Hier spricht Massa über sein F1-Comeback: (04:16 Min.)

Felipe Massa ist zurück in der Formel 1, fährt mit Williams seine 17. Saison in der Königsklasse. Dabei hatte er doch eigentlich seinen Rücktritt bekanntgegeben. Tut sich der Brasilianer mit der Rückkehr einen Gefallen und schreibt ein weiteres Kapitel - oder hätte er das Buch namens Formel 1 lieber zuklappen sollen? Die Redakteure von Motorsport-Magazin.com diskutieren über sein Comeback.

Pro: Das Ass im Williams-Ärmel

Felipe Massa ist zurück in der Formel 1! Der Rücktritt vom Rücktritt sorgt aber nicht überall nur für Freude, dominant ist eher ein unverständliches Kopfschütteln. Eine getroffene Entscheidung sollte nicht revidiert werden, so der allgemeine Tenor. Allerdings muss hier differenziert werden. Massa hat immer betont, dass er konkurrenzfähiges Material haben möchte und nur dann eine Zukunft in der Formel 1 sieht.

Nach der Williams-internen Bekanntgabe von Lance Stroll und dem laufenden Vertag von Valtteri Bottas hätte er 2017 das Team wechseln müssen - und das sicher nicht zu einer stärkeren Mannschaft. Nun hat er die Chance, bei Williams nochmal anzugreifen. Wie hätte er als echter Vollblut-Racer zu so einem Angebot nein sagen können?

Mit 35 Jahren wird Massa 2017 der zweitälteste Pilot des Feldes nach Kimi Räikkönen sein - und damit einer der mit Abstand erfahrensten. Eine Tatsache, die in der kommenden Saison schlicht Gold wert sein wird. Mit neuen Autos, neuen Reifen und neuen Regeln braucht Williams neben Rookie Stroll einen Leader im Team, der das Auto weiterentwickeln und seine Erkenntnisse aus 250 Grand Prix gewinnbringend einsetzen kann.

Zudem könnten genau die neuen Autos die Trumpfkarte des Brasilianers werden. Die Boliden bieten ab 2017 mehr Downforce und durch die breiteren Reifen steigt der Grip. Genau diese Eigenschaften liebt der 35-Jährige. Das stellte er nicht zuletzt in seinen Anfangsjahren bei Ferrari unter Beweis, als er um die Weltmeisterschaft kämpfte. Somit ist Massa vielleicht nicht nur der notwendig gewordene Ersatz von Valtteri Bottas, sondern das Ass im Williams-Ärmel.

Contra: Lass gut sein, Felipe

Warum, Felipe, warum? Massa hatte 15 relativ erfolgreiche Jahre in der Formel 1. Damit hätte es auch gut sein können. Jetzt kehrt er zurück, nachdem er sich im großen Stil verabschiedet hatte. Seine Ehrenrunden in Brasilien und Abu Dhabi waren Gänsehaut-Momente. Durch seine Rückkehr werden sie nun verwässert. Schade. Sorry, Felipe, aber: Deine Geschichte in der Formel 1 ist zu Ende erzählt.

Was bringt ihm nun das unerwartete Comeback? Williams wird trotz des neuen Reglements vermutlich höchstens die vierte Kraft sein hinter Mercedes, Red Bull und Ferrari. 2016 war ein schweres Jahr für das Team aus Grove - kaum zu glauben, dass ihnen diese Saison der große Coup gelingt und sie um die Weltmeisterschaft fahren. Und dann? Für Massa wäre ein Podestplatz wohl das Höchste der Gefühle.

Mehr dürfte kaum drin sein. Sechste bis achte Plätze erscheinen aktuell realistischer. Warum will sich Massa das antun? Mit dem jungen Lance Stroll hat er zudem einen Teamkollegen, gegen den alles andere als ein interner Sieg einer Katastrophe gleichkäme. Wirklich zu gewinnen gibt es also nichts für den F1-Veteran.

Sicher, die Formel 1 ist für jeden Rennfahrer das Höchste der Gefühle. Aber für Massa gibt es nichts Neues mehr - und auch nichts zu holen. Lieber hätte er sich eine kurze Auszeit nehmen sollen, um dann im Spätherbst seiner Karriere eine neue Herausforderung in der Formel E zu suchen. Jetzt schreibt er ein neues Kapitel, das niemand mehr lesen möchte.