An den Australien GP 2016 hat das Haas-Team gewiss gute Erinnerungen. Beim ersten Rennen für den amerikanischen Rennstall überhaupt fuhr Romain Grosjean mit Platz sechs gleich in die Punkte. Nun, ein Jahr später, ist Haas kein Neuling mehr sondern etabliert im Kreise der Formel 1. "Es ist ein großer Unterscheid im Vergleich zum Vorjahr. Das Team hat so viel mehr Erfahrung und Wissen gesammelt", erklärte Grosjean.

Ungewissheit existiert dagegen bei der Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Bei den Wintertestfahrten in Barcelona hielt sich Haas in einem engen Mittelfeld-Paket auf. Wer dort wo steht, will Teamchef Günther Steiner noch nicht bewerten. "Es ist so eng, dass alles, was ich sage, pure Spekulation ist", so Steiner.

"Es gibt so viele Dinge, mit denen man spielen kann. Ich weiß nur, dass drei oder vier Teams sehr eng beisammen sind. Es hängt von Details ab, die ich aber nicht habe. Ich kenne unsere Details, aber nicht deren Details. Ich möchte nicht sagen, was ich glaube, sondern sagen, was ich weiß. Und momentan weiß ich nichts", ergänzt der Südtiroler.

Ganz ähnlich sieht das Kevin Magnussen, Neuzugang von Renault. "Ich denke, Williams führt das Mittelfeld-Paket an. Aber danach könnten wir überall stehen, vorne oder hinten in diesem Paket. Von Rennen zu Rennen kann das variieren, das ist gut für die Formel 1", findet der Däne. "Wir wollen konstant an der Spitze dieses Pakets stehen, aber das wird schwierig."

Wo Haas genau steht, ist noch unklar, Foto: Sutton
Wo Haas genau steht, ist noch unklar, Foto: Sutton

Für den Auftakt der Saison mit Rückblick auf das Vorjahr wünscht sich Steiner indes einige Punkte. "Zwei Autos in den Top 10 wären fantastisch. Es wird schwer, aber wir versuchen es. Was immer wir kriegen, nehmen wir", so Steiner auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Magnussen: Bei Haas ist einiges einfacher

Auf Fahrerseite gab es bei Haas im Winter einen Wechsel. Esteban Gutierrez ist weg, Magnussen dafür neu an Bord. Und der 24-Jährige konnte direkt einen Unterschied zwischen den Teams feststellen. "Die einfache Herangehensweise des Teams bei gewissen Dingen funktioniert gut", so Magnussen. "Auf gewisse Situationen können wir besser reagieren, aber natürlich gibt es auch Situationen, auf die wir nicht reagieren können, weil wir die Leute nicht haben. Aber bei der Entscheidungsfindung ist alles ziemlich klar. Einiges ist einfacher als bei meinen vorherigen Stationen", stellt er klar.

Zwar gelte es auch bei Haas, durch Leistung zu überzeugen. Doch diese sei bei Haas leichter abrufbar. "Es ist schön, an einem Ort zu sein, an dem ich mich voll auf das Rennfahren konzentrieren kann und mir nicht über andere Dinge sorgen machen muss", so Magnussen vielsagend. "Zu liefern heißt hier nicht, dass ich mich jetzt entspannen kann. Aber es ist etwas mehr Ruhe da", erläutert er.

Eines der großen Probleme von Haas 2016 war, dass einzig Romain Grosjean die Punkte einsammelte. Esteban Gutierrez scheiterte zwar mehrfach knapp als Elfter, unter dem Strich trug der Mexikaner aber nichts zum Punktekonto des Teams bei. Mit Magnussen erhofft sich Günther Steiner einen Entwicklungsprozess bei beiden Fahrern.

Kevin Magnussen hat auch in Australien seine Fans, Foto: Sutton
Kevin Magnussen hat auch in Australien seine Fans, Foto: Sutton

"Ich denke, sie werden sich gegenseitig pushen. Das ist meine Hoffnung. Ich finde, wir haben die beste Fahrerpaarung bekommen, die wir in unserer Position kriegen konnten", lobt der Teamchef. "Mehr können wir nicht erwarten. Es sind zwei sehr gute Fahrer, gute Jungs. Wir müssen nun schauen, wie gut das Auto ist und wie wir das meiste herausholen."

Keine Nummer eins bei Haas

Charakterlich hätten beide ihre individuellen Eigenschaften. "Romain ist sehr emotional, was wir von den Gesprächen am Funk ja gut kennen", lacht Steiner. In der vergangenen Saison beschwerte sich der Franzose des Öfteren lautstark über sein Arbeitsgerät. "Kevin ist weit weniger emotional, er ist Skandinavier. Es sind unterschiedliche Charaktere, jeder geht mit seinen Problemen anders um", beschreibt Steiner seine beiden Fahrer.

Eine Bevorzugung eines Fahrers findet bei Haas dabei nicht statt, wie der Südtiroler betont. "Beide werden gleich behandelt", stellt er klar. "Aber natürlich: sie sind nicht exakt gleich. Wer besser ist, ist besser. Wer im Qualifying besser ist, hat die erste Wahl für die Boxenstopps. So arbeiten wir und beide sind darüber glücklich. Und es ist auch gut so, denn gäbe es eine Nummer eins, würde derjenige vermutlich sagen: 'Ich muss mich um nichts sorgen, denn ich bin die Nummer eins.'", so Steiner.