Was findet sich in der Winterpause vor dem Beginn der Saison 2017 auf den Social-Media-Kanälen der Formel-1-Fahrer? Urlaubsfotos und Partybilder? Mangelware! Nein, es sind Fotos und Videos von Fahrradtouren, Wanderungen, Spinning-Einheiten und vom Gewichte-Stemmen. Da wird selbst Arnold Schwarzenegger blass.

Der Grund für den im Vergleich zu den Vorjahren gestiegenen Fitness-Hype ist der Ausblick auf das neue Reglement. Es bringt Autos mit mehr Abtrieb hervor. In Verbindung mit breiteren Reifen, die mehr Grip bieten, sollten die Kurvengeschwindigkeiten und damit auch die G-Kräfte deutlich zunehmen. Muskelaufbau steht vor der Saison 2017 also im Vordergrund.

Die Magerzeiten der Formel 1 sind zwar nicht gänzlich vorbei, doch Kraft bekommt einen höheren Stellenwert. "Das Gewicht wird immer sehr wichtig sein. Die Teams verlangen von den Fahrern immer, so leicht wie möglich zu sein, weil sie stets neue Teile ans Auto bringen wollen - und die bringen natürlich ein Zusatzgewicht mit sich", meint McLaren-Pilot Stoffel Vandoorne. "Aber es muss eine Balance geben, denn man muss auch seine Kraft behalten."

Motorsport-Magazin.com stellt euch die Trainingsprogramme der Formel-1-Piloten vor, die sie teils an recht exotischen Orten absolvierten.

Daniel Ricciardo

Ricciardo: Saisonvorbereitung in Los Angeles: (02:21 Min.)

Der Australier absolvierte einen Teil seines Trainingsprogramms in den USA, genauer gesagt bei Red Bull North America in Los Angeles. Gewichte stemmen, Spinning und Boxen standen bei ihm unter anderem auf dem Trainingsplan. Zudem ließ er regelmäßig Blutproben nehmen und ernährte sich gesund.

"Es macht Spaß, dieses Jahr den Schwerpunkt sogar noch mehr auf das Training im Januar zu legen - vor allem, wenn man es in Los Angeles macht!", schwärmt Ricciardo im Gespräch mit der offiziellen Webseite der Formel 1. "Jedes Jahr war der Januar irgendwie eine intensive Zeit, aber dieses Jahr können wir es uns erlauben, härter zu trainieren, ohne uns Sorgen um Gewicht und Muskeln zu machen."

Marcus Ericsson

Ricciardo ist nicht der einzige Formel-1-Fahrer, der in Los Angeles trainierte. Auch Sauber-Pilot Marcus Ericsson verbrachte zweieinhalb Wochen in der Metropole. Neben Cardio- und Nackentraining absolvierte er unter anderem auch eine Fahrradtour mit Jenson Button. Zum Glück kam ihm diesmal kein Huhn in die Quere...

Nico Hülkenberg

Andere wiederum gingen nicht auf weite Reisen, sondern trainierten in bekanntem Terrain. Nico Hülkenberg ist einer der Fahrer, die in Monaco trainieren. "Für mich persönlich war es eine der kürzesten Pausen seit Jahren", gesteht er gegenüber der offiziellen Webseite der Formel 1.

Daniil Kvyat

Toro-Rosso-Pilot Daniil Kvyat setzt ebenfalls auf seine gewohnte Trainingsumgebung in Monaco. Um sich optimal auf die neue Saison vorzubereiten, verzichtete er sogar auf Heimaturlaub in Russland. Stattdessen kam seine Familie zu ihm nach Monaco. Auch über die Weihnachtsfeiertage ließ Kvyat das Training nicht schleifen. Im Vergleich zum Vorjahr steigerten sich bei ihm vor allem die Umfänge.

"Es ist ein schönes Leben, wenn es Resultate bringt. Ich trainiere lieber als Party zu machen, da das Endergebnis ist, dass ich ein Formel-1-Auto fahre!", sagt Kvyat. "Wenn man weiß, dass man seine Vorbereitung so gut wie möglich absolviert hat, kann man alles mit ruhigem Gewissen angehen."

Valtteri Bottas

Auch Mercedes-Neuzugang Valtteri Bottas unternahm keine weite Reise in neue Trainingsgefilde, sondern arbeitete in Monaco und seiner finnischen Heimatstadt Nastola an seiner Fitness. Sein Programm aus Laufen, Fahrradfahren und Gewichte stemmen umschrieb er mit den Worten: 'Trainieren, essen, schlafen, wiederholen'.

Max Verstappen

Auch Max Verstappen hat ein bekanntes Mantra parat: 'No pain, no gain #keeppushing'. Bei all dem harten Training verliert er jedoch nicht seinen Humor. Zu einer Übung, bei der er den Kopf auf einer Bank ablegt, schrieb er: 'Ich nehme mir nur etwas Zeit, um zwischen den Workouts zu entspannen'.

Lance Stroll

Einen exotischen Trainingsort wählte Formel-1-Rookie Lance Stroll mit den britischen Jungferninseln, wo er am Strand trainieren konnte. Der Williams-Pilot wagte sich jedoch auch in die Kälte und tobte sich beim Schneeschuhwandern aus.

Esteban Ocon

Auch Force-India-Pilot Esteban Ocon stapfte in den Pyrenäen durch den Schnee, als Abwechslung zum Training im Fitnessstudio.

Romain Grosjean

In den Schnee zog es auch Haas-Pilot Romain Grosjean, der in Mijoux in der Nähe von Genf die weiße Pracht genoss. Grosjean absolvierte ein abwechslungsreiches Programm, das auch Windsurfen, Tennis und Bogenschießen beinhaltete.

Stoffel Vandoorne

Auch das Programm von Stoffel Vandoorne kann sich sehen lassen: Surfen vor Indonesien, Laufen im spanischen Marbella, Radfahren auf den Col de La Madone in Frankreich, Stretching in Monte Carlo... "Seit dem Ende der vergangenen Saison habe ich mit meinem Trainer und Physio Mike Collier zur Vorbereitung auf 2017 schon einige Trainingscamps absolviert", erklärt Vandoorne. "Wenn wir die Chance haben, uns ohne Ablenkungen auf die Fitness zu konzentrieren, können wir drei Trainingseinheiten in einen Tag quetschen."

In der ersten Session am Morgen geht es ums Dehnen und die Beweglichkeit. Danach folgt ein langes Cardio-Training, sei es eine Fahrradtour oder Laufen. Nach einer kurzen Pause geht es dann ins Fitnessstudio, wo vor allem an Kraft sowie Stabilität im Oberkörper und Nacken gearbeitet wird. "Eigentlich ist der Nacken von allen Muskeln des Körpers am schwierigsten zu trainieren, da er fragil ist und man ihn leicht überlasten kann", erläutert der McLaren-Pilot.

"Wir müssen auch den Oberkörper stärken, da wir schneller durch die Kurven fahren werden. Obwohl wir eine Servolenkung haben, brauchen wir eine bessere Stabilität im Rumpf. Man hält in Kurven mit hohen G-Kräften immer noch den Atem an - wir können nicht atmen. Daher ist sowohl Cardio-Training als auch Stabilität im Rumpf extrem wichtig", meint Vandoorne.

Jolyon Palmer

Renault-Pilot Jolyon Palmer ließ sich in der Heimat auch bei Schmuddelwetter nicht vom Training abhalten. Er ist davon überzeugt, dass 2017 besonders offensichtlich wird, wer im Winter fleißig war und wer nicht. "Wenn es so wird, wie wir es erwarten, dann wird sich schon früh zeigen, wer im Winter im Fitnessstudio war und wer nicht", sagt er gegenüber Autosport.

Carlos Sainz

Auch Carlos Sainz trainierte zum Teil in England, genauer gesagt in London. Er gönnte sich nach Weihnachten nicht wie üblich eine kurze Pause, sondern stieg gleich voll ins Training ein. "Das bedeutete, dass ich an Silvester nicht so sehr feiern konnte wie in anderen Jahren, aber ab und zu muss man eben Opfer bringen!", gesteht er.

"Ich bereite mich mit den schlimmsten Befürchtungen vor. Ich erwarte, dass mein Nacken nach fünf Runden beim ersten Test in Barcelona hinüber ist und dass mein Herzschlag bei 180 ist! Wenn ich das annehme und entsprechend trainiere, dann wird das natürlich nicht passieren", erläutert er seine Herangehensweise. "Das ist der Grund, warum ich früher angefangen habe als üblich und schon früh Gas gegeben habe. Es ist unmöglich, zu fit und zu stark zu sein."

Lewis Hamilton

Einige Fahrer lassen sich bei ihrem Training allerdings nicht in die Karten blicken und damit sind nicht nur die Social-Media-Abstinenzler Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen gemeint. Auch von Lewis Hamilton, der in den sozialen Medien sehr aktiv ist, gibt es diesbezüglich nur wenig zu sehen, abgesehen davon, dass er den Schnee genoss.

Stunde der Wahrheit in Barcelona

Trotz intensiver Vorbereitung beginnt für die Formel-1-Piloten bei den ersten Testfahrten des Jahres eine Reise ins Ungewisse. "Es ist extrem schwierig, genau zu wissen, wie es sich anfühlen wird, denn man kann die Kräfte im Simulator nicht akkurat nachahmen", gibt Vandoorne zu bedenken. "Das beste Training ist nach wie vor, einfach das Auto zu fahren. Und egal wie viel wir über den Winter am Nacken und unserer Rumpfstabilität gearbeitet haben - der erste Test wird für alle hart."