Mercedes hat in China zurückgeschlagen, doch Ferrari muss mit dem am kommenden Wochenende anstehenden Grand Prix von Bahrain nicht lange auf die Chance zur Revanche warten. Dabei geht es zwischen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel nicht nur um WM-Punkte, sondern vor allem auch darum, wer sich letztendlich die Favoritenrolle für den WM-Titel 2017 schnappt. Dahinter werden die Red Bull-Boys in der Wüste vergeblich auf den Regen hoffen, der ihnen in Shanghai in die Karten spielte. Trotzdem werden Max Verstappen und Daniel Ricciardo nichts unversucht lassen.

Nach zwei Rennen steht es zwischen den Titelaspiranten Sebastian Vettel und Lewis Hamilton 1:1 - oder auch 43:43 nach Punkten. Zum direkten aufeinandertreffen kam es bisher allerdings nur in der Anfangsphase des Auftaktrennens in Melbourne. Entschieden wurden die Rennen letztendlich eher am Kommandostand als auf der Strecke. Beim momentanen Kräfteverhältnis wird es sich auf lange Sicht jedoch kaum vermeiden lassen, dass die beiden Rivalen den Machtkampf Mann gegen Mann austragen müssen.

Hamilton ist in Sachen Zweikampf kein Kind von Traurigkeit, wie er in den vergangenen Jahren vor allem im teaminternen Duell gegen Nico Rosberg regelmäßig unter Beweis stellte. Auch in der nun geborenen Rivalität mit Vettel erwartet er Momente der härteren Gangart. "Vielleicht werden Zeiten kommen, in denen wir hart gegeneinander kämpfen. Natürlich kann es ein Szenario geben, in dem einer von uns glaubt, dass etwas unfair oder zu aggressiv abgelaufen ist", so der Mercedes-Pilot.

In China schlug Lewis Hamilton gegen Sebastian Vettel zurück, Foto: Sutton
In China schlug Lewis Hamilton gegen Sebastian Vettel zurück, Foto: Sutton

Hamilton vs. Vettel in Bahrain: Hart aber fair bis zur Eskalation?

Bisher lief für sein Gefühl alles fair ab. Hamilton und Vettel zollten sich gegenseitigen Respekt für ihre Erfolge und der Brite huldigte den Ferrari-Piloten für sein Talent und seinen Sportsgeist. Doch Hamilton vergisst dabei nicht, weshalb die beiden eigentlich alle paar Wochen an einem anderen Ort der Welt zusammenkommen: "Natürlich will er mich da draußen töten und besiegen. Das gilt auch andersherum."

'Getötet' hätte Vettel Hamilton in Bahrain wohl schon letztes Jahr gerne, doch ein Motorschaden in der Einführungsrunde setzte seinen Ambitionen ein frühzeitiges Ende. In Shanghai standen ihm Ricciardo und Teamkollege Kimi Räikkönen bei der Jagd nach dem Silberpfeil im Weg. Doch die ersten beiden Saisonrennen haben Super-Seb Mut gemacht. "Unser Auto funktioniert. Deshalb wird's schon schiefgehen", gab er sich nach der China-Niederlage gewohnt optimistisch.

Die Zahlen & Fakten des China GP (00:50 Min.)

Mercedes seit drei Jahren ungeschlagen

In der Statistik nehmen sich die beiden Konkurrenten auf dem Bahrain International Circuit nicht viel. Sowohl Vettel als auch Hamilton gewannen in der Wüste bereits zwei Mal. Auch in Sachen Pole Positions steht es 2:2. Bei den Teams hat Ferrari mit 4:3 die Nase vorne. Allerdings liegt der letzte Sieg der Scuderia sieben Jahre zurück. Seit Fernando Alonso 2010 war in Bahrain kein Bolide aus Maranello mehr siegreich.

In den letzten drei Jahren ging der Triumph jeweils an Mercedes. 2016 war Ferrari aber selbst mit dem eigentlich zahnlosen SF16-H näher dran als auf den meisten anderen Rennstrecken. Mit dem Boliden des Jahrgangs 2017 darf sich die Truppe rund um Teamchef Maurizio Arrivabene berechtigte Hoffnungen auf einen Sieg im Orient ausrechnen.

Bottas und Räikkönen: Das silber-rote Außenseiter-Duo

Während Vettel und Hamilton momentan klar die Platzhirsche in ihren Garagen sind, kämpfen dahinter ihre Teamkollegen Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas um den Anschluss. Die beiden Finnen erlebten in Shanghai ein durchwachsenes Wochenende. Der Iceman kämpft seit dem Saisonauftakt mit der Balance seines Autos und auch in Shanghai wollte der SF70H einfach nicht auf ihn horchen - genau wie der Ferrari-Kommandostand, der ihm lange Zeit einen Reifenwechsel verweigerte. "Viele kleine Dinge hätten besser laufen müssen, dann wären auch die Ergebnisse viel besser gewesen", ist sich Räikkönen sicher. In Bahrain war er zwar noch nie siegreich, stand dafür aber bei elf Anläufen schon acht Mal auf dem Podium.

Hamilton-Teamkollege Bottas verhagelte sich mit einem "Anfängerfehler", wie er ihn später bezeichnete, sämtliche Chancen auf ein Top-Resultat. Der Rosberg-Nachfolger hatte sich beim Aufwärmen der Reifen während der Safety-Car-Phase gedreht und war im Mittelfeld versunken. Mehr als Platz sechs war danach nicht mehr drin. Teamchef Toto Wolff mahnt jedoch davor, ihn bereits als Nummer zwei im Team abzustempeln: "Das sollte man in dem Fall nicht tun. Valtteri ist in seinem zweiten Quali bis auf zwei Zehntel an Lewis herangekommen, der einen wirklich guten Tag hatte. Das stimmt mich zuversichtlich."

Die Tops & Flops des China GP (00:53 Min.)

Red Bull: Angriff aus der dritten Reihe?

Hinter den Favoriten lauert auch in Bahrain wieder Red Bull. Die Bullen wollten eigentlich schon in Shanghai die Lücke zur Spitze schließen. Eine richtige Standortbestimmung blieb der Truppe aufgrund der widrigen Wetterverhältnisse verwehrt, doch am Rennsonntag nutzten Verstappen und Ricciardo das Chaos und holten das Beste für ihren Arbeitgeber heraus. Vor allem der junge Niederländer sorgte mit einer Aufholjagd auf den dritten Platz für Aufsehen. Eine Wiederholung erwarten die Bullen unter normalen Bedingungen aber nicht. "Wenn man die reine Pace betrachtet, sollten Mercedes und Ferrari mit beiden Fahrern vor uns sein. Wir müssen hart arbeiten, um aufzuholen", so Verstappen.

In Bahrain war Red Bull bisher zwei Mal siegreich. In den Jahren 2012 und 2013 holte der heutige Rivale Sebastian Vettel in den Farben der Österreicher jeweils die volle Punktzahl - doch diese Zeiten sind lange vorbei. 2016 qualifizierte sich Ricciardo als Fünfter hinter dem silber-roten Quartett an der Spitze - mit einem Rückstand von 1,3 Sekunden. Mit dem RB13 bewegt sich das Team momentan in einem ähnlichen Fenster, doch vergangenes Jahr feilten die Ingenieure von Red Bull Zehntel um Zehntel des Rückstandes ab und wurden so im Laufe der Saison zur zweiten Kraft hinter Mercedes. Auch 2017 ist also noch nicht aller Tage Abend - selbst wenn der Respektabstand auch in Bahrain noch Bestand haben sollte.