2017 bringt einiges neues für Pascal Wehrlein. Nach seinem beachtenswerten Debütjahr bei Manor folgt der nächste Schritt, der Aufstieg zum Sauber-Team. Mit Marcus Ericsson hat der Deutsche erstmals einen routinierten Piloten an seiner Seite, der allerdings nicht als Supertalent der Szene gilt. Was erwartet Wehrlein bei Sauber?

Wehrlein und Ericsson: Die Erfolge vor dem F1-Einstieg

Ericsson geht 2017 in seine vierte Formel-1-Saison, Wehrlein gerade einmal in seine zweite. Welche Erfolge haben den Aufstieg der beiden in die Königsklasse begünstigt?

Wehrleins Karriere begann im Alter von 13 Jahren im Kartsport. Nach sieben Jahren harter Schule dann der Aufstieg in den Formelsport. Im ersten Jahr im ADAC Formel Masters überzeugte der heute 22-Jährige mit einem Sieg und drei Podestplätzen. Im Endklassement belegte Wehrlein einen starken sechsten Platz. Dass der Deutsche für Größeres berufen war, zeigte er im zweiten Jahr. Mit acht Siegen und fünf Podestplätzen krönte sich Wehrlein zum Meister der Saison 2011.

Wehrlein blieb Mücke Motorsport weiterhin treu. Gleichzeitig erkannte die Teamführung sein Potenzial und beförderte ihn. Fortan ging Wehrlein in der Formel 3 Europameisterschaft an den Start. Im ersten Jahr dort holte er einen Sieg und fuhr fünfmal unter die besten Drei. Das bedeutete Platz zwei in der Meisterschaft. Bereits hier hatte es Wehrlein mit Hochkarätern zu tun, bezwang Felix Rosenqvist, Tom Blomqvist und einen gewissen Carlos Sainz Jr.

Wehrlein überzeugte in der F3, Foto: cmv-sportmedia
Wehrlein überzeugte in der F3, Foto: cmv-sportmedia

2013 der Ritterschlag: Mücke Motorsport vertraute auf das Talent des Deutschen und hievte ihn in die DTM. Damit kam Wehrlein seinem großen Traum einen riesigen Schritt näher, in der Königsklasse des Motorsports an den Start zu gehen. Die ersten zwei Saisons waren klare Lehrjahre für ihn. 2013 beendete Wehrlein die Meisterschaft auf dem 22. Rang. Ein Jahr später zeigte die Lernkurve allerdings schon steil nach oben. Nach einem Sieg beendete er die Saison 2014 bereits unter den Top-10 auf Platz acht. Ein Jahr später legte Wehrlein seine Meisterprüfung ab. Zwei Siege, drei Podestplätze und lediglich dreimal außerhalb der Punkteränge: Wehrlein wurde DTM-Meister. Mercedes und Force India streckten die Fühler nach dem Deutschen bereits 2014 aus und engagierten ihn als Testfahrer. Nach dem DTM-Titel belohnte Mercedes Wehrlein mit der Beförderung in die Königsklasse und parkte ihn zunächst bei Manor.

Etwas unspektakulärer liest sich da die Karriere von Ericsson, ehe er es in die Königsklasse schaffte. 1999 begann seine Laufbahn ebenfalls im Kartsport. Auch er wechselte wie so viel in den Nachwuchs-Formelsport. Hier konnte der Schwede gleich bei seinem Debüt in der britischen Formel BMW glänzen. Er holte mit sieben Siegen und sechs Podestplätzen den Titel. Seine Konkurrenz ist jedoch weit weniger stark einzuschätzen als dies beispielsweise bei Pascal Wehrlein in seiner Formel-3-Zeit der Fall gewesen ist.

2009 folgte die erste Tuchfühlung mit der Königsklasse, als Ericsson im Dezember für Brawn GP testen durfte. Nach seinem Wechsel in die GP2-Serie 2010 traf er bereits auf einige Bekannte und starke Konkurrenten. Neben Pastor Maldonado und Sergio Perez, die die Saison auf den Plätzen eins und zwei beendet hatten, musste sich Ericsson auch mit Romain Grosjean oder dem verstorbenen Jules Bianchi messen. Der Schwede beendete seine erste Saison trotz eines Sieges nur auf dem 17. Rang.

Ericsson neuer Gradmesser für Wehrlein, Foto: Sutton
Ericsson neuer Gradmesser für Wehrlein, Foto: Sutton

Im zweiten Jahr zeigte die Lernkurve nach oben. Während Grosjean Meister wurde, schaffte es Ericsson erstmalig unter die Top-10. 2012 verhalfen ihm ein Sieg und drei Podiumsplatzierungen den Sprung auf den achten Meisterschaftsplatz. Dabei konnte er einen gewissen Felipe Nasr oder einen Jolyon Palmer hinter sich lassen. Nach Platz sechs im darauf folgenden Jahr endlich die Beförderung: Caterham holte 2014 Ericsson in die Königsklasse.

Erfolgreicher liest sich der Werdegang von Pascal Wehrlein, vor allem nach seinem beeindruckenden Titel in der DTM 2015. Doch auch wenn die Karriere von Marcus Ericsson schleppender verlief, hatte auch er bereits in jungen Jahren mit starken Gegner auf der Strecke zu kämpfen.

Wehrlein und Ericsson und die Teamkollegen

In seinem ersten Jahr hinterließ Ericsson mit denkbar unterlegenem Material einen mäßigen Eindruck. Zwar war Teamkollegen Kamui Kobayashi konstanter und kam öfter vor Ericsson ins Ziel, doch sein 11. Platz in Monaco war bei der Schlussabrechnung Gold wert für den Schweden.

2015 wechselte Ericsson zu Sauber und hatte es da mit dem Formel-1-Rookie Felipe Nasr zu tun. Sechsmal schaffte es Nasr in die Punkte, Ericsson fünfmal. Bei Saisonende hatte der Youngster dreimal soviele Punkte auf dem Konto wie sein schwedischer Teamkollege.

Im vergangenen Jahr konnte Ericsson vor allem in der ersten Saisonhälfte den Spieß umdrehen und hatte Nasr weitestgehend unter Kontrolle. Im weiteren Verlauf konnte der Brasilianer die Bilanz etwas korrigieren, allerdings schlug das Pendel in Ericssons Richtung aus. Mit dem neunten Platz beim chaotischen Regenrennen in Sao Paulo sicherte sich Nasr aber zwei WM-Punkte und konnte die Meisterschaft entsprechend vor seinem Teamkollegen abschließen.

Australien 2016: Renndebüt für Wehrlein, Foto: Sutton
Australien 2016: Renndebüt für Wehrlein, Foto: Sutton

Manor startete mit zwei Rookies in die Saison 2016. Wehrlein bekam als Teamkollegen den Indonesier Rio Haryanto vorgesetzt. Vor allem im Renntrimm hatte der Deutsche klar die Nase vorn. Nachdem Haryanto die Gelder ausgingen, um sein Cockpit zu finanzieren, wurde er nach dem Großen Preis von Deutschland durch Esteban Ocon ersetzt.

Wehrlein hatte zwar den Vorteil von zwölf Rennen mehr auf seiner Seite. Doch Ocon, genauso wie Wehrlein von Mercedes gefördert, machte Wehrlein vor allem gegen Saisonende das Leben schwer. Wehrlein behielt aber die Oberhand im Team-Duell. Die Saison beendete der Deutsche mit einem spektakulären WM-Punkt (Österreich GP) vor beiden Teamkollegen.

Motorsport-Magazin.com meint:

Nach Nico Rosbergs Rücktritt aus der F1 wurde der Name Pascal Wehrlein für die Nachfolge für das freie Silberpfeil-Cockpit heiß gehandelt. Am Schluss bekam der wesentlich routiniertere Valtteri Bottas den Zuschlag. Ein Wechsel des Deutschen zum Weltmeister-Team war aber weit mehr als reine Spekulation.

Sollte Bottas einen Einjahres-Vertrag mit Mercedes abgeschlossen haben und nach 2017 das Team verlassen müssen, würde Pascal Wehrlein theoretisch die Tür offener stehen als noch zuletzt. Doch er muss zeigen, dass er das Zeug dazu hat, für die Silberpfeile anzutreten. Ericsson mit drei Jahren Formel-1-Erfahrung muss er schlagen, und das deutlich. Es wird für Wehrlein zweifellos ein "make or break"-Jahr in der Königsklasse werden.

Leicht wird es für den Deutschen nicht. Ericsson kennt das Team nach zwei Jahren wie seine Westentasche. Im vergangenen Jahr klagte Nasr darüber, das Team würde Ericsson bevorzugen - weil seine Hintermänner Sauber finanziell am Leben hielten. Sollte es Wehrlein gelingen, Ericsson in der WM zu schlagen, und sollte Bottas die hohen Erwartungen an ihn nicht erfüllen, könnte der Weg für den Deutschen direkt und ohne Umwege ins Silberpfeil-Cockpit führen. (Haris Durakovic)