Der Mexiko GP hat in diesem Jahr einen traurigen Rekord aufgestellt: Innerhalb weniger Stunden gab es drei verschiedene Drittplatzierte, drei verschiedene Viertplatzierte und ebenso viele Fünfte. Sebastian Vettel, Max Verstappen und Daniel Ricciardo wechselten sich ab, weil es zunächst sofort nach dem Überfahren der Ziellinie eine Strafe für Verstappen gab und dann, weniger Stunden später, noch eine Strafe für Vettel.

Grund für das Wirrwarr war die Regelklarstellung eine Woche zuvor beim US GP in Austin. Rennleiter Charlie Whiting hatte das 'Lex Verstappen' ausformuliert und den harten Verteidigungsmanövern des Red-Bull-Piloten einen Riegel vorgeschoben. Ein ungeschriebenes Gesetzt wurde niedergeschrieben.

"Daraufhin hat Bernie [Ecclestone] den Charlie [Whiting] zusammengeschissen", verrät Niki Lauda im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Und der ist wiederum zu mir gekommen und hat mich gefragt, warum ich mich so aufrege. Also sagte ich zu Charlie: 'Der Schuss geht nach hinten los. Erklär mir jetzt, was das heißt? Wenn du das dem Vettel, Verstappen oder Ricciardo gibst, liest das jeder anders.' Charlie verneinte das. Und was ist dann in Mexiko passiert? Genau das, was ich gesagt habe."

Doch nicht einmal Stunden nach dem Rennen war endlich Ruhe: Ferrari legte gegen die Bestrafung von Vettel Berufung ein. Zwei Wochen später kam es in Brasilien zur erneuten Anhörung, erst nach dem Brasilien-Wochenende war die Sache endgültig gegessen, als Ferrari auf einen erneuten Einspruch verzichtete. "Deswegen muss jetzt etwas passieren, damit wir für nächstes Jahr keine solchen Regeln mehr haben", fordert Lauda.

Laudas Vorschlag: "Stewards können wir noch haben, aber sie brauchen nichts mehr entscheiden. Eigentlich kann man sie aber auch abschaffen. Man muss die Regeln abschaffen, denn sie interpretiert eh jeder anders."

Niki Lauda im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, Foto: Sutton
Niki Lauda im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, Foto: Sutton

"Ich habe Ricciardo beim Frühstück gefragt: Was passiert jetzt, wenn man diese ganzen Regeln wegnimmt?", plaudert Lauda aus dem Nähkästchen. "Seine Antwort: 'Ja, Verstappen... Wir erfahrenen Piloten halten uns an die Regeln.' Der Unterschied zu meiner Zeit war der, dass es keine Regeln gab, aber wir an den äußersten Gefahrenbereich fahren mussten. Wir wussten, dass wir Platz lassen mussten, denn wenn ich den Platz nicht gelassen und ein Auto berührt hätte, hätte es sein können, dass er stirbt."

Lauda: Fahrer regeln sich selbst

Überlebensinstinkt statt Regeln. "Das ist aber heute nicht mehr notwendig, denn es gibt keinen Baum mehr, den er treffen könnte", gesteht Lauda. Im Wesentlichen bereitete aber nur Verstappen Probleme beim Gentlemen's Agreement. Jung gegen Alt. "Den Konflikt kann man aber nicht mit Regeln lösen, denn dann sagt der Verstappen, er war aber drei Zentimeter vorne und es ist alles falsch. Die Regeln müssen einfach weg und die Fahrer haben selbst darauf zu achten, dass sie sich nicht gegenseitig gefährden und die Rennen gewinnen. Punkt."

Dass die Selbstregulation funktioniert, zeigt die Geschichte: "Wenn er sagt, er gehört nicht dazu, er ist ein junger Wilder, wie Senna das war, dann wird sich das mit der Zeit alles geben. Senna hat immer gedacht, er muss seinen eigenen Weg gehen, aber das reguliert sich von alleine. Wenn einer seinen eigenen Weg gehen will, aber die Mehrheit einen anderen geht, dann teilen sie ihm das schon mit. Wenn er mich dreimal blockiert und es gibt keine Regeln, dann mach ich halt das Gegenteil und er ist auf der anderen Seite. Dann haben wir wieder Motorsport. Vom Go-Kart bis da oben hinauf sollte es keine Regeln geben, sonst können wir den ganzen Motorsport vergessen - das ist meine klare Meinung."

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