Im Fußball sind Transfers keine Besonderheit. Doch auch in der Formel 1 sind Wechsel üblich. Allein für die Saison 2017 werden sieben Cockpits neu vergeben, eine mögliche Teilnahme des Manor-Teams noch nicht eingerechnet. Besonders hellhörig wird man, wenn Top-Fahrer oder Top-Teams eine Veränderung vornehmen, teilweise sind Wechsel sogar wegen atmosphärischer Störungen unausweichlich. Motorsport-Magazin.com schaut zurück, welche Transfers die Formel-1-Welt bewegten.

1954: Fangio holt Titel mit zwei Herstellern

Bereits in den frühen Anfangsjahren gab es kuriose Wechsel in der Formel 1 zu vermelden. Juan Manuel Fangio, Anfang 1954 "erst" einmaliger Weltmeister, unterschrieb für die Saison einen Vertrag bei Mercedes. Die Stuttgarter stiegen erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder werksseitig in den Automobilrennsport ein. Doch Mercedes gelang es nicht, die Boliden rechtzeitig zum Saisonstart fertig zu bekommen. Also entschied sich Fangio, die ersten Rennen noch für sein Vorgängerteam Maserati zu bestreiten. Und tatsächlich: Fangio gewann in Argentinien und Belgien, ehe er zu Mercedes wechselte. Nach vier weiteren Saisonsiegen mit den Silberpfeilen krönte sich Fangio zum zweiten Mal zum Weltmeister - mit zwei Marken in einer Saison.

1967: Graham Hill vollendet die Geschichte

Graham Hill beim Monaco GP 1967, Foto: Sutton
Graham Hill beim Monaco GP 1967, Foto: Sutton

Es war ein Drehbuch, wie es Hollywood besser nicht hätte schreiben können. Graham Hill begann seine Karriere als Mechaniker beim Lotus-Team und wurde Stammfahrer, ehe er das junge Team verließ und sich aufmachte, die große Welt der Formel 1 zu entdecken. Hill wechselte 1960 zu BRM, wo er 1962 erstmals Weltmeister wurde. Danach folgten drei Vize-Titel, ehe er an jenen Ort zurückkehrte, wo für ihn alles begann. 1967 kam er zurück zu Lotus und seinem alten Mentor Colin Chapman, um nur ein Jahr später seinen zweiten WM-Titel einzufahren. Für Hill schloss sich damit ein Kreis.

1978: Lauda verlässt Ferrari im Streit

Niki Lauda verhalf Ferrari in den 1970er Jahren zu Glanz und Gloria, die Liebesbeziehung zerbrach jedoch 1977. Trotz des Gewinns des zweiten WM-Titels fühlte sich der Österreicher vom Team fallen gelassen. Die Scuderia nahm ihm seine Entscheidung, den Japan GP 1976 eigenhändig aufzugeben, übel, zudem kam Lauda mit seinem neuen Teamkollegen Carlos Reutemann nicht zurecht. Nachdem Lauda den Titel eingefahren hatte, warf er die Brocken vorzeitig hin und verzichtete auf die letzten zwei Rennen. Nun sah Brabham seine Chance, den Weltmeister für die folgende Saison zu verpflichten. Hauptsponsor Parmalat stellte das notwendige Geld zur Verfügung, um Lauda einen Wechsel für ein Gehalt von einer Million Dollar schmackhaft zu machen. Lauda schlug ein, hatte jedoch keine Chance auf die Titelverteidigung. Trotz zweier Siege und insgesamt sieben Podestplätze waren neun Ausfälle zu viel. Lauda wurde am Ende WM-Vierter.

1990: Prost beendet McLaren-Krieg

Die Kollision in Japan war der unrühmliche Höhepunkt der Teamkollegen Alain Prost und Ayrton Senna, Foto: Sutton
Die Kollision in Japan war der unrühmliche Höhepunkt der Teamkollegen Alain Prost und Ayrton Senna, Foto: Sutton

Nach Jahren der erbitterten Feindschaft mit Ayrton Senna verließ Alain Prost mit Beginn des Jahres 1990 McLaren und wechselte zu Ferrari. Bereits im Sommer 1989 kündigte er seinen Abschied an, nachdem er sich vom Team benachteiligt fühlte. Zum Ende der Saison redeten Senna und Prost kein Wort mehr miteinander. Es kam zum Skandalrennen in Japan, als Senna Prost in der Schikane überholen wurde, dieser aber die Tür zuschmiss und beide kollidierten. Prost stieg aus, Senna aber fuhr weiter, gewann das Rennen - und wurde später disqualifiziert, weil er die Schikane abgekürzt hatte. Somit war Prost Weltmeister. Teamchef Ron Dennis schaltete sich ein - und stellte sich öffentlich gegen den Franzosen. Das tragische Ende einer Ära.

Prost wechselte also zur neuen Saison nach Maranello. Ferrari erhoffte sich von Prost den ersten Fahrer-Titel seit 1979, doch am Ende triumphierte McLaren um Senna. Wie im Jahr zuvor, kam es beim Japan GP zu einer Kollision zwischen den Rivalen, in deren Folge der Brasilianer den WM-Titel einfuhr. Prost fuhr noch ein weiteres Jahr für Ferrari, sein vierter Titel gelang ihm jedoch erst 1993 mit Williams.

1996: Schumacher-Ära bei Ferrari beginnt

In seinem ersten Ferrari-Jahr hatte Michael Schumacher noch zu kämpfen, Foto: Sutton
In seinem ersten Ferrari-Jahr hatte Michael Schumacher noch zu kämpfen, Foto: Sutton

Zweimal wurde Michael Schumacher mit Benetton Weltmeister, doch der Ruf aus Maranello führte zum Abschied des Deutschen. Er stieg aus seinem Vertrag aus und wechselte zum Traditionsteam aus Italien. Vom Titelgewinn redete aber keiner. Der Glanz alter Tage war bei Ferrari längst verblasst, vielmehr war die Scuderia die graue Maus der Formel 1. Schumacher benötigte vor allem Geduld und Aufbauarbeit. Sein erstes Jahr schloss er auf Rang drei der Fahrer-WM ab, er landete aber vor beiden Benetton-Fahrern. Rein statistisch war sein Wechsel also schon im ersten Jahr richtig. Was dann folgte, ist Legende.

1997: Hill wird vor die Tür gesetzt

Weltmeister in jenem Jahr 1996 wurde übrigens Damon Hill. Doch als dieser den Titel einfuhr, war bereits klar, dass er das Team verlassen muss. Frank Williams entschied sich bereits Mitte der Saison dafür, statt Hill Heinz-Harald Frentzen ab 1997 ins Cockpit zu setzen. Daran konnte auch der Titelgewinn Hills nichts mehr ändern. Freie und gleichzeitig attraktive Cockpits gab es nicht. Wohin also? "Es waren entweder neue Teams oder Teams, die vorher keinen Erfolg hatten. Ich wusste also, dass ich in eine Warteschleife gehen musste, falls sich später noch eine andere Möglichkeit ergeben würde", sagte Hill später. Schlussendlich wechselte er zu Arrows, doch die Erfolge blieben komplett aus. Sein bestes Resultat dennoch: Rang zwei in Ungarn, als er in Führung liegend kurz vor Schluss einen Getriebedefekt erlitt. In der Gesamtwertung blieb nur Platz zwölf.

2007: Räikkönen wechselt den Titel herbei

Kimi Räikkönen holte 2007 mit Ferrari den Titel, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen holte 2007 mit Ferrari den Titel, Foto: Sutton

Im Übergang von der Saison 2006 zu 2007 überschlug sich das Fahrerkarussell beinahe. Michael Schumacher trat zurück und die Top-Teams wechselten munter durch. Kimi Räikkönen etwa verließ McLaren nach fünf erfolgreichen Jahren, einzig der WM-Titel blieb aus. Diesen wollte der Finne nun bei Ferrari einfahren, wofür er einen Dreijahresvertrag unterzeichnete. Alles Gute für die Zukunft wünschte er McLaren, die Zeit war jedoch reif für einen Tapetenwechsel. Und der Auftakt hätte nicht besser laufen können. In Australien gewann er gleich das erste Rennen für seinen neuen Arbeitgeber, er war damit der erste Fahrer seit Nigel Mansell 1989, der sein Debüt für die Scuderia siegreich gestalten konnte. Im weiteren Saisonverlauf profitierte Räikkönen von seiner Abgeklärtheit, während sich sein früheres Team McLaren teamintern zerfetzte. In Brasilien machte er schließlich seinen ersten WM-Titel perfekt.

2007: Alonso ein Alphatier zu viel

Der Grund für den teaminternen Krieg bei McLaren lag an der Verpflichtung eines neuen Fahrer-Duos. Lewis Hamilton kam als Rookie und Liebling von Ron Dennis, mit Fernando Alonso wurde der amtierende Doppel-Weltmeister von Renault losgeeist. Was auf dem Papier nach einer perfekten Mischung klang - der erfahrene und erfolgreiche Spanier als Lehrmeister für das Supertalent -, entwickelte sich aber bald zum Albtraum für das Team. Man hatte sich zwei Alphatiere ins Boot geholt, von denen keiner auch nur im Ansatz zurücksteckte. Hamilton wusste dabei die Unterstützung der Teamleitung auf seiner Seite, Alonso reagierte, indem er Dennis im Zuge der Spionageaffäre unter Druck setzte. Am Ende wurden McLaren alle Konstrukteurs-Punkte aberkannt, eine Geldstrafe von 100 Millionen Dollar wurde verhängt und den Fahrertitel musste man zudem Kimi Räikkönen überlassen. Wenig überraschend verließ Alonso das Team nach nur einer Saison wieder.

2013: Lauda holt Hamilton zu Silber

Lewis Hamilton bestritt 2013 seine erste Saison für Mercedes, Foto: Sutton
Lewis Hamilton bestritt 2013 seine erste Saison für Mercedes, Foto: Sutton

Hamilton blieb noch einige Jahre bei McLaren und wurde 2008 Weltmeister. 2012 aber, als klar war, dass Mercedes einen Nachfolger für Michael Schumacher benötigte, hatte Niki Lauda eine Idee. Er wollte Hamilton zum aufstrebenden Werksteam holen. Dieser sträubte sich, schließlich wäre es auf den ersten Blick eine Verschlechterung gewesen. "Aber dann hab ich gesagt: 'Überleg einmal, wenn das Team durchstartet und du wirst mit Mercedes Weltmeister, dann wirst du berühmter als ich.' Da hat es klick gemacht, und Lewis sagte: Let's talk!", blickte Lauda später zurück. Zwei Tage nach diesem Gespräch in der Nacht von Singapur entschied sich Hamilton für den Wechsel. Reicht es 2013 noch nicht zum Titel, verhilft die Einführung der Hybrid-Motoren Mercedes zu riesiger Überlegenheit, die Hamilton bis heute zu zwei weiteren Titeln nutzte.

2015: Vettel tritt in Schumis Fußstapfen

Von 2010 bis 2013 dominierte Sebastian Vettel mit Red Bull die Formel 1 nach Belieben. Viermal Fahrer- und Herstellertitel in Folge, doch vom Legendenstatus eines Michael Schumacher war der Heppenheimer dennoch weit entfernt. Nicht nur deshalb erklärte er bereits öfters, wie reizvoll es wäre, später zu einem Team wie Ferrari zu wechseln. Ende 2014, als Red Bull durch das neue Motoren-Reglement seine Vormachtstellung verlor, packte Vettel die Chance beim Schopf. Durch eine Ausstiegsklausel konnte er seinen Vertrag bei Red Bull beenden, als Fernando Alonsos Abschied von Ferrari feststand, wurde Vettel bestätigt. In die Fußstapfen seines Idols Michael Schumacher, der mit Ferrari fünf Titel gewann, konnte er bislang jedoch kaum treten.

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