McLarens großer Umbruch für die Saison 2017 zeichnet sich seit Ron Dennis Ausscheiden immer stärker ab. Der neue Executive Director des britischen Traditionsrennstalls, Zak Brown, machte von Anfang an klar: McLaren soll wieder im alten Glanz erstrahlen und zu alter Größe zurückfinden - ganz im Stile des umstrittenen amerikanischen Zeitgeistes, Altes wieder 'great' zu machen. Obwohl er dabei beteuerte, das Erbe des legendären Rennstalls bewahren zu wollen, musste im Zuge seiner Marketing-Offensive jetzt eine wahrhafte Legende dran glauben: Die traditionelle Typenbezeichnung MP4 ist ab 2017 Geschichte.

"Wir wollen, dass die Fans sagen, dass unser Auto das coolste im gesamten Feld ist", so Brown kurz nach seinem Dienstantritt im Dezember 2016. Der 45-jährige US-Amerikaner erlebte als Fan die Blütezeit McLarens mit, als das Team in rot und weiß mit seinen TAG- und später Honda-befeuerten Boliden von Triumph zu Triumph fuhr: "Ich bin in der Ära von McLaren Honda mit Senna und Prost aufgewachsen." Um der Besinnung auf die Tradition Nachdruck zu verleihen, wird in den sozialen Netzwerken des Teams seit einigen Wochen immer wieder mit der Farbe Orange gespielt, um die Brücke zu den allerersten McLaren-Boliden der 1960er Jahren zu schlagen, welche stets in dieser Farbe lackiert waren.

Trotz aller Nostalgie entschied die neue Teamführung nun, die Boliden für die neue Saison umzutaufen. Aus MP4 wird MCL, womit das neue Arbeitsgerät von Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne die Bezeichnung MCL32 tragen wird. Den Look des neuen Boliden haben die neuen Chefs längst abgesegnet. "Ich denke, die Fans werden gespannt sein, wie das neue Auto sowohl technisch als auch optisch aussieht. Wir haben es den Jungs und Mädels bei McLaren schon gezeigt und sind sehr gespannt auf unsere Zukunft", verriet Brown Mitte Januar auf der Autosport International Show.

McLaren trug seit 1981 Ron Dennis' Handschrift, Foto: Sutton
McLaren trug seit 1981 Ron Dennis' Handschrift, Foto: Sutton

McLaren trägt Ron Dennis' DNA

Ob der MCL32 tatsächlich orange wird, steht bis zur offiziellen Präsentation am 24. Februar noch in den Sternen. Der Mann, der über 30 Jahre McLaren verkörperte und dem Team zu seinem glorreichen Image verhalf, konnte sich mit der Vorstellung einer Orange-Rückkehr nicht anfreunden: "Die traditionelle Farbe McLarens ist eigentlich orange, das Design zur Ära Prost-Senna war Marlboro geschuldet. Chrom, rot und schwarz sind jedoch seit jeher die McLaren-typischen Farben", so Ex-Teamchef Ron Dennis, der nach seinem Einstieg bei McLaren 1980 eine ganz eigene Geschichte schrieb, die mit der Mannschaft von Namensgeber Bruce McLaren und dessen orangenen Boliden eigentlich nur noch den Teamnamen gemein hatte.

Nachdem McLaren zwischen 1978 und 1980 sieglos geblieben war, fusionierte das Team mit Dennis' Formel-2-Rennstall Project Four. Schon 1981 trug der McLaren-Bolide daraufhin die Bezeichnung MP4/1, was schlichtweg für das erste Werk des 'Marlboro Project Four' stand. Dennis hatte damit seine eigene Tradition begründet, und mit der alten Typenbezeichnung 'McLaren M', unter welcher zwischen 1966 und 1980 die Boliden M2B bis M30 konstruiert wurden, kurzerhand Schluss gemacht.

Auch das ursprüngliche Firmenlogo, das den neuseeländischen Laufvogel Kiwi zeigte und damit auf die Herkunft von Gründer Bruce McLaren verwies, tauschte Dennis mit der Übernahme des Teams kurzerhand aus. Seit 1981 stand der dynamische McLaren-Schriftzug in schwarz und rot für das Team, dessen Basis im selben Jahr von Colnbrook nach Woking verlegt wurde.

Das McLaren-Logo im Wandel der Zeit, Foto: McLaren
Das McLaren-Logo im Wandel der Zeit, Foto: McLaren

Die Marke MP4

Sieben Konstrukteurs- und zehn Fahrer-Weltmeisterschaften konnten die MP4-Boliden zwischen 1981 und 2016 erringen. Die legendäre Typenbezeichnung beschränkte sich in diesen 35 Jahren nicht nur auf die Formel-1-Boliden aus der Feder der McLaren-Konstrukteure. Mit dem 2011 durch McLarens' Automobilsparte McLaren-Automotive auf den Markt gebrachten MP4-12C, wurde auch dem ersten Supersportwagen seit dem legendären McLaren F1 aus den 1990er Jahren die DNA der Formel-1-Erfolge eingeimpft.

Die Entscheidung der neuen Teamführung, mit der MP4-Tradition zu brechen, könnte der erste Schritt in eine neue McLaren-Ära sein, in welcher das Vermächtnis von Ron Dennis langsam aber sicher ausradiert wird. Ganz ähnlich des Umbruchs im Jahr 1981, als Dennis selbst das Team komplett umkrempelte und sich ungeachtet aller orangener und neuseeländischer Tradition in McLaren selbstverwirklichte.