Die Erwartungshaltung bei Fernando Alonso und McLaren Honda war für das Qualifying in Shanghai nicht sonderlich hoch. Nachdem sich der Spanier und sein Teamkollege Stoffel Vandoorne im 3. Freien Training mit Sauber am Ende des Feldes wiederfanden, schien selbst der Einzug ins Q2 ein zu hoch gestecktes Ziel. Im Zeittraining überraschte sich Alonso dann allerdings doch wieder einmal selbst.

"Wie schon in Australien, war es eine der besten Runden, die ich in meinem Leben bisher abgeliefert habe", so der zweimalige Weltmeister angesichts seines 13. Startplatzes für den Großen Preis von China. Schon im Q1 hatte er mit der zehnten Position ein Ausrufezeichen gesetzt und im Funk dem Team versichert, er pushe wie ein Tier. "Wie alle Tiere zusammen... wie ein Elefant", scherzte Alonso hinterher.

Nach einer ernüchternden Trainingssession am Vormittag kam das Resultat für den 35-Jährigen unerwartet. "Es ist definitiv eine kleine Überraschung, wie konkurrenzfähig wir im Qualifying waren", fügte er an. Eigentlich hatte sich der Routinier nicht einmal den Einzug ins Q2 ausgerechnet: "Im FP3 waren wir nicht konkurrenzfähig, obwohl wir schon nichts mehr in der Hinterhand hatten. Wir hatten schon die volle Power des Motors abgerufen und es war nicht gut genug. Deshalb waren wir für das Qualifying eher pessimistisch."

Wissenswertes über den China-GP: (01:04 Min.)

Alonso setzt alles auf eine Karte

Auf seiner Runde im Q1 war Alonso eine halbe Sekunde schneller als der Teamkollege. Während er den Einzug ins nächste Segment schaffte, musste Vandoorne zuschauen. "Ich bin in einigen Kurven einfach Vollgas gefahren. Manchmal ist es dir völlig egal, ob das Auto ausbricht oder du dich drehst", erklärte Alonso, der volles Risiko ging: "Es gibt für uns nichts zu verlieren. Egal ob ich mich drehe oder mal durch die Wiese gehe und die Runde abbrechen muss - ich hätte dabei nichts verlieren können."

Letztendlich gab ihm das Ergebnis Recht. "Alles ging gut. Ich ging über die Linie und dachte mir: Okay, die Runde sollte für das Q2 reichen", so Alonso weiter. Auf Fortschritte in der Entwicklung sei das allerdings nicht zurückzuführen: "In den Kurven sind wir sehr gut, so schnell wie die anderen. Aber auf den Geraden sind wir immer noch mit Abstand am langsamsten."

War wenigstens der mit zwei Zehnteln überschaubare Abstand auf den vor ihm platzierten Kevin Magnussen im Haas, sowie weniger als eine Sekunde Rückstand auf Daniel Ricciardo im Red Bull, ein positives Zeichen hinsichtlich der Entwicklung bei McLaren? "Nicht wirklich", so Alonso, der sich für den Rennsonntag keine großen Chancen ausrechnet.

Für den Rennsonntag in Shanghai wünscht sich Alonso wieder einmal Regen, Foto: Sutton
Für den Rennsonntag in Shanghai wünscht sich Alonso wieder einmal Regen, Foto: Sutton

Ohne Regen keine WM-Punkte

In Australien lag Alonso lange Zeit auf dem zehnten Platz, bis ihn ein technischer Defekt stoppte. Dementsprechend hat für ihn eine Zielankunft beim zweiten Saisonrennen Priorität. Ob WM-Punkte drin sind, ist für ihn jedoch fraglich. "Unter normalen Bedingungen ist es unwahrscheinlich, dass wir in die Punkte kommen", gab er sich pessimistisch. Wie schon in den vergangenen beiden Jahren hofft er auch 2017 wieder auf Hilfe von oben.

"Wenn es wie vorhergesagt regnet, wird es ein bisschen Chaos geben, wie bei allen Regenrennen", so die Hoffnung Alonsos, der auch unter diesen Bedingungen ohne Rücksicht auf Verluste zu Werke gehen will: "Wir müssen maximales Risiko gehen, denn wir haben nichts zu verlieren. Wir fahren schließlich nicht in den Punkten, also müssen wir versuchen, unseren Vorteil aus den Bedingungen zu ziehen."

Die Erfahrung aus 13 Grands Prix auf dem Shanghai International Circuit soll Alonso dabei von Nutzen sein. "Wenigstens habe ich die Erfahrung von vielen Regenrennen hier, denn wir sind hier oft im Nassen gefahren. Hoffentlich kann ich diesen Vorteil mit ins Rennen nehmen", so der Spanier, der bereits zwei Mal in China siegreich war.