2009 hielt erstmals Hybrid-Technologie Einzug in die Formel 1. KERS allerdings machte nur einen Bruchteil der Rundenzeit aus, viele Teams verzichteten sogar darauf, weil es zu schwer war. Seit 2014 fährt die Königsklasse mit richtigen Hybrid-Maschinen: Eine Generator/Motor-Einheit am Turbolader, eine an der Kurbelwelle.

Seit der Hybrid-Revolution gibt es immer mehr Kritik an der Formel 1. Zwar sind die neuen Aggregate deutlich leistungsstärker als ihre direkten V8-Sauger-Vorgänger, die Fans allerdings bemängeln den Sound, Kundenteams den Preis für die Motoren.

Als Reaktion auf die anhaltende Kritik wurde am Reglement für 2017 geschraubt - allerdings nicht am Motor, sondern am Chassis. Durch breitere Reifen und aggressive Aerodynamik werden die Autos rund fünf Sekunden pro Runde schneller. Auf Motoren-Seite gibt es allerdings nur minimale Änderungen: Vier statt bisher fünf Triebwerke pro Fahrer und Saison, keine Entwicklungs-Einschränkung durch die Token-Regelung mehr und kleinere Vorschriften, um die Leistungen der Hersteller anzugleichen.

Neues Motoren-Reglement nach 2020

Das aktuelle Motorenreglement war von Anfang an bis 2020 vorgesehen - und daran halten die Hersteller trotz aller Kritik auch fest. "Wir können darüber diskutieren, solange wir eine langfristige gemeinsame Perspektive haben. Womit wir nicht umgehen können, ist, Investitionsentscheidungen zu treffen, die dann im nächsten Jahr für obsolet erklärt werden", sagte Mercedes Motorsportchef Toto Wolff im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Doch vor 2020 wird sich wohl nichts ändern. Im Gegensatz zum Aero-Reglement sind Änderungen in kürzeren Zeitspannen nur schwer möglich. Entwicklung und Fertigung von Motoren brauchen länger und sind kostspieliger. Deshalb muss schon jetzt über das Reglement für die Zeit nach 2020 diskutiert werden.

Wolff, dessen Vertrag Ende 2017 ausläuft, macht sich aus gutem Grund auch über seine aktuelle Amtszeit hinaus Gedanken über die Entwicklung der Formel 1. Der Österreicher findet noch immer Spaß an seiner Arbeit und kann sich über eine intakte Beziehung zum Konzernvorstand freuen. "Insofern können Sie davon ausgehen, dass ich das noch eine Zeitlang machen werde", so der 45-Jährige.

Wolff: Eher Elektro- als Saugmotoren

Eine Rückkehr zu herkömmlichen Saugmotoren nach 2020 schließt Wolff erwartungsgemäß aus: "Die Formel 1 steht auch für Technologie. Natürlich geht es um den Kampf der Fahrer. Es sind immer wieder Dinge in der Formel 1 erfunden worden, die dann auch den Weg in die Serie gefunden haben. Die Formel 1 ist das schnellste Labor der Welt - das dürfen wir nicht aufgeben."

Nicht wegen Nachhaltigkeit, sondern wegen Performance: Wolff denkt über Elektromotoren nach, Foto: Formula E
Nicht wegen Nachhaltigkeit, sondern wegen Performance: Wolff denkt über Elektromotoren nach, Foto: Formula E

Doch Handlungsbedarf sieht auch der Mercedes Motorsportchef. "Wir müssen vielleicht eher schauen, wie wir noch mehr Leistung aus diesen Hybrid-Motoren ziehen können. Die Autos müssen noch schneller werden", so Wolff. Um dieses Ziel zu erreichen, kann er sich auch drastische Maßnahmen vorstellen: "Wenn das in zehn oder fünfzehn Jahren bedeutet, dass wir hundertprozentig elektrisch fahren, weil das die leistungsstärksten Motoren sind, dann kann ich mir schon vorstellen, dass das in diese Richtung geht."

Mit dieser drastischen Maßnahme allerdings würde das Sound-Problem ausufern. Lösungen? Unmöglich. "Einen Sound künstlich herzustellen, das ist nicht die Formel 1", meint auch Wolff. In Kombination mit einem Verbrennungsmotor ist es immerhin möglich, den Sound etwas zu verbessern.

Dass der Sound beim aktuellen Reglement zu kurz kam, ist logisch. Das Reglement wurde von Ingenieuren gemacht - die ausschließlich an die Effizienz der Motoren denken. Sound ist in der Sprache der Ingenieure ungenutzte Energie. Wolff kapselt sich zumindest hier von seinen Ingenieuren ab: "Ich bin aber auch ein Verfechter des Sounds, Motorsport ist ein audiovisuelles Erlebnis."