Als die Königsklasse sich 2016 nach dem Grand Prix von Abu Dhabi in die Winterpause verabschiedete, gab es für Pascal Wehrlein nur noch die Optionen Manor und Sauber. Durch den Rücktritt von Weltmeister Nico Rosberg schien sich für ihn plötzlich die ganz große Chance bei Mercedes zu eröffnen, doch am Ende entschied sich die Teamführung rund um Toto Wolff gegen den hauseigenen Nachwuchs - und für Valtteri Bottas. Ihren Junior brachten die Silbernen stattdessen bei Sauber unter.

Laut Wehrlein begründeten die Mercedes-Chefs die Entscheidung gegen ihn mit der angesichts eines Jahres bisher noch sehr kurzen Dauer seiner Formel-1-Laufbahn. "Ein Jahr Erfahrung ist nicht genug, das war ziemlich klar. Das ist es, was er gesagt hat", erklärt der Mercedes-Junior gegenüber Autosport die Argumentation Toto Wolffs. Trotz langjähriger Förderarbeit samt F1-Tests und dem Gesamtsieg in der DTM im Jahr 2015, sah das Weltmeister-Team ihn noch nicht bereit für den Kampf an der Weltspitze.

Wehrlein selbst sah sich stets gerüstet für den Kampf gegen Hamilton und die Top-Piloten von Ferrari und Red Bull. Er sieht jedoch auch, dass es bei ihm nach nur einer Saison in der Formel 1 noch Luft nach oben gibt. "Im Moment bin ich noch nicht an meinem Limit oder da, wo ich sein könnte - und zwar wegen der Erfahrung", so der 22-Jährige.

Ganz ähnlich wurde dies auch von Wolff bewertet, der von seinem Nachwuchs im Sauber noch einmal einen spürbaren Schritt in der persönlichen Entwicklung erwartet: "Er sagte mir, dass ein Jahr nicht genug sei und Fahrer insbesondere im zweiten Jahr nochmal große Fortschritte machen", fügt Wehrlein an.

Wehrlein hätte gerne das Erbe von Rosberg angetreten, Foto: Sutton
Wehrlein hätte gerne das Erbe von Rosberg angetreten, Foto: Sutton

Mercedes wollte einen perfekten Fahrer

Valtteri Bottas hatte nach vier Jahren im Williams-Cockpit und ebenso vielen gewonnenen Teamduellen gegen Pastor Maldonado und Felipe Massa den Background vorzuweisen, der ihn für Mercedes zur ersten Wahl machte. "Ich denke, Mercedes will einen perfekten Fahrer, der schon an seinem Limit angelangt ist", so Wehrlein, der die Entscheidung aus Sicht des Teams durchaus nachvollziehen kann: "Es ist normal, dass du, wenn du fünf Jahre Erfahrung in der F1 hast, weniger Fehler machen wirst als jemand nach nur einem Jahr."

Nicht nur in Sachen Speed, sondern auch auf anderen Gebieten sieht Wehrlein seine momentan noch vorhandenen Nachteile gegenüber einem Piloten mit Bottas' Erfahrung. "Manchmal gehst du mit dem Setup in die falsche Richtung, weil dir die Erfahrung fehlt", weiß der Sauber-Pilot.

Sollte sich ihm die Chance bei den Silberpfeilen jedoch bieten, würde er sich nach wie vor der Herausforderung gewachsen fühlen: "Wenn es die Chance gibt, musst du sie ergreifen. Ich denke nicht, dass es zu viel für mich wäre."