An seinem letzten Testtag vor Beginn der Saison legte Sebastian Vettel noch einmal ein Feuerwerk hin. Die erst gestern von Valtteri Bottas aufgestellte Bestzeit unterbot der Ferrari-Pilot auch dank der ultrasoften Reifen nochmals um drei Zehntel. Mit 1:19.024 scheiterte Vettel dabei nur knapp an der magischen Marke von 1:18. "Man konnte ja sehen, was wir gemacht haben. Wir waren schneller als letzte Woche und auch als den Rest dieser Woche. Also ist es ziemlich klar", erklärte Vettel mehr oder weniger deutlich, dass sich Ferrari an einer Qualifying-Simulation versuchte.

Lewis Hamilton folgte in der Tageswertung auf Rang zwei, bei den Silberpfeilen hielt man sich bei der Zeitenjagd jedoch offenkundig etwas zurück. Besonders Valtteri Bottas, der das Steuer am Nachmittag von Hamilton übernahm, fuhr ein Programm mit anderen Prioritäten. Erneute Probleme gab es bei McLaren. Stoffel Vandoorne rollte vor der Mittagspause innerhalb weniger Minuten gleich zweimal aus. Am Nachmittag erwischte es dann auch noch Daniil Kvyat im Toro Rosso, der seinen Boliden abstellen musste. Als zweites Sorgenkind entpuppt sich Renault, die auch heute nicht auf Runden kamen und viele Probleme zu beklagen hatten.

Die Zeiten: Die neue Bestmarke der bisherigen fast zwei Wochen lautet 1:19.024, nochmals drei Zehntel schneller als am Vortag. Sebastian Vettel stellte die Marke bereits am Vormittag mit Ultrasofts auf. Lewis Hamilton landete gleich bereift mit drei Zehntelsekunden Rückstand auf Rang zwei. Platz drei belegte Esteban Ocon im Force India. Ebenfalls auf Ultrasofts unterwegs, fehlte dem Franzosen eine Sekunde auf die Spitze. Daniil Kvyat auf Platz vier war der Schnellste jener Fahrer, die auf eine schnelle Runde mit der weichsten Reifenmischung verzichteten.

Williams, in den vergangenen Tagen oft vorne mit vertreten, konzentrierte sich vollends auf Rennsimulationen und Abstimmungsarbeiten. Sowohl Felipe Massa, als auch Lance Stroll landeten ganz hinten in der Zeitentabelle. Ebenso Valtteri Bottas, der drei Sekunden hinter Vettel Achter wurde.

Endstand des siebten Testtages
Pos.FahrerTeamZeitRundenReifen
1.Sebastian VettelFerrari1:19.024156Ultrasoft
2.Lewis HamiltonMercedes1:19.35252Ultrasoft
3.Esteban OconForce India1:20.161137Ultrasoft
4.Daniil KvyatToro Rosso1:20.41694Supersoft
5.Kevin MagnussenHaas1:20.504119Ultrasoft
6.Daniel RicciardoRed Bull1:20.824128Soft
7.Stoffel VandoorneMcLaren1:21.34848Ultrasoft
8.Valtteri BottasMercedes1:22.03895Soft
9.Pascal WehrleinSauber1:22.34744Ultrasoft
10.Jolyon PalmerRenault1:22.41853Soft
11.Marcus EricssonSauber1:23.33088Soft
12.Felipe MassaWilliams1:24.44380Medium
13.Lance StrollWilliams1:24.86385Soft

Die Zwischenfälle: Es war eine Stunde vor der Mittagspause, als Stoffel Vandoorne im McLaren die erste rote Flagge des Tages verursachte. Er kam gerade aus der Box, um weitere Runden zu drehen, ehe er am Ende der Boxenausfahrt stehen blieb. Nach einer unnötig langen Unterbrechung aufgrund einer aufwendigen Bergung statt Zurückschiebens in die Box ging es nach einigen Minuten weiter. McLaren bekam den Boliden wieder zum Laufen, schickte Vandoorne wieder auf die Piste - und der Belgier blieb erneut stehen! Damit war die Vormittagssession endgültig beendet.

Nach der Pause blieb es lange ruhig auf der Strecke. Erst Daniil Kvyat im Toro Rosso sorgte für eine Unterbrechung. In Kurve fünf streikte das Getriebe an seinem STR12, der Russe rollte aus. Nach knapp zehn Minuten wurde die Session wieder fortgesetzt. Die letzte Unterbrechung des Tages hatte Renault mit Jolyon Palmer zu verantworten. Ein komplett gebrauchter Tag für die Franzosen, die bereits am Vormittag nur bedingt Fahrzeit sammeln konnten. Daher wurde auch der ursprüngliche Plan, Nico Hülkenberg am Nachmittag fahren zu lassen, zugunsten Palmers verworfen. Der Brite hatte bereits am Vortag Pech und hing deutlich hinter seinem Teamkollegen zurück.

Der Rundenkönig: Schnellster Fahrer und zugleich Rundenkönig - Sebastian Vettel kann seinen letzten Testtag vor Saisonbeginn als absoluten Erfolg verbuchen. Dabei teilte Ferrari das Programm geschickt auf. Am Vormittag setzte Vettel seine Top-Zeit, am Nachmittag konzentrierte sich der Deutsche auf eine Rennsimulationen. Dabei musste er vor der Mittagspause sogar kurz durch den Kies. "Durch den Abflug von Kimi gestern haben wir Runden verloren, das ist nicht optimal. Ich war heute auch kurz im Kies. Aber wo gehobelt wird fallen Späne", kommentierte Vettel lapidar. Schlussendlich kam er auf 156 Runden.

Insgesamt präsentierten sich die Teams äußerst fahrbereit. Abgesehen von Renault und McLaren, die beide mit gravierenden Problemen zu kämpfen hatten, sowie Toro Rosso, die aufgrund des Getriebeproblems Zeit verloren, erreichten alle Teams mindestens 100 Runden. Im Blickpunkt dabei standen vor allem Rennsimulationen. Die neuen Reifenmischungen von Pirelli wurde dabei erstmals in großem Maße unter Volllast getestet.

Was sonst noch war: Die Schwierigkeiten bei McLaren scheinen den Beteiligten allmählich an die Nieren zu gehen. Die geplante Medienrunde mit Renndirektor Eric Boullier und Honda-Motorsportchef Yusuke Hasegawa wurde kurzfristig abgeblasen, kein Kommentar heute zu den Vorstellungen.

Team für Team - Das Wichtigste auf einen Blick

Mercedes: Lewis Hamilton spulte am Vormittag 52 Runden ohne Vorkommnisse ab. Valtteri Bottas verzichtete auf eine Rundenjagd, kam jedoch auf deutlich mehr Umläufe als sein Teamkollege.

Ferrari: Klasse Auftritt der Scuderia. Sebastian Vettel setzte die Bestzeit der Testfahrten und wurde zudem Rundenkönig - kleiner Ausflug ins Kiesbett inklusive.

Red Bull: Daniel Ricciardo spulte eine Rennsimulation ab und hatte dabei keine Probleme zu vermelden.

Williams: Felipe Massa und Lance Stroll bildeten das Ende des Zeitentableaus. Bei den Rundenzahlen war Williams aber mit 165 Runden ganz vorne dabei.

Force India: Esteban Ocon knackte ebenfalls die 100-Runden-Marke und kam bis auf eine Sekunde an Sebastian Vettel heran.

Toro Rosso: Nach zwei problembefreiten Tagen musste Daniil Kvyat den STR12 mit Getriebeproblemen abstellen, fand aber später nochmals den Weg auf die Strecke.

McLaren: Auch am Donnerstag kam McLaren nicht sorgenfrei durch den Tag. Stoffel Vandoorne rollte vor der Mittagspause gleich zweimal aus.

Haas: Unauffälliger Tag von Kevin Magnussen. Der Däne drehte jedoch die bislang schnellste Haas-Zeit der Testfahrten.

Renault: Probleme über Probleme bei Jolyon Palmer. Am Vormittag kam der Brite wenig zum Fahren, am Nachmittag musste er seinen Boliden abstellen.

Sauber: Marcus Ericsson und Pascal Wehrlein teilten sich wieder die Arbeit. Die Schweizer präsentierten sich weiterhin zuverlässig.