Kurioser könnte es kaum kommen: Ausgerechnet Red Bull Racing - also jener Rennstall, dessen Mutterkonzern so gerne Flügel verleiht - trommelt in Bahrain vehement für ein komplettes Verbot der sogenannten T-Wings in der Formel 1. Diese T-Flügel sitzen bei einigen Boliden am Ende der Haifischflosse oder sind separat vor dem Heckflügel montiert. Abtrieb generieren sollen sie selbst nicht direkt, vielmehr tragen sie dazu bei, den Luftstrom wunschgemäß auf den Heckflügel zu leiten.

T-Wings nicht nur optisch ein Graus, sondern auch gefährlich?

Für viele Fans, Beobachter und Experten schon rein optisch ein Graus. Doch mehren sich nun auch andere Kritikpunkte. Schon in Australien musste Haas seine Flügel bereits kurzzeitig abmontieren, weil sie der Rennleitung in den TV-Bildern zu beweglich, potentiell gefährlich also, erschienen. Am vergangenen Rennwochenende in China verlor dann der Mercedes von Valtteri Bottas seinen T-Wings auf der Strecke. Ein Szenario, das sich am Boliden des Finnen nun auch im Training in Bahrain 1:1 so wiederholte.

Das Problem: Diesmal gab es ein Opfer. Red Bulls Max Verstappen fuhr über den weggeflogenen Flügel, riss sich dabei den Unterboden auf, beschädigte obendrein seine Bardgeboards und musste einen Großteil der Session zur Reparatur in der Garage ausharren. "Jetzt wird es langsam kritisch, das ist das zweite Mal, dass bei Mercedes etwas wegfliegt. Man glaubt nicht, was das für einen Schaden anrichtet", poltert Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko. "Es ist ein filigranes Carbon-Teil, aber unser Unterboden war stärker beschädigt als beim Ritt über die Kerbs am Freitag in Australien." Noch dazu sei es eine Sicherheitsfrage.

Christian Horner und Helmut Marko wollen die T-Wings am liebsten aus der Formel 1 verbannen, Foto: Sutton
Christian Horner und Helmut Marko wollen die T-Wings am liebsten aus der Formel 1 verbannen, Foto: Sutton

Red Bulls Christian Horner fordert T-Wing-Verbot

Teamchef Christian Horner fordert daher ein striktes Verbot der T-Wings: "Heute hat es einen Schaden von rund 50.000 Pfund angerichtet. Deshalb denke ich, sie sollten aus Gründen der Kosten und der Sicherheit verboten werden!" Ihm sei durchaus bewusst, dass er sich nicht gerade in der besten Position für eine solche Forderung befinde - Red Bull selbst verzichtet immerhin auf einen T-Flügel -, doch sei das einfach nicht der Punkt. Es könne einfach nicht sein, dass wiederholt dasselbe Teil abfalle und durch die Trümmer Schäden an anderen Boliden auftreten würden.

Mercedes versichert: Werden Konstruktion verstärken

Tatsächlich sieht es für Mercedes natürlich nicht gut aus, wenn ein solches Problem gleich an zwei aufeinander folgenden Wochenenden auftritt. Doch sind die Silberpfeile sicher, dass es sich nicht um ein Problem handelt, das sich nicht lösen ließe. "Es ist eine Überraschung für uns, denn wir sind eine große Zahl an Kilometern ohne diese Probleme gefahren. Dann haben wir plötzlich zwei dieser lästigen Probleme, also vermute ich, dass es ein kleiner Herstellungsfehler sein wird", gibt Mercedes' James Allison zwar zu. Deshalb aber gleich an ein Verbot zu denken, sei unnötig. "Das ist etwas, das wir verstärken werden, um sicherzustellen, dass es am Samstag und Sonntag nicht noch einmal passiert", versichert der Technische Direktor der Silberpfeile.

Verstärken muss Mercedes in Bahrain jedoch nicht nur seine Flügel, auch an der Pace gilt es über Nacht eifrig zu feilen, will man in der Wüste mit Ferrari mithalten. Gleich beide Tagesbestzeiten sicherte sich Sebastian Vettel, Lewis Hamilton musste sich derweil mit Platz zehn im ersten Training und Rang fünf im zweiten abfinden. Valtteri Bottas für auf die Positionen vier und zwei. Auch im Longrun lag die Scuderia mindestens auf Augenhöhe. Noch dazu ist Red Bull überraschend schnell auferstanden, in Bahrain voll bei der Musik.

Mercedes bekommt in Bahrain jetzt auch sportlich von Red Bull Druck, Foto: Sutton
Mercedes bekommt in Bahrain jetzt auch sportlich von Red Bull Druck, Foto: Sutton

Hamilton: Ferrari paar Zehntel schneller

"Der Trend scheint sich hier fortzusetzen: Es ist sehr eng gegen Ferrari. Aber Red Bull sieht hier auch gut aus und das gesamte Feld ist recht eng zusammen, besonders die Top-6", sagt Bottas - und fordert akribische Feinjustierung: "Es scheint so, als ob jedes noch so kleine Detail und alles, was wir heute noch am Setup feintunen können, sich im Qualifying und Rennen entscheidend auswirken könnte."

Genauso schätzt Hamilton die Lage ein. Der Ex-Weltmeister wähnt Mercedes zumindest gegenüber Ferrari sogar im Hintertreffen. Übertrieben zu wurmen scheint den Briten das jedoch nicht einmal, Hamilton freut sich vielmehr auf die Herausforderung. "Es war sehr eng, aber Ferrari war am schnellsten. Sie scheinen im Renntrimm ein paar Zehntel schneller zu sein: Deshalb erwarte ich morgen und am Sonntag ein klasse Duell", sagt Hamilton. "Wir werden so hart wie möglich arbeiten, um die Lücke zu schließen."

Ähnlich begeistert sieht auch James Allison den Zweikampf mit seinem Ex-Team. "Es ist super aufregend, Teil dieses Duells zu sein, das zwischen diesen beiden großartigen Teams so eng und hart umkämpft ist. An so einem Wochenende kann der kleinste Fehler über das Endergebnis entscheiden. Ich hoffe, dass wir alles zusammenbekommen und als Sieger daraus hervorgehen."

Wissenswertes über den Bahrain GP (01:00 Min.)