In Monaco brachte Michael Schumacher die alte Weisheit ins Gedächtnis zurück, wonach ein Formel 1 Rennen bis zum Fallen der Zielflagge andauert. Auf dem Nürburgring bekam Kimi Räikkönen nun schmerzlich zu spüren, dass ein Rennen tatsächlich bis zur letzten Runde geht.

Der Start. Wie im Vorjahr bot aber auch der Start jede Menge Zündstoff und eine Massenkarambolage, welche schon nach wenigen Metern den Europa GP von Mark Webber beendete. Dieser Australier nahm hinterher allerdings auch die Schuld für die Kollision mit Juan Pablo Montoya auf sich. Hinter diesen beiden Streithähnen fuhr zudem Ralf Schumacher auf den Renault von Fernando Alonso auf und verlor dabei seinen Frontflügel. Michael Schumacher musste aufgrund des entstandenen Chaos weit ausholen und verlor sieben Plätze. Noch bevor all dies von statten ging, sorgten jedoch Giancarlo Fisichella für einen Startabbruch und Jarno Trulli für eine Drive-through-Strafe, welche er sich durch das zu späte Entfernen des Anlassers vor der Einführungsrunde einhandelte.

Die Zwischenfälle. Abgesehen von einigen Drive-Through Strafen für Jarno Trulli, David Coulthard, Tiago Monteiro und Christijan Albers sorgten auch einige Fahrfehler für Aufruhr. So zum Beispiel ein Verbremser sowie ein Ausritt von Kimi Räikkönen, welcher ihn kurzzeitig die Führung kostete, und ein Ausrutscher von Fernando Alonso, der ebenfalls einmal durch das Kiesbett rodelte. Kurz vor Schluss versuchten sich dann auch Felipe Massa und Michael Schumacher noch einmal im Offroad-Bereich.

Die Ausfälle. Während sich Mark Webber schon zu Beginn des Rennens verabschiedete, flog zur Rennmitte auch Ralf Schumacher nach einem Fahrfehler in den Kies. Der letzte Ausfall des Rennens sollte dann in der Schlussrunde Kimi Räikkönen heißen und den Finnen den sicher geglaubten Sieg kosten.

Die Überholmanöver. Zumindest zu Beginn des Rennens gab es auch nach der Startkollision einige aktive Positionswechsel auf der Rennstrecke zu bestaunen. Etwa die Manöver von Jarno Trulli und Michael Schumacher gegen Jenson Button. Kein Überholmanöver gab es hingegen im Duell zwischen Michael Schumacher und Juan Pablo Montoya, den der Deutsche in der Box kassierte.

Die Boxenstopps. Trotz der vielen unvorhergesehenen Boxenstopps aufgrund des Startzwischenfalls, brachten die Tankstopps der Piloten wie erwartet Aufklärung über die Qualifyingleistungen der Piloten, wobei vor allem zwei Dinge auffielen: Die B·A·R waren extrem schwer und die Drei-Stopp-Strategie ist zurück! Denn neben Nick Heidfeld setzte auch Rubens Barrichello auf drei geplante Boxenbesuche.

Die Reifen. Von der Performance her gab es am Nürburgring keine gravierenden Unterschiede zwischen den beiden Reifenfabrikaten. Dennoch sorgten zwei Michelin-Pneus für Aufsehen. Nämlich einmal jener linke Vorderreifen von Felipe Massa, der dem Brasilianer den Frontflügel kaputt schlug. Und andererseits der rechte Vorderreifen von Kimi Räikkönen, an welchem sich der Finne einen heftigen Bremsplatten einhandelte, der ihm in den letzten Umläufen extreme Vibrationen bescherte und zu Beginn der letzten Runde die Aufhängung sowie alle Siegträume zerschmetterte.

Das Mittelfeld. Da ganze 18 Piloten die Zielflagge sahen, gab es am Nürburgring ein breites Mittelfeld, in welchem sich am Ende beide Jordan vor beiden Minardi platzieren konnten. Davor landeten der von seinem Reifenschaden zurückgeworfene Felipe Massa hinter seinem Teamkollegen Jacques Villeneuve, dessen Strategie mit einem schweren Auto nicht aufging. Ebenso wenig klappte diese Taktik bei British American Racing, die den ausgefallenen Kimi Räikkönen, der noch auf Rang elf gewertet wurde, in die Zange nahmen. Somit scheiterten der Zehnte Jenson Button und der Neunte Tonio Liuzzi knapp an den Punkterängen.

Die Punkteränge. In diese rutschte durch Kimis Ausfall gerade noch so Jarno Trulli als Achter hinter Juan Pablo Montoya und Giancarlo Fisichella hinein. Rang fünf belegte davor Michael Schumacher, der aber ganze 18 Sekunden Rückstand auf den viertplatzierten David Coulthard aufzuweisen hatte.

Das Podium. Besser erging es hingegen seinem Teamkollegen Rubens Barrichello, der mit seiner Dreistoppstrategie eine gute Leistung bot und hinter Nick Heidfeld auf das Podest fuhr.

"Wir wussten, dass Kimi besser starten würde, aber dann war es überraschend eng und ich konnte mich auf Platz zwei festbeißen", freute sich Nick Heidfeld über den zweiten 2. Platz innerhalb einer Woche. "Die Drei-Stoppstrategie hat sehr gut funktioniert. Letztlich haben wir Platz 2 geholt und ich habe alles gegeben. Das Auto lief sehr gut, aber vielleicht habe ich die Reifen etwas überstrapaziert." Letztlich zeigte sich der Mönchengladnacher, der erstmals in seiner F1-Karriere von der Pole ins Rennen gegangen war, sogar etwas "verblüfft", da er nicht damit gerechnet hatte um den Sieg mitfahren zu können.

Wie Michael Schumacher verlor auch Rubens Barrichello viel Zeit als er im Startgetümmel ausweichen musste. "Ich habe am Start in diesem Durcheinander viel verloren, aber andererseits konnte ich von Anfang an Vollgas geben und Druck machen", war der Brasilianer mit der Performance seines Autos zufrieden. "Die Jungs in der Fabrik und hier an der Strecke haben tolle Arbeit geleistet. Es ist schade, dass wir schon lange nicht mehr auf dem Podium waren. Denn das Auto ist gut und die Reifen sind fantastisch. Wir werden wieder kommen und ab sofort bis zum Saisonende vorne mitmischen."

Der Sieger. Bereits seit Saisonbeginn mischt Fernando Alonso ganz vorne mit. Und obwohl der Europa GP spätestens nach Alonsos Ausrutscher neben die Strecke eine klare Sache für Kimi Räikkönen zu sein schien, stand am Ende der Spanier ganz oben auf dem Podest.

"Es war ein sehr gutes Rennen. Das Auto war perfekt. Ich konnte mich jede Runde steigern", strahlte der überglückliche Sieger. "In der ersten Kurve dachte ich schon, dass es vorbei wäre, aber dann fühlte sich das Auto gut an und war okay", so Alonso, der von Ralf Schumacher angeschoben wurde. "Wir hatten etwas Glück, dass Kimi diesen Unfall hatte, denn es ist schöner das Rennen von Anfang bis Ende zu führen, aber letztlich zählt es nur am Ende der letzten Runde vorne zu liegen."

Die WM-Wertung. Durch seinen Sieg in letzter Sekunde konnte Alonso natürlich seine WM-Führung mit 59 Punkten auf seinem Konto auf Kimi Räikkönen, der logischerweise weiterhin bei 27 Zählern stehen bleibt, ausbauen. Dahinter konnte Jarno Trulli dank seines einen gesammelten WM-Punktes zu Räikkönen aufschließen und liegt Nick Heidfeld mit 25 Zählern nur noch zwei Punkte hinter dem Finnen und dem Italiener.

In der Konstrukteurswertung führt weiterhin Renault mit 76 Zählern vor McLaren Mercedes, die ihr Konto nur auf 53 aufstocken konnten, und Toyota, die bei 44 Punkten stehen und damit nur noch einen Punkt vor BMW-Williams liegen. Ferrari robbt sich dahinter langsam mit 31 Punkten heran.