"Glückwunsch, Valtteri - seine erste Pole. Vollgas!", twitterte es Glückwunsche von oberster Stelle. Mika Häkkinen gratulierte seinem Landsmann kurz nach der Pole Position im Qualifying zum Großen Preis von Bahrain. Damit reiht sich Bottas in die illustre Finnen-Runde aus Keke Rosberg, Kimi Räikkönen, Heikki Kovalainen und eben Häkkinen ein, die in der Formel 1 schon einmal ein Rennen vom ersten Startplatz hatten beginnen können.

Bottas war die große Überraschung unter dem Flutlicht in Bahrain, so früh hatte kaum jemand mit seiner ersten Pole als Mercedes-Fahrer gerechnet. Dramatisch ging es zu in der letzten Runde des Qualifyings, als Bottas seinem Teamkollegen Lewis Hamilton die Pole mit einem Vorsprung von 0,023 Sekunden vor der Nase wegschnappte.

Die Bottas-Eigenschaft

Ausgerechnet Hamilton, dessen Super-Serie aus saisonübergreifend sechs Poles in Folge nun ein jähes Ende fand. Ausgerechnet Bottas, der vor wenigen Tagen in Shanghai nach seinem Fahrfehler als Depp dastand und sich erstmals seit dem Mercedes-Einstieg mit Kritik konfrontiert sah. Das machte die Pole auf dem Wüstenkurs umso schöner.

"Es ist ohnehin eine gute Eigenschaft von ihm - ich weiß nicht, ob es eine finnische oder eine Bottas-Eigenschaft ist - dass er sofort weitermacht und kaum Zeit damit verbringt, über Dinge nachzudenken oder verärgert zu sein", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff am Samstagabend. "Das ist etwas, was ein Rennfahrer haben muss. Das hat ihm geholfen, die Situation in Shanghai abzuhaken."

Endlich geschafft: Diesmal startet Vettel hinter Bottas, Foto: Sutton
Endlich geschafft: Diesmal startet Vettel hinter Bottas, Foto: Sutton

Erste Pole seit 2011

Jetzt geht Bottas plötzlich als Favorit auf den Sieg ins dritte Rennen der Saison 2017. Von der Pole zu starten, das dürfte sich am Sonntag ungewohnt anfühlen. Zuletzt stand er im Jahr 2011 ganz vorn, damals beim Ungarn-Rennen in der GP3-Serie. Bottas siegte, holte die Meisterschaft und stieg später in die Formel 1 auf. Und jetzt? "Das ist mein einziges Ziel", sagte Bottas, als er auf den möglichen Sieg in Bahrain angesprochen wurde.

Dabei hielt sich seine Euphorie nach der Premieren-Pole eher in Grenzen. Nichts Ungewöhnliches bei Finnen, das kennt man seit vielen Jahren in der Formel 1. "Gibt es im Finnischen überhaupt ein Wort für 'aufregend'", wollte Finnen-Kenner Sebastian Vettel wissen. "Ja, schon irgendwie", antwortete Bottas verlegen - es wollte ihm aber nicht so wirklich einfallen. "Siehst du! Gibt's doch nicht", prustete Vettel. Und Hamilton merkte an: "Das Wort kommt in diesem Vokabular nicht so häufig vor..."

Lewis Hamilton und Sebastian Vettel: Spaß mit Finnen, Foto: Sutton
Lewis Hamilton und Sebastian Vettel: Spaß mit Finnen, Foto: Sutton

Alles geklaut

Dabei war das Qualifying in der Wüstennacht mehr als aufregend. Lange Zeit hatte es stark nach der nächsten Hamilton-Pole gerochen, bis Bottas in letzter Sekunde eine Hammer-Runde gelang. Mit einer 1:28.769 bei seinem allerletzten Versuch besiegte er Hamilton - und klaute ihm nebenbei noch den Streckenrekord. Während sich Bottas im Q3 um 0,075 Sekunden steigern konnte, verpatzte Hamilton den finalen Schuss. So hatte Bottas letztendlich 0,023 Sekunden Vorsprung auf die erste Bestzeit seines Teamkollegen.

"Das Auto fühlte sich heute gut an, vor allem zum Ende des Q3", bestätigte Bottas. "Ich hatte ein paar gute Runden und das Gefühl, so ziemlich das Maximum aus dem Auto herausquetschen zu können. Natürlich braucht es immer etwas Zeit, um dorthin zu gelangen. Ich fühle mich jetzt so viel wohler mit dem Auto als noch in Melbourne oder auch China. Daran muss ich jetzt anknüpfen und versuchen, jedes Mal besser zu werden."

Hamilton gönnerhaft

Geht es wirklich so weiter, steht Hamilton eine wahre Qualifying-Schlacht ins Haus. Nach der ersten teaminternen Niederlage seit langer Zeit behielt er erst einmal die Ruhe - und zeigte sich gönnerhaft. "Valtteri hält mich bei der Stange, die Runde hat er wirklich verdient", sagte Hamilton. "Die erste Pole, das ist einfach toll. Davon träumst du als Kind und morgen könnte er seinen ersten Grand Prix gewinnen."

Und weiter: "Natürlich versuche ich, das Rennen zu gewinnen. Aber was auch immer morgen passiert, irgendwann in diesem Jahr wird er siegen. Wenn nicht morgen, dann wann anders... denn er wird stärker und stärker." Geht es nach Hamilton, darf bis zu Bottas' erstem Sieg wohl noch eine ganze Weile vergehen...

Die Stimmen zur Bottas-Pole in Bahrain

Sebastian Vettel: "Natürlich ist das ein ganz besonderer Tag für ihn. Er verdient es. Er macht einen großartigen Job, seit sie ihn ins Team geholt haben. Das ist nicht einfach und dann schön, so etwas zurückzubekommen. Ich wünsche ihm für morgen das Beste - aber nicht alles, denn wir sind ja auch noch da."

Kimi Räikkönen: "Schön für ihn. Für meine fünfte Position macht es natürlich keinen Unterschied. Aber es ist natürlich gut für ihn."

Nico Rosberg, Twitter: "Glückwunsch an Valtteri zur ersten Pole. Großartige Runde. Freue mich für die Mercedes-Jungs, dass es bei Valtteri so gut läuft."

Pascal Wehrlein: "Das beschäftigt mich gar nicht. Lässt mich nicht kalt, aber ich beschäftige mich nicht damit. Er hat einen guten Job gemacht, den besten Job von allen. Warum soll ich mich damit beschäftigen?"

Lewis Hamilton: "Herzlichen Glückwunsch an Valtteri. Er hat sehr hart gearbeitet und sich sehr gut ins Team integriert. Heute war er einfach schneller als ich und hat die bessere Leistung abgeliefert. Hut ab vor seiner ersten Pole."

James Allison, Mercedes-Technikchef: "Die erste Pole für Valtteri - das fühlt sich ausgezeichnet an. Es ist fantastisch, beide Autos in der ersten Reihe zu haben. Zugleich ist es eine großartige Belohnung für Valtteri, der heute im Qualifying drei exzellente Runden gefahren ist. Darüber freuen wir uns sehr."

Felipe Massa: "Ich denke, dass er heute ein gutes Ergebnis gebracht hat. Er hat einen guten Job für Mercedes gemacht. Er ist ein guter Fahrer. Und heute hat er gezeigt, dass er eine gute Runde zusammenbringen kann. Freut mich für ihn."

Daniel Ricciardo: "Ich weiß nicht, was mit Lewis war. Aber für Valtteri ist das eine Riesensache. Das hätte er letztes Jahr in einem anderen Auto wohl nicht geschafft."