Wie der Vater, so der Sohn: Obwohl Nico Rosberg 2016 nicht die meisten Rennsiege einfuhr, wurde der Mercedes-Pilot zum ersten Mal Weltmeister. 10:9 entschied Lewis Hamilton die Saison nach Siegen für sich, bei den Pole Positions war es mit 12:8 sogar noch deutlicher. Vater Keke gewann seinen Weltmeistertitel 1982 sogar mit lediglich einem Sieg. Am Ende hatten die Rosbergs aber am meisten Punkte auf dem Konto.

Trotzdem gibt es immer wieder kritischer Stimmen, die behaupten, Rosberg sei kein verdienter Weltmeister. Er hätte den Titel nur gewonnen, weil Lewis Hamilton beim Malaysia GP in Führung liegend ausschied, anschließend verwaltete Rosberg seinen Vorsprung mit zweiten Plätzen. Aber stimmt das wirklich? Motorsport-Magazin.com hat sich im Fahrerlager nach den Meinungen der Experten umgehört.

Christian Danner: Wenn jemand sagt, dass er es nicht verdient hätte, hat er nicht richtig gerechnet oder hat kein gutes Gedächtnis. Es gibt ja auch die Punkte, die man ihm aufgrund dieser Funk-Strafe und anderer Strafen genommen hat. Entschuldigung, aber es war ein totes Rennen. Die Beiden waren gleichgut. Die Tatsache, dass Rosberg jetzt eben härter fährt und dagegenhält, hat letztendlich den Ausschlag gegeben. Und das bewundere ich sehr. Wenn ein Formel-1-Rennfahrer, die sowieso die besten der Welt sind, auf diesem Niveau die Latte höher legen kann. Ganz konsequent und nicht aufhört, und nicht sagt, dass es jetzt irgendwie reicht, sondern höher und nochmal höher, und alle seine Schwachpunkte analysiert, muss ich ganz ehrlich sagen: Mein allergrößter Respekt. Ein toller und verdienter Weltmeister.

Kimi Räikkönen: Klar, er hat die meisten Punkte erzielt. Ich verstehe nicht, warum er es nicht verdienen sollte. Sie hatten das gleiche Auto und sind beide an der Spitze, es war Fairplay und er war dieses Jahr besser. So einfach ist das.

Paddy Lowe: Viele Leute können ein Rennen gewinnen. Aber um eine Weltmeisterschaft zu gewinnen, brauchst du diese Ausdauer. Das war die längste Saison in der Geschichte des Sports. Nichts fasst es besser zusammen, als heute: Er hat die Nerven behalten. Nico stand unter Druck von vorne und von hinten. Das Überholmanöver gegen Max war sehr wichtig. Er hat es gemacht, obwohl er wusste, dass alles vorbei ist, wenn er das Auto verliert. Er hat die Nerven behalten. Das sind die Zeichen eines großen Champions.

Dr. Helmut Marko: Auf alle Fälle. Er ist super Rennen gefahren. Vor allem in Singapur! Da haben wir eigentlich mit einem Sieg gerechnet, aber er war in Überform. Das war nur eins der Rennen.

Sebastian Vettel: Glückwunsch, absolut verdient! Es ist sein Tag heute und es gibt nichts, was das heute überschatten sollte. Ich glaube, man kann nicht von einem unverdienten Weltmeister sprechen. Dafür ist die Saison zu lang. Gerade der Schluss des Rennens war sicher kein Spaziergang für ihn. Jeder, der in die Lage kommt, bis zum letzten Rennen um die WM zu fahren und dann die WM gewinnt, hat es auch verdient.

Wurz: Talent wird durch Punkte definiert

Toto Wolff: Wolff: Der Defekt in Malaysia hat Lewis ohne Frage die Weltmeisterschaft gekostet. Das ist klar. Auf der anderen Seite haben wir die jetzt die ganze Zeit nur über Lewis und die Situation gesprochen, ohne Nicos Leistung anzuerkennen: Gegen den wohl talentiertesten Piloten als Teamkollegen zu fahren und eine WM zu gewinnen... und in den vergangenen Jahren schon nah dran zu sein. Das sollten wir anerkennen, denn er ist ein zäher Knochen. Er gibt nicht auf und es gibt einige bemerkenswerte Attribute, die ihn zu einem verdienten Weltmeister machen.

Alexander Wurz: Wer behauptet, Rosberg hätte den Titel nicht verdient, verdient es nicht, diese Stellungnahme öffentlich abzugeben. Es ist die F1-Weltmeiterschaft, da werden die Punkte zusammengezählt, und er ist sensationell gefahren. Er hat nach Michael Schumachers Comeback immer besser als er abgeschnitten und hat ihn in diesen Jahren auch ausqualifiziert. Ich weiß also nicht, warum man noch immer über Talent oder Nicht-Talent redet. Talent wird für mich im Motorsport mit Punkten definiert, da ist Hamilton mit mehreren Weltmeistertiteln natürlich immer noch der bessere, aber Nico hat den WM-Titel zu tausend Prozent verdient. Er hat sich in diesem Jahr eine Spur mehr auf sich konzentriert und nicht nur Lewis kopieren, um Paroli zu bieten, sondern er ist mehr seinen eigenen Weg gegangen als in den letzten paar Jahren.