Der überraschende Rücktritt von Weltmeister Nico Rosberg hat Mercedes vor eine schwierige Aufgabe gestellt: Die Silberpfeile müssen einen adäquaten Ersatz finden, obwohl alle Top-Piloten schon einen Vertrag für 2017 haben und die eigenen Junioren noch mindestens ein weiteres Jahr bei einem anderen Team ausgebildet werden hätten sollen. Noch in dieser Woche will sich Mercedes intern auf einen Nachfolger festlegen. Motorsport-Magazin.com macht den Chancen-Check.

Pascal Wehrlein

Der Mercedes-Junior hat sicherlich die besten Karten im Poker. 2015 zeigte er mit dem Gewinn des DTM-Titels, dass er großem Druck standhalten kann. Wehrlein hat nun ein Jahr Rennerfahrung in der Formel 1 und durfte gleichzeitig mehrmals den Silberpfeil testen. Außerdem kennt er die 2017er Reifen besser als alle anderen, weil er fast alle Reifentests im Mercedes-Cockpit saß. Mercedes Motorsportchef Toto Wolff ist außerdem Wehrlein-Fan.

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Mercedes-Junior Erfahrung im Top-Auto
Druck-geprüft Explosive Mischung mit Hamilton
Starke Leistungen bei F1-Debüt
Mercedes- und Reifentests

Chancen: 70 Prozent

Valtteri Bottas:

Der Williams-Pilot hat zwar einen gültigen Vertrag für 2017, allerdings gibt es Möglichkeiten, ihn doch noch zu Mercedes zu lotsen. Bottas wäre die perfekte Mischung aus Nachwuchs und Erfahrung und stand schon einige Male auf dem Podium. Allerdings dürfte es Williams Mercedes nicht leicht machen, zumal man eine feste Größe neben Lance Stroll braucht. Pikant: Toto Wolff ist am Management von Bottas beteiligt. Das kann Vor- und Nachteil sein.

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Mischung aus Jugend & Erfahrung Gültiger Williams-Vertrag
Wolff-Management Wolff-Management
Kein Überflieger

Chancen: 15 Prozent

Esteban Ocon

Der zweite Mercedes-Junior im Bunde. Ocon schnappte Wehrlein das Force-India-Cockpit für 2017 vor der Nase weg. Menschliche Gründe, nicht die Performance sollen den Ausschlag dafür gegeben haben. Viele schätzen Ocon vom reinen Talent her höher ein als Wehrlein, allerdings verlor er das Team-Duell bei Manor gegen den etwas erfahreneren Wehrlein. Mercedes könnte Ocon noch relativ einfach aus dem Force-India-Vertrag holen, doch Mercedes-intern steht Ocon aktuell eher noch hinter Wehrlein.

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Mercedes-Junior Noch unerfahrener als Wehrlein
Gilt als Supertalent Größe

Chancen: 10 Prozent

Fernando Alonso

Der zweifache Weltmeister wäre fahrerisch eine sichere Bank. Mercedes weiß selbst, dass 2017 kein Selbstläufer wird, deshalb will man unbedingt die bestmögliche Fahrerpaarung. Doch Alonso ist bis Ende 2017 bei McLaren unter Vertrag, könnte aber wohl zur Not aus dem Vertrag heraus. Mercedes aber will Vertragskonfrontationen lieber vermeiden. Außerdem sorgte die Paarung Hamilton/Alonso schon einmal für Probleme - nicht nur sportlicher Natur. Mercedes musste dank Alonso damals 100 Millionen Euro Strafe zahlen. Alonso aber würde liebend gerne zu Mercedes.

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Erfahrung Menschlich schwierig
Einer der komplettesten Fahrer Gültiger McLaren-Vertrag
Alonsos Wechselwille Alter Mercedes-Bekannter
Finanzen

Chancen: 2 Prozent

Jenson Button

Gerade erst zurückgetreten, deshalb noch gut in Schuss. Bei Jenson Button hört man, dass die Lust, einen Silberpfeil zu fahren doch etwas größer sein soll als die, den McLaren-Honda am Streckenrand abzustellen. Hamilton und Button, diese Kombination funktionierte drei Jahre lang bei McLaren äußerst gut. Button holte über die drei Jahre zusammen sogar mehr Punkte als Hamilton - weil der 2011 Felipe Massa sehr nahe stand. Allerdings ist der Brite keine zukunftsträchtige Möglichkeit - vielleicht macht ihn aber auch das zu einer guten Übergangslösung, bis die eigenen Junioren bereit sind.

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Erfahrung Zuletzt nicht wirklich schnell
Hamilton-kompatibel Eigentlich Teil McLarens innovativer 3-Fahrer-Strategie
Übergangslösung Alter

Chancen: 2 Prozent

Vettel, Ricciardo, Verstappen & Co.

Fahrerisch stehen alle drei auf Toto Wolffs Wunschliste. Allerdings sind alle drei fest in ihren Verträgen. Vor allem von Red Bull ist ein Wechsel nicht denkbar. Dr. Helmut Marko sagte bereits, seine Piloten wollen und dürfen nicht zu Mercedes - unter keinen Umständen. Das gilt übrigens auch für Carlos Sainz. Force India wird Sergio Perez nicht hergeben wollen und Nico Hülkenberg hat erst bei Renault einen mehrjährigen Vertrag unterschrieben.

Chancen: Geringer als 1 Prozent

Ein anderer

Eine völlig verrückte Lösung gibt es aus zwei Gründen nicht. Erstens: Die Superlizenz-Regeln der FIA schränken die Möglichkeiten auf eine seriöse Auswahl ein. Zweitens: Viele glauben, im Mercedes könnte auch ein Paydriver um Siege fahren, zumindest Zweiter hinter Hamilton werden. Aber: Das war über weite Teile der abgelaufenen Saison schon nicht der Fall und 2017 werden die Karten mit dem neuen Reglement komplett neu gemischt. Mercedes ist sich seiner Sache keinesfalls sicher. Deshalb wird es wohl keine verrückte Lösung geben.

Chancen: Geringer als 1 Prozent