Seit zehn Jahren ist die Formel-1-Karriere von Juan Pablo Montoya inzwischen beendet, doch noch immer gilt der Kolumbianer als eine der prägendsten Figuren der jüngeren Vergangenheit. Zwischen 2001 und 2006 bestritt er insgesamt 94 Rennen, fuhr sieben Siege ein und beendete die Saisons 2002 und 2003 als WM-Dritter. In Diensten des Williams-Teams galt Montoya damals als einer der Hauptrivalen von Michael Schumacher.

Im Interview mit dem offiziellen Kanal der Formel 1 blickte der inzwischen 41-Jährige nun zurück. Als größte Stärke Schumachers sah er dessen Mentalität. "Michael war einer der wenigen Jungs, die mental wirklich stark waren. Man konnte auch in seinen Kopf kommen, aber das war viel schwerer", blickt er zurück. Legendär sind ihre Duelle in Interlagos oder auch in Monza, als sich die beiden nichts schenkten.

Montoya galt als Meister der Kopfspielchen, der auf der Strecke keine Verwandten kannte. Gegen die meisten Fahrer sei dieses Unterfangen sehr einfach gewesen. So sei bei Michaels Bruder Ralf Schumacher die Psyche ein wichtiger Faktor gewesen. "Ich habe sehr viel von Ralf gelernt, er war sehr schnell", sagte Montoya. "Ralf zu schlagen war fast unmöglich. Aber wenn man ihn an seinem besten Tag schlagen konnte, kam man auch in seinen Kopf", erinnert er sich.

Den europäischen Fahrern attestiert Montoya eine eher schwache Mentalität. Dies sei auch heute noch erkennbar, sogar bei Superstar Lewis Hamilton. "Wenn alles super läuft, sind sie stark. Wenn Lewis gewinnt, ist er unschlagbar. Aber wenn irgendetwas falsch läuft, ist der Abfall stark", meint er. Und ergänzt: "Wären die Autos näher beisammen, würde man zwei verschiedene Leute gewinnen sehen."

Michael Schumacher und Juan Pablo Montoya lieferten sich beinharte Duelle, Foto: Sutton
Michael Schumacher und Juan Pablo Montoya lieferten sich beinharte Duelle, Foto: Sutton

Vettel und Alonso besser als Hamilton

Interessant sind auch Montoyas Aussagen zum seiner Ansicht nach aktuell besten Fahrer der Formel 1. "Ich denke Vettel ist einer der komplettesten Fahrer und Fernando [Alonso; Anm. d. Red.] - ich bin gegen Fernando gefahren während meiner Karriere - ich denke die beiden sind die besten Fahrer." Hamilton schätzt Montoya zwar ebenso als starken Fahrer ein. "Aber er sitzt im besten Auto. Es ist sehr einfach zu denken, der Fahrer im besten Auto ist auch der beste Fahrer. Aber die Frage ist: Wenn sie nicht im besten Auto wären, wie würden sie dann mit den Dingen umgehen? Ich denke, Fernando und Sebastian sind da die besten", findet Montoya.

Über Max Verstappen, der die Meinungen spaltet wie kaum ein anderer Fahrer in den vergangenen Jahren, findet der siebenmalige GP-Sieger nur lobende Worte. "Ich denke, Max ist richtig gut. Er brennt sich in das Gedächtnis der Leute, er ist aggressiv", so Montoya. "Macht er Fehler aufgrund der Aggressivität? Ja, aber die Leute reden über dich, du verschaffst dir Aufmerksamkeit. Das ist gut, das braucht der Sport", nimmt er den jungen Niederländer gegen Kritiker in Schutz.

Dass Verstappen aber 2017 Weltmeister werden kann, bezweifelt Montoya aufgrund der Stärke von Mercedes. "Mercedes ist vorne. Es wäre schön, Red Bull oder Ferrari wieder siegen zu sehen, oder auch Williams. McLaren hat alle Werkzeuge, um vorne dabei zu sein. Honda hat aufgeholt. Ich bin nicht sicher, ob sie dieses Jahr schon ganz vorne landen können. Aber ich fände es toll, wenn sie mit Ferrari oder Red Bull kämpfen könnten", blickt er voraus.