Sauber und mit Abstrichen Williams haben vorgelegt, nun hat auch Renault sein neues Auto für die Formel-1-Saison 2017 vorgestellt. Die Franzosen erhoffen sich vom R.S.17 einen deutlichen Sprung nach vorne. Nach einigen personellen Veränderungen und mit dem Wissen einer besseren Vorlaufzeit will man nun den Weg einschlagen, an dessen Ende langfristig der Kampf um die WM stehen soll.

Der neue R.S.17 kommt zweifarbig daher. Zum gewonhten Gelb gesellt sich in der Saison 2017 ein kräftiger Schuss schwarzer Farbe. Auch Renault setzt dieses Jahr auf die erwarteten aerodynamischen Neuerungen: eine ausladende, spitze Finne im Heckbereich des Boliden sowie komplett neu und aufwendig gestaltete Bargeboards an den Außenflanken der Seitenkästen. Beide Teile sollen dabei helfen, gemeinsam mit den breiten Reifen einen wesentlich höheren Abtrieb zu erzeugen.

Hülkenberg und Palmer greifen 2017 mit dem Renault R.S.17 an, Foto: Sutton
Hülkenberg und Palmer greifen 2017 mit dem Renault R.S.17 an, Foto: Sutton

3,5 Sekunden schneller

"Die Rundenzeiten werden dieses Jahr 5 Prozent schneller, wir erwarten 3,5 Sekunden pro Runde", erklärte Technikchef Bob Bell während der Präsentation in London. Die Zeit werden die neuen F1-Autos dabei allein in den Kurven herausholen. Dafür steht auch der neu konzeptionierte Heckflügel, der wegen des Reglements um 20cm in die Breite wächst und bis zu 15cm abgesenkt wird. Der Frontflügel des R.S.17 wächst ebenfalls deutlich in die Breite und wirkt bereits recht detailreich. Das Design der Nasenspitze bleibt unterdessen wie im Vorjahr bestehen.

Renault, neuerdings mit Legende Alain Prost als Special Advisor an Bord, erhofft sich auch dank der neuen Regeln einen Fortschritt nach der schwierigen Rückkehr. "Wir sehen es als Gelegenheit an, schneller zum Mittelfeld aufzuholen", wollte sich Teamchef Cyril Abiteboul nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. "Wir glauben, dass die großen Teams weiterhin die großen Teams bleiben. Aber für uns ist es eine gute Gelegenheit."

Renault Sport-Präsident Jerome Stoll formulierte es präziser: "Unsere Performance-Ziele für 2017 sind klar. Wir wollen einen deutlichen und fühlbaren Fortschritt bei Leistung und Resultaten erzielen. Unser Ziel ist der fünfte Platz in der Konstrukteurs-Wertung."

Der Renault R.S.17 aus der Vogelperspektive, Foto: Renault
Der Renault R.S.17 aus der Vogelperspektive, Foto: Renault

Prost: Wieder Siegerteam werden

Prost, bislang Markenbotschafter von Renault, wird offenbar stärker ins operative F1-Geschäft eingebunden. Der vierfache Weltmeister will dabei allerdings mehr hinter den Kulissen agieren. Er reist ebenfalls zu den kommenden Testfahrten in Barcelona, um sich die neuen Autos erstmals auf der Strecke anzuschauen. "Es ist wichtig, dass Renault wettbewerbsfähig ist und bald wieder gewinnen kann", sagte der Franzose. "Zusammen mit Jerome Stoll und Cyril Abiteboul wird es wichtig sein, dem Team guten Input zu geben und die beste Strategie zu finden, damit wir zu einem Siegerteam werden. "

Neben den beiden Stammfahrern Hülkenberg und Palmer ist 2017 auch Sergey Sirotkin mit an Bord. Der junge Russe nimmt die Rolle des Test- und Entwicklungsfahrers ein und soll zudem mehr Einsätze bei Trainings während der Grand-Prix-Wochenenden erhalten. "Stabilität ist wichtig", sagte Abiteboul. "Wir sind froh, das Entwicklungsprogramm mit ihm fortzusetzen." Über Neuzugang Hülkenberg sagte Abiteboul: "Er hat in seiner Rookie-Saison eine Pole geholt, mit Porsche Le Mans gewonnen und eine wichtige Rolle beim vierten Platz von Force India gespielt. Nico wird für uns alle ein Beispiel sein. Wir haben ein Fahrer-Lineup, auf das wir sehr stolz sein können."

Die Formel-1-Autos 2017 wachsen auf eine Breite von 2 Metern, Foto: Renault
Die Formel-1-Autos 2017 wachsen auf eine Breite von 2 Metern, Foto: Renault

Der Vorgänger: Renault R.S.16

Schon zu Beginn der Saison 2016 war klar, dass Renault keine Rolle bei der Vergabe von Pokalen spielen wird. Der Kauf des Lotus-Teams zog sich Ende 2015 lange hin, aufgrund finanzieller Probleme in Enstone wurde der Bolide kaum noch weiterentwickelt. Somit fehlte Renault schlicht die Zeit, um ein konkurrenzfähiges Auto auf die Beine stellen zu können. Zudem war der alte Lotus für die Power Unit von Mercedes entworfen worden. Der R.S.16 war somit nicht mehr als ein Kompromiss, was sich auch an den Ergebnissen ablesen ließ. Gerade einmal acht Punkte, verteilt auf drei Rennen, standen schlussendlich auf dem Konto. Den Großteil der Saison verbrachte man mit dem Kampf gegen Sauber und Manor. Die Ressourcen wurden schon frühzeitig in Richtung 2017 verschoben.

Der Diffusor ist ebenfalls deutlich größer geworden, Foto: Sutton
Der Diffusor ist ebenfalls deutlich größer geworden, Foto: Sutton

Die Fahrer: Nico Hülkenberg und Jolyon Palmer

Mit Blick auf die eigenen Ziele gab es bei Renault auch eine Veränderung der Cockpit-Besetzung. Nico Hülkenberg wurde von Force India losgeeist und als neuer Fahrer unter Vertrag genommen. Vom Deutschen erhofft man sich sowohl Erfahrung, als auch die Gier nach Erfolgen. Als Teamkollege erhielt Jolyon Palmer einen neue Chance, sich zu beweisen. Der Brite zog im Teamduell gegen Kevin Magnussen zwar den Kürzeren, wusste aber gerade gegen Ende der Saison sich zu steigern.

Mit Palmer wahrt man bei Renault ein Stück Kontinuität und verhindert, dass sich gleich zwei Fahrer neu eingewöhnen müssen. Zudem verfügt der 26-Jährige über finanzielle Unterstützung, auf die auch ein Werksteam wie Renault nur ungern verzichtet. Kevin Magnussen dagegen hat das Team verlassen und fährt künftig für den Haas-Rennstall.

Das Team: Renault Sport F1 Team

Nach der Übernahme des Lotus-Teams Ende 2015 und der damit verbundenen Rückkehr als Werksteam will Renault langfristig wieder an alte Erfolge anknüpfen. Man strukturierte sich komplett neu und legte einen Fahrplan fest, der bis 2020 den WM-Titel vorsieht. 2017 dagegen will man sich deutlich häufiger in den Punkten finden und Stabilität ins Team bekommen. Infrastrukturell ist in Enstone sowie im Motorenwerk in Viry alles auf dem neusten Stand. Dennoch gab es hinter den Kulissen auch Konfliktpotenzial. Frederic Vasseur, der als Teamchef fungierte, hat das Team im Winter verlassen. Schon länger gab es Unstimmigkeiten und Kompetenzgerangel mit Managing Director Cyril Abiteboul.

Technische Daten: Renault R.S.17

ChassisKohlefaser-Monocoque
Vorderrad-AufhängungKarbon-Querlenker mit Pushrod-System
Hinterrad-AufhängungKarbon-Querlenker mit Pullrod-System
GetriebeAcht-Stufen-Getriebe; aus Titan; Halbautomatik
BenzinsystemKevlar-verstärkte Gummi-Brennstoffzelle von ATL
ElektronikMES-Microsoft Standard Elektronik
BremsenBremsscheiben und -beläge aus Karbon; von Brembo
CockpitAnatomisch geformtes Karbon-Cockpit mit Sechspunktgurt
Breite2.000 mm
Höhe950 mm
Spurweite vorn1.600 mm
Spurweite hinten1.550 mm
Gewicht728 kg (mit Fahrer)