden Ex-Williams-Fahrer Juan Pablo Montoya und Ralf Schumacher. Vor einigen Jahren lobte Williams diese beiden noch als "beste Fahrerpaarung der Formel 1" und nun kristallisiert sich nach sieben Rennen für andere Teams heraus, dass sie im Nachhinein zwei völlig überbezahlte Fahrer waren, die nun von ihren jeweiligen Teamkollegen mehr als nur gebügelt werden.

Im Hinblick auf ihre eigenen Ansprüche war auch die verbesserte Vorstellung von Ferrari mit Rubens Barrichellos drittem Rang noch immer eine kleine Katastrophe. Was den Streit zwischen Barrichello und Michael Schumacher angeht, so glaube ich, dass dieser hausgemacht ist, da der Brasilianer ansonsten keinen Grund hat sich aufzuregen. Schließlich hat er ohnehin keine Chance auf den WM-Titel.

Ebenso verhält es sich bei den GP-Rückkehrern von B·A·R, die an diesem Wochenende nicht nur enttäuschend, sondern auch megalahm waren. In Imola waren sie bei ihrem letzten Rennen noch vorne dabei, nun hatten sie komischerweise keine Chance.

Ob dies beim nächsten Rennen in Kanada genauso sein wird, müssen wir abwarten. An der Spitze erwartet uns jedenfalls auch in Montreal das alte Bild: McLaren wird wie immer vor Renault am schnellsten sein und es vielleicht auch noch mit BMW-Williams zu tun bekommen.