Das Triple aus schnellster Rennrunde, Sieg und Pole Position gilt als Königsdisziplin in der Formel 1, wird aber noch einmal vom sogenannten Grand Slam übertroffen, den nur jener Fahrer erzielt, der neben den drei genannten Erfolgen auch jede einzelne Runde eines Grand Prix' anführt. 24 Piloten gelang in der Geschichte der Formel 1 bislang ein solches perfektes Wochenende, wobei Jim Clark mit acht Grand Slams unangefochten an der Spitze thront. Mit je fünf Grand Slams folgen dahinter mit Respektabstand Michael Schumacher und Alberto Ascari.

Doch wie so vieles im Leben, hat auch diese Medaille eine Kehrseite. Denn so gibt es in der langen Historie der Königsklasse freilich unzählige Piloten, die weder ein Rennen gewannen, noch eine Pole Position erzielten, die schnellste Rennrunde fuhren oder einen Grand Prix für zumindest einen Umlauf anführten. Motorsport-Magazin.com stellt die Top-10 dieser Anti-Grand-Slammer vor.

Martin Brundle - 158 Starts

Martin Brundle startete unter anderem für Benetton, Foto: Sutton
Martin Brundle startete unter anderem für Benetton, Foto: Sutton

Wer es auf 158 Grand-Prix-Starts in der Formel 1 bringt, kann keinesfalls ein schlechter Fahrer sein, und das war Martin Brundle auch beileibe nicht. Davon zeugen neben seinem Titel in der Sportwagenweltmeisterschaft 1988 und dem Le-Mans-Sieg 1990 auch die insgesamt neun Podestplätze, die der Brite einfuhr. Zum ganz großen Wurf reichte es für Brundle, der zwischen 1984 und 1996 für Teams wie Tyrrell, Williams, Brabahm, Benetton, Jordan und McLaren startete, allerdings nie. Während die beste Startposition des nunmehrigen TV-Experten der dritte Rang beim Frankreich GP 1993 war, verpasste er beim Italien GP 1992 sowie dem Monaco GP 1994 den Sieg um nur einen Platz. Beide Male verhinderte ein gewisser Michael Schumacher den Triumph.

Eddie Cheever - 132 Starts

Eddie Cheever wurde 1982 in Detroit Zweiter, Foto: Sutton
Eddie Cheever wurde 1982 in Detroit Zweiter, Foto: Sutton

15 US-amerikanische Piloten konnten in der Formel 1 gewinnen, aber kein Amerikaner absolvierte mehr Rennen als der sieglose Eddie Cheever. Wie Martin Brundle hat auch Cheever zwei zweite Ränge zu Buche stehen, die er 1982 in Detroit und 1983 in Montreal herausfuhr. Mit 15 respektive 42 Sekunden Rückstand auf den Platz an der Sonne war der Sieg allerdings nicht wirklich in Reichweite. Am nächsten kam Cheever der Pole Position mit Startplatz zwei 1983 in Frankreich, wobei ihm auf seinen Renault-Teamkollegen Alain Prost stattliche 2,3 Sekunden fehlten.

Philippe Alliot - 109 Starts

Philippe Alliot auf Abwegen, Foto: Sutton
Philippe Alliot auf Abwegen, Foto: Sutton

Im Gegensatz zu Martin Brundle und Eddie Cheever war Philippe Alliot von Rennsiegen und Pole Positions ziemlich weit entfernt. Der Franzose, der zwischen 1984 und 1994 für RAM, Ligier, Larrousse und McLaren an 109 Grands Prix teilnahm, erreichte sowohl im Qualifying (Spanien GP 1989) als auch im Rennen (San Marino GP 1993) als Bestleistung den fünften Platz. Insgesamt schaffte Alliot nur sechs Mal den Sprung in die Punkteränge.

Jos Verstappen - 107 Starts

Als Jos Verstappen seine erfolgreichste Zeit in der Formel 1 erlebte, war Max noch lange nicht geboren, Foto: Sutton
Als Jos Verstappen seine erfolgreichste Zeit in der Formel 1 erlebte, war Max noch lange nicht geboren, Foto: Sutton

Bevor sein Sohn Max auf der Bildfläche erschien, war Jos Verstappen der mit Abstand erfolgreichste Niederländer der Formel-1-Geschichte. Zu einem Sieg reichte es zwar nicht, doch immerhin fuhr 'Jos the Boss' 1994 als Teamkollege von Michael Schumacher bei Benetton zwei dritte Plätze ein. Danach kam der Niederländer nur noch einmal in die Nähe des Treppchens, nämlich im Jahr 2000, als er in Monza für Arrows Vierter wurde. Im Qualifying hielt sich Verstappen stets vornehm zurück, sodass Startplatz sechs 1994 in Spa seine Bestleistung darstellt.

Pedro Diniz - 98 Starts

Pedro Diniz raste sowohl auf als auch neben der Strecke, Foto: Sutton
Pedro Diniz raste sowohl auf als auch neben der Strecke, Foto: Sutton

Aufgrund des Vermögens seines Vaters haftete Pedro Diniz Zeit seiner Karriere der Makel eines Bezahlfahrers an, womit man dem Brasilianer allerdings Unrecht tat, da er sportlich regelmäßig aufzeigen konnte. Zum ganz großen Wurf reichte es freilich nie, was auch seinen nicht gerade mit übermäßiger Konkurrenzfähigkeit gesegneten Teams Forti, Ligier, Arrows und Sauber geschuldet war. Dennoch gelang es Diniz zwei Mal, die Ziellinie als Fünfter zu überqueren - 1997 beim Luxemburg GP auf dem Nürburgring und 1998 in Spa. Seine beste Startposition - ein achter Rang - stammt ebenfalls aus den Ardennen.

Ukyo Katayama - 95 Starts

Ukyo Katayama erlebte bei Tyrrell seine erfolgreichste Zeit, Foto: Sutton
Ukyo Katayama erlebte bei Tyrrell seine erfolgreichste Zeit, Foto: Sutton

Ukyo Katayama gilt Prototyp eines Fahrers, der nicht unbedingt vom Erfolg heimgesucht wurde. Zwischen 1992 und 1997 für Larrousse, Tyrrell und Minardi am Start, fuhr der Japaner bis auf ganz wenige Ausnahmen stets hinterher. Die Höhepunkte seiner Karriere stellten zwei fünfte Plätze dar, die er 1994 in Brasilien und San Marino herausfuhr - es war die einzige Saison, in der Katayama Punkte machte. Im selben Jahr qualifizierte sich der Japaner auch zwei Mal an der fünften Position.

Vitantonio Liuzzi - 80 Starts

Vitantonio Liuzzi absolvierte vier Rennen für Red Bull, Foto: Sutton
Vitantonio Liuzzi absolvierte vier Rennen für Red Bull, Foto: Sutton

Vitantonio Liuzzi war einer der Geburtshelfer von Red Bull und Toro Rosso in der Formel 1 und trat für beide Teams in den Anfangszeiten ihres Bestehens an. Darüber hinaus hat der Italiener auch noch Force India und HRT im Lebenslauf stehen. Nicht dort vermerkt sind hingegen überbordende Erfolge, denn so stellten zwei siebte Plätze, herausgefahren 2007 beim China GP und 2010 in Korea, Liuzzis Bestleistungen dar. Als beste Startposition hat der Italiener einen fünften Rang zu Buche stehen.

Piercarlo Ghinzani - 76 Starts

Piercarlo Ghinzani punktete nur einmal, Foto: Sutton
Piercarlo Ghinzani punktete nur einmal, Foto: Sutton

Dass Piercarlo Ghinzani nicht sonderlich erfolgreich in der Formel 1 war, zeigt schon der Umstand, dass der Italiener 111 Mal an einem Rennwochenende teilnahm, aber nur 76 Mal die Qualifikation für den Grand Prix schaffte. In die Punkteränge schaffte es Ghinzani, der zwischen 1981 und 1989 für Osella, Ligier und Zakspeed startete, überhaupt nur einmal: 1984 wurde er beim Rennen in Dallas Fünfter und erzielte damit Osellas letzte Zähler in der Formel 1. Im Qualifying kam Ghinzani gar nicht über einen 13. Startplatz hinaus.

Stefano Modena - 70 Starts

Stefano Modena fuhr zwei Mal auf das Podium, Foto: Sutton
Stefano Modena fuhr zwei Mal auf das Podium, Foto: Sutton

Obwohl Stefano Modena nur für mittelmäßige bis schwache Teams wie EuroBrun, Brabham, Tyrrell und Jordan fuhr, konnte der Italiener immer wieder Glanzlichter setzen und sammelte in seinen 70 Grands Prix immerhin 17 Punkte. 1991 belegte Modena beim Kanada GP in Diensten von Tyrrell sensationell den zweiten Platz und musste sich nur Nelson Piquet geschlagen geben. Bereits zwei Jahre zuvor hatte er in Monaco als Dritter für Brabahm erstmals den Sprung auf das Podium geschafft. Auch Modenas beste Startposition stammt aus dem Fürstentum. 1991 qualifizierte er sich als Zweiter, schied im Rennen jedoch mit einem Motorschaden aus.

Gianni Morbidelli - 67 Starts

Gianni Morbidelli wurde 1995 in Adelaide Dritter, Foto: Sutton
Gianni Morbidelli wurde 1995 in Adelaide Dritter, Foto: Sutton

Komplettiert werden die Top-10 der Anti-Grand-Slammer von Gianni Morbidelli. Die Sternstunde des Italieners, der den Großteil seiner Laufbahn bei Minardi und Footwork verbrachte, 1991 als Vertretung von Alain Prost aber auch einen Grand Prix für Ferrari absolvierte, schlug 1995 beim Saisonfinale in Adelaide. Morbidelli steuerte seinen Footwork-Boliden in einem turbulenten und ausfallsreichen Rennen sensationell auf den dritten Platz und bescherte sich die einzige Podiumsplatzierung seiner Formel-1-Karriere.