Vijay Mallya wurde am Dienstag von Scotland Yard in London festgenommen. Der Mitbesitzer von Force India sitzt nun erst einmal im Gefängnis und muss sich unter anderem wegen Steuerhinterziehung vor einem britischen Gericht verantworten. Die Metropolitan Polizei bestätigte Mallyas Festnahme am Dienstagvormittag in einem offiziellen Statement. Sie erfolgte nun, nachdem die indische Regierung am 8. Februar einen Antrag auf Auslieferung an die britischen Behörden gestellt hatte.

Indische Medien erwarten, dass Mallya nach seiner Anhörung vor Gericht am heutigen Dienstag auf Kaution freigelassen wird. Ob der Besitzer des King-Fisher-Imperiums tatsächlich ausgeliefert wird, muss nun ein Richter entscheiden. Mallya kann Einspruch erheben und notfalls bis vors oberste Gericht gehen. Es wird erwartet, dass sich dieser Prozess noch eine ganze Weile hinzieht.

Per Haftbefehl gesucht

Vor einer möglichen Auslieferung in seine Heimat müsse zunächst geklärt werden, wie viel Geld Mallya seinen zahlreichen Gläubigern schuldet. Es soll um hunderte Millionen gehen rund um seine Biermarke samt Pleite-Fluglinie. Im Februar 2016 hatten 17 indische Banken einen Haftbefehl gegen den Unternehmer erwirkt. Daraufhin hatte sich Mallya nach England abgesetzt, wo er seit knapp 30 Jahren eine Aufenthaltserlaubnis besitzt.

Mallya selbst reagierte nach außen hin gelassen auf die Festnahme. Am Dienstagnachmittag schrieb er auf seiner Twitter-Seite nur: "Der übliche Medien-Hype in Indien. Die Auslieferungsanhörung vor Gericht begann heute wie erwartet." Laut Medienberichten soll sich Mallya am Vormittag selbst auf einer Polizeiwache in London gestellt haben.

Kurzer Besuch bei der Formel 1

Nachdem Behörden vergangenes Jahr seinen Pass eingezogen hatten, konnte er die Insel nicht mehr verlassen und hält sich seitdem dort auf. 2016 besuchte er den Großen Preis von Großbritannien - das einzige Rennen, bei dem er noch legal vor Ort sein darf. Ansonsten übernimmt der stellvertretende Teamchef von Force India, Robert Fernley, die anfallenden Aufgaben rund um den Rennstall von Sergio Perez und Esteban Ocon.

Die restlichen Rennen verfolgt Mallya von seinem britischen Landhaus aus, wo ihn der frühere Force-India-Pilot Nico Hülkenberg im vergangenen Jahr besucht hatte. Mallya sagte 2016 während einer Pressekonferenz in Silverstone: "Ich habe jahrelang multinationale Unternehmen gemanagt und konnte körperlich nicht in jedem Land, in dem sie tätig sind, anwesend sein. Aber ich war in der Lage, Anweisungen zu geben und zu delegieren, und das setzt sich fort."

Seinen letzten öffentlichen Auftritt im Rahmen der Formel 1 hatte Mallya kurz vor dem Beginn der diesjährigen Saison. In Silverstone stellte Force India sein neues, nach Mallya benanntes, Rennauto vor. Zu diesem Zeitpunkt war der Bolide noch in den traditionellen Farben des Rennstalls lackiert. Wenig später stieg ein Wasseraufbereitungsunternehmen aus Österreich ein, seitdem erstrahlt VJM10 in pinker Farbe.