Das 21. und letzte Saisonrennen brachte mit Nico Rosberg in erster Linie den neuen Formel-1-Weltmeister hervor. Im Schatten des Titelkampes zwischen ihm und Lewis Hamilton, sagten mit Jenson Button und Felipe Massa zwei der dienstältesten Piloten aus dem Fahrerfeld Lebewohl. In der Rennleitung nahm mit Herbie Blash ebenfalls ein Urgestein der Königklasse seinen Hut. Es waren allerdings nicht nur diese namhaften Persönlichkeiten des Sports, die sich mit dem Ende der Saison 2016 verabschiedeten.

Button muss Abschieds-GP früh aufgeben

Für McLaren-Pilot Jenson Button war der letzte Auftritt in der Formel 1 nach nur wenigen Runden beendet. Dabei lag er zu dieser Zeit mit Position acht in aussichtsreicher Position, beim 305. Grand Prix noch einmal WM-Punkte einzufahren. "Die Lenkung hat sich ausgangs Kurve 9 seltsam angefühlt. Ich habe im Funk gesagt, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Als ich gebremst habe, ist die Aufhängung vorne rechts kollabiert", beschreibt der Brite das Ende seines Grand Prix in der zwölften Runde.

Sonderlich hart traf ihn dieses Schicksal aber offenbar nicht: "Ich habe immer schon gesagt, die Vergangenheit können wir nicht ändern. Lebe den Moment, und das heißt jetzt gerade, mir nach diesem Ausfall ein eiskaltes Bier zu holen", war er nach kurzer Zeit schon wieder zu Scherzen aufgelegt. In der Tat wirkte Button nicht sonderlich ergriffen, als er den lahmenden McLaren zurück an die Box brachte.

Button ließ sich vom frühen Aus die Stimmung nicht verderben, Foto: Sutton
Button ließ sich vom frühen Aus die Stimmung nicht verderben, Foto: Sutton

Button: Macht euch keine Sorgen um mich

"Ich wusste vorher, dass ich wohl nicht gewinnen würde. Deshalb war es nicht wirklich wichtig. Es bedeutete nur, dass meine Karriere 35 Runden früher geendet hat, als sie es eigentlich gesollt hätte", so der 36-Jährige, der nach dem Ausfall in der Boxengasse auf das Cockpit seines Boliden stieg und sich von den Fans feiern ließ. "Du musst jeden Moment mitnehmen, in denen du den Fans danken kannst. Es hat mir sehr viel bedeutet, diesen Moment mit ihnen zu teilen: Das letzte Mal, dass ich aus einem Formel-1-Auto steige."

Button sorgte sich offenbar mehr darum, dass die Enttäuschung über sein frühes Ausscheiden bei Fans, Freunden und Familie zu einem faden Beigeschmack könnte: "Einige Leute werden sagen, dass es nicht das perfekte Ende war, weil es traurig ist, dass ich mein letztes Rennen nicht beenden konnte", so der Routinier, der sogleich anfügt, dass der Ausfall seiner Stimmung keinen Abbruch tat: "Ich bin sehr erfüllt, macht euch keine Sorgen um mich. Der heutige Tag hätte an meiner Karriere nichts geändert. Ich stehe hier als sehr glücklicher Mann, mit dem, was ich in der Formel 1 erreicht habe. Ich hatte eine fantastische Karriere. Vielen Dank."

Den emotionalsten Moment an diesem Sonntag erlebte Button offenbar noch vor dem Einsteigen ins Cockpit. "Ich hatte meine letzte Massage mit Mikey, meinem Physio. Dann sagte er, du musst dich früher fertig machen. Als ich dann herunter kam, standen das ganze Team und viele Leute aus dem Paddock Spalier von der Hospitality bis zur Garage. Ich war ziemlich froh, dass ich in dem Moment meine Sonnenbrille auf hatte", beschreibt er den Moment, an dem ihm sein Abschied offenbar doch etwas näher ging, als es nach dem Rennen den Anschein machte.

Massa kommt in den vollen Genuss

Ein sportlich besseres Karriere-Ende erwischte Felipe Massa. Der Brasilianer sah beim 250. und finalen Formel-1-Einsatz die Zielflagge "Ich bin so stolz darauf, wie ich meine Karriere beendet habe. Ich habe in der letzten Runde genauso hart gekämpft, wie in der ersten Runde meiner Laufbahn", so Massa, der seiner Statistik als Neunter zum Abschluss noch einmal zwei WM-Punkte hinzufügen konnte.

Massa schien beim letzten Auftritt in der Königsklasse deutlich weniger emotional, als noch vor zwei Wochen. Der Abschied vor seinem Heimpublikum in Brasilien verlief weitaus tränenreicher und emotionaler. "Ich genieße diesen Moment wirklich. Es ist ein klasse Gefühl, angesichts all dem, was ich erreicht habe", so der Williams-Pilot, der einen deutlich befreiteren Eindruck machte, als nach dem Rennen in Interlagos.

Williams schenkt Massa seinen Boliden

Während Massa seinen Arbeitgeber nochmals mit WM-Punkten beschenkten, hatten die sich für ihn ein ganz besonderes Abschiedsgeschenk überlegt. Den FW38, mit er seinen letzten Grand Prix bestritt, wird Massa in seine Privatsammlung aufnehmen dürfen. "Ich war extra vorsichtig mit dem Auto, angesichts der Tatsache, dass es nach dem Rennen mir gehören würde. Vielen Dank an Williams für dieses Geschenk", so der Vizeweltmeister von 2008.

Massa dachte im Moment seines Abschieds auch an seinen langjährigen Konkurrenten Button, dessen Rennen früh beendet war: "Glückwünsche an Jenson, der sich all seine Erfolge so sehr verdient hat. Er hat das Rennen nicht so beendet, wie er es sich gewünscht hat, aber ich bin mir sicher, dass er von den Leuten viel Unterstützung bekommen hat."

Abschließend ließ Massa es sich nicht nehmen, noch eine letzte Danksagung an Weggefährten und Fans zu richten, bevor er die Formel-1-Bühne als Fahrer endgültig verlässt: "Ich will danke an alle sagen. An alle, die in dieser Zeit hier waren, und mit mir Rennen gefahren sind. Danke an die Fans und an Williams. Danke an alle, die ein Teil von dem waren, was ich erlebt habe."

Felipe Massa lieferte beim letzten Auftritt noch einmal ab, Foto: Sutton
Felipe Massa lieferte beim letzten Auftritt noch einmal ab, Foto: Sutton

F1-Urgestein Herbie Blash geht in Rente

Neben den beiden Routiniers aus dem Fahrerfeld, verabschiedete sich auch Herbie Blash nach 20 aufopferungsvollen Jahren an der Seite von Rennleiter Charlie Whiting in den Ruhestand. Blash war seit 1995 der stellvertretende Renndirektor und war bereits in den 30 Jahren zuvor bei verschiedenen Formel-1-Teams tätig. Der 68-Jährige hatte im Juli angekündigt, dass er sich zum Saisonende aus der Formel 1 verabschieden würde.

Bereits bei der Bekanntgabe seines Rücktritts, zollten ihm langjährige Weggefährten ihre Anerkennung. "Neben Charlie war Herbie in den letzten zwei Jahrzehnten unverzichtbar für einen reibungslosen Ablauf der Rennwochenenden", so FIA-Präsident Jean Todt. Blash wird ab 2017 vom Franzosen Laurent Mekies ersetzt, der bis dato als Sicherheitsdirektor in der FIA tätig war und zuvor als Ingenieur bei Minardi, Arrows und Toro Rosso arbeitete.

Letzter Auftritt für die Boliden der ersten Hybrid-Generation

Aufgrund des neuen ab 2017 geltenden technischen Reglements, bedeutete er diesjährige Grand Prix von Abu Dhabi auch den Abschied von den Formel-1-Boliden der seit 2014 herrschenden Hybrid-Generation. In Sachen Antriebseinheiten wird sich für das kommende Jahr zwar nichts ändern, doch auf der Aerodynamik- sowie der Chassis-Seite haben die Fahrzeuge aus 2016 ausgedient. Vor allem bei Mercedes, die seit dem 2014 herrschenden Reglement die führende Kraft in der Formel 1 sind, wurde dem Abschied der Fahrzeug-Generation mit besonders großer Wehmut entgegen geblickt.

In seiner Team-Ansprache vor dem Rennwochenende erinnerte Wolff seine Mannschaft bereits daran, "dass wir diese Autos ins Museum schicken werden, nachdem wir sie an diesem Wochenende ein letztes Mal gefahren sind." Den von ihm um Paddy Lowe gewünschten, würdigen Abschied, haben Hamilton und Rosberg ihnen mit dem Doppelsieg zweifelsohne beschert. Während Mercedes seinem W07 Hybrid wohl die eine oder andere Träne nachweinen wird, hofft die Konkurrenz auf eine Kehrtwende in Sachen Kräfteverhältnis.

Obwohl eine komplette Neuentwicklung die Ressourcen der kleinen Teams aufs Äußerste strapaziert, überwiegt die Hoffnung auf den großen Wurf. "Es ist für ein Team wie uns eine große Herausforderung, ohne die Verwendung der bisherigen teile komplett neu anzufangen. Unsere Hoffnung ist aber natürlich, dass wir einen guten Job gemacht haben, während alle anderen es in den Sand gesetzt haben", so Force-India-Geschäftsführer Otmar Szafnauer.

Abschied im kleinen Rahmen

Während für einige Fahrer oder auch Boliden das Saisonfinale 2016 wohl der Abschied auf alle Ewigkeit war, trennten sich auch im kleineren die Wege einiger Partnerschaften. So beendete Nico Hülkenberg seinen letzten Auftritt für Force India mit einem starken siebten Platz. "Es ist großartig, meine Zeit bei Force India mit einem starken Resultat zu beenden und dem Team dabei zu helfen, den vierten Platz in der Weltmeisterschaft einzufahren. Ich verlasse dieses Team mit vielen glücklichen Erinnerungen und es wird immer ein Teil meines Lebens sein. Ich habe hier unheimlich viel gelernt und sie haben mich zu einem besseren Rennfahrer gemacht", so der 29-Jährige, der 2017 für Renault in der Formel 1 antreten wird.

Den Platz, den Hülkenberg bei Renault übernimmt, räumt Kevin Magnussen mit dem Ende der Saison 2016. Für den Dänen war sein letzter Einsatz für die Franzosen aufgrund der Folgen einer Kollision in der ersten Runde schon früh beendet. "Es war nicht die Art, wie ich die Saison beenden wollte, die ich mit dieser großartigen Truppe verbracht habe. Ich wünsche Renault Sport für die Zukunft nur das Beste. Ich bin mir sicher, dass wir alle weiterhin viel Spaß zusammen im Paddock haben werden", sagt Magnussen, der 2017 für Haas starten wird.

Abschied ins Ungewisse

Für drei Piloten aus dem 22-köpfigen Starterfeld war das Finale 2016 möglicherweise für die nahe Zukunft, oder auch für immer, der Abschied aus der Königsklasse. Pascal Wehrlein, Felipe Nasr und Esteban Gutierrez stehen für 2017 allesamt noch ohne Cockpit da. Gutierrez zog sich mit Platz zwölf noch am besten aus der Affäre, schloss die Saison aber dennoch punktelos ab. "Ich habe wirklich mein Bestes gegeben, um meine beste Leistung abzurufen und mich von meiner besten Seite zu zeigen. Hoffentlich behält mich das Team so in Erinnerung. Ein großes Dankeschön an meine Ingenieure und Mechaniker. Ich wünsche dem ganzen Team alles Gute für die Zukunft", so der Mexikaner, der bei Haas Platz für Magnussen machen muss.

Manor-Pilot Wehrlein hatte im Qualifying für das Finale zum fünften Mal in der Saison den Sprung ins Q2 geschafft. Im Rennen konnte er daran mit Platz 14 allerdings nicht anknüpfen, da er hinter Teamkollege Esteban Ocon ins Ziel kam, der einige Positionen hinter ihm gestartet war. Am Fazit seiner Debüt-Saison änderte das allerdings nichts: "Ich hatte eine wirklich großartige erste Saison in der Formel 1, dank all den Menschen bei Manor. Mein Dank geht an das gesamte Team für all die harte Arbeit und den Einsatz, mit dem wir so hart gepusht haben und ein paar große Fortschritte erreichen konnten."

Nasr steht für 2017 noch ohne Cockpit da, Foto: Sutton
Nasr steht für 2017 noch ohne Cockpit da, Foto: Sutton

Felipe Nasr beendete sein Saisonfinale als Vorletzter auf der 16. Position, nachdem er in Brasilien noch zwei wichtige Punkte für Sauber geholt hatte. Eine Kollision mit Ocon trug zudem dazu bei, dass beim letzten Rennen nicht mehr drin war. Priorität hatte allerdings ohnehin etwas anderes. "Am wichtigsten war es, unseren zehnten Platz in der Konstrukteurs-WM ins Ziel zu bringen - und ich bin glücklich, dass uns das am Ende gelungen ist. Die zwei WM-Punkte vom Brasilien-Grand-Prix haben uns für alles entschädigt - das ganze Team hat sie verdient. Vielen Dank an alle", so Nasr.