Auch wenn der neue Nürburgring nicht mehr allzu viel mit der legendären Nordschleife zu tun hat, stellt der neue GP-Kurs einige Herausforderungen an die Fahrer und Autos. Denn aus technischer Sicht sind am Nürburgring vor allem eine gute Traktion sowie eine ausgefeilte Fahrzeugbalance und Bremsstabilität gefragt. Zudem sind auch die berühmten Wetterkapriolen in der Eifel ein besonderes Merkmal des Rings.

In den letzten Jahren variierten die klimatischen Bedingungen während der Rennwochenenden von frostig und feucht über Regen bis hin zu warmem Sonnenwetter. Im Jahre 1995 musste derweil das Warm-Up sogar wegen Nebels abgesagt werden...

Der Klassiker in der Grünen Hölle

Zu seinem 75. Geburtstag hat der Veranstalter den nach seinem Umbau in den 80er Jahren nur noch 4,556 Kilometer langen Nürburgring noch einmal kräftig auf Vordermann gebracht und einige Veränderungen an der Peripherie sowie auch an der Streckenführung vorgenommen. So entwarf der Aachener Paradestreckendesigner Hermann Tilke gleich nach Start und Ziel die so genannte "Mercedes Arena" – einen dem Hockenheimer Motodrom ähnelnden Streckenabschnitt.

Das Wetter ist in der Eifel immer ungewiss., Foto: Sutton
Das Wetter ist in der Eifel immer ungewiss., Foto: Sutton

Die neue Streckenführung mit einer zusätzlichen Länge von 710 Metern, welche die Gesamtlänge des Nürburgrings auf 5,144 Kilometer anwachsen ließ, sollte für mehr Überholmanöver sorgen und die Rennen spannender machen. Außerdem entstanden in diesem Bereich zwischen 8.000 und 10.000 neue Zuschauerplätze. Insgesamt haben somit rund 30.000 Zuschauer Einblick in die "Arena", in der ein Formel 1 Wagen rund 17,4 Sekunden zu sehen ist. Die Gesamtkapazität des Nürburgrings stieg hierdurch von 120.000 auf etwa 130.000 Zuschauer an.

Die 1984 eröffnete und vor dem letztjährigen Europa-Grand Prix umgebaute Formel 1-Strecke weist einen guten Mix verschiedenster Kurventypen auf. Viele Piloten sind der Ansicht, der Kurs sei durch den Umbau des ersten Streckenabschnitts im vergangenen Jahr interessanter geworden, andere finden die von Hermann Tilke entworfene Arena zu eng für die Formel 1.

In den beiden schnellen Links-Rechts-Passagen, die auf die langsame Dunlop-Kehre folgen, spielen die Grand Prix-Renner dann ihre Aerodynamik aus. In der Regel fahren die Teams am Nürburgring mit relativ viel Abtrieb. Für Fans besonders reizvoll ist der Blick auf die NGK-Schikane am Ende der langen Gegengeraden, wenn die Boliden mit über 300 km/h aus dem Hatzenbach-Bogen heranrasen und erst jenseits des 100-Meter-Schildes brutal heruntergebremst werden.

Die Streckengeschichte

Der Nürburgring wurde 1927 mit seiner berühmt-berüchtigten Nordschleife erbaut, um die Arbeitslosigkeit in der Region zu senken. Die Gesamtlänge - einschließlich der südlichen Verlängerung - lag damals noch bei 28,835 Kilometern. Nach dem Feuerunfall des Österreichers Niki Lauda im Jahre 1976 verschwand der "Grüne Hölle" getaufte Kurs bis nach seinem abgeschlossenen Umbau 1983 von der F1-Bühne. Nach den ungefähr 42 Millionen Euro teuren Umbaumaßnahmen siegte Nelson Piquet beim Debüt des neuen Nürburgrings. Nach einer weiteren Pause kehrte der Nürburgring im Jahre 1995 in Form des Großen Preises von Europa wieder in den Rennkalender zurück, um in den Jahren 1997 und 1998 sogar als Grand Prix von Luxemburg neben dem Rennen auf dem Hockenheimring ausgetragen zu werden...

Was die Experten über den Nürburgring sagen

Vor der Schikane könnte es zu Überholmanövern kommen., Foto: Sutton
Vor der Schikane könnte es zu Überholmanövern kommen., Foto: Sutton

Der Fahrer - Ralf Schumacher: "Der Nürburgring ist für mich einfach das Heimrennen schlechthin und insofern immer etwas Besonderes. Von Kerpen, wo ich aufgewachsen bin, ist es ja nicht weit zum Ring. Entsprechend oft habe ich dort zugeschaut und auch als Führerschein-Neuling meine Runden auf dieser unglaublichen Nordschleife gedreht. 1993 habe ich da nach dem Kartsport mein erstes Rennen gewonnen, übrigens mit einem BMW Motor im Formel Junior. Die jüngste Streckenvariante ist nicht so ganz nach meinem Geschmack, sie ist mir etwas zu langsam ausgelegt."

Der Techniker - Sam Michael: "Es bleiben nur wenige Tage Vorbereitungszeit für den Nürburgring. Die Strecke selbst erfordert mit zahlreichen langsamen und einigen mittelschnellen Kurven viel Abtrieb, aber es gibt auch eine entscheidende Hochgeschwindig-keitspassage. Die beste der Überholmöglichkeiten liegt zwischen der letzten Schikane und Kurve eins."

Der Motorenmann - Mario Theissen: "Die beiden GP in Deutschland haben für BMW naturgemäß besondere Bedeutung. Der Nürburgring ist eine gelungene Verbindung zwischen Tradition und moderner Rennstrecken-Architektur. Die Motorenbelastung liegt im Mittelfeld."