Mama Rosberg war da, auch Ehefrau Vivian zitterte mit bei Nico Rosbergs großem WM-Triumph in Abu Dhabi. Aber wo steckte eigentlich der Herr Papa? Ständig suchten die TV-Kameras Keke Rosberg, einst selbst Weltmeister. Doch der war einfach nirgendwo zu sehen im Fahrerlager. Motorsport-Magazin.com weiß, wieso: Keke Rosberg war während des Rennens tatsächlich gar nicht an der Strecke. Stattdessen schaute er aus Dubai zu und fuhr erst nach Rennende los.

Wir erwischten Keke, als er gegen 21:00 Uhr Ortszeit das Fahrerlager des Yas Marina Circuit betrat. Zum ersten Mal seit dem 01.01.2010 sprach der Finne wieder zu Medien. "Heute war es schwer zu vermeiden...", meinte er lächelnd. In Zukunft wird es aber wieder schwierig, er will nicht öfter zu Rennen kommen.

"Das ist wieder ein Meilenstein im Leben", sagte Rosberg Senior zu Motorsport-Magazin.com. "Da wollten wir hin." Keke Rosberg freut sich über den WM-Titel des Junior mehr als über seinen eigenen im Jahr 1982: "Meine Siege zählen nicht, das ist so lange her. Ich könnte ein Zahnarzt sein... Für mich zählt das nicht mehr. Es geht nur um Nico und seine Performance und seinen Erfolg."

"Welche Ratschläge? Drehe dich nicht in der ersten Kurve?"

Ratschläge brauchte der Weltmeister 2016 nicht: "Was sollst du sagen? Drehe dich nicht in der ersten Kurve?", scherzte Papa Keke. "Genieße es, es ist ein Sport. Das muss genossen werden. Der Druck sollte immer kleiner sein als der Genuss."

"Aber die letzten zwei Runden waren schon hart", sagte Keke Rosberg. Gemeint war Hamiltons Taktik, Rosberg auszubremsen, um seine minimalen WM-Chancen irgendwie aufrechtzuerhalten.

Doch der Plan scheiterte - und Keke Rosberg nahm es locker. "Das war nicht unerwartet", sagte er mit Blick auf Hamiltons Vorgehensweise. "Ich hatte noch mehr erwartet in den letzten zwei Runden. Daher muss man sagen, dass es okay war." Also kein Grund für böses Blut im Augenblick des nächsten Rosberg-Triumphes in der Formel 1.

Keke Rosberg kam erst nach Rennende ins Fahrerlager, Foto: Motorsport-Magazin.com
Keke Rosberg kam erst nach Rennende ins Fahrerlager, Foto: Motorsport-Magazin.com

Keke entspannt wie Rosberg Junior: Nico sprach bekanntermaßen bis zum letztmöglichen Zeitpunkt davon, von Rennen zu Rennen zu schauen. Erst nach dem eingesackten WM-Titel räumte er ein, der Medienwelt gegenüber nicht ganz transparent gewesen zu sein. Keke zur Kommunikations-Strategie seines Sohnes: "Muss er ja auch, bis zum Qualifying. Und dann gibt es wieder eine neue Situation. Ist ja auch gut so. Natürlich hat er Punkte gesammelt. Muss er ja auch. Ist doch ganz einfach: Wer die meisten Punkte hat, ist Weltmeister."

Die beiden Frauen in Nico Rosbergs Leben: Ehefrau Vivian und Mama Sina, Foto: Sutton
Die beiden Frauen in Nico Rosbergs Leben: Ehefrau Vivian und Mama Sina, Foto: Sutton

Viele Medien attestierten Rosberg, dass er sich dieses Jahr nach zuvor zwei WM-Schlappen geändert habe - und das letztendlich der Schlüssel zum lange erhofften Titel gewesen sei. Keke Rosberg dazu: "Nein, das glaube ich nicht. Ihr vergisst schnell: 2014 war er schon hier und hätte Weltmeister werden können. Aber es klappt nicht immer. Und jetzt hat's geklappt. Das ist auch gut so."

Keke Rosberg: Weltmeister kein Pechvogel

Rosberg weiter zum Vorwurf des 'Glücks-Weltmeisters': "Lewis war schon zweimal so Champion. Jetzt ist es Nico einmal. Wenn du die Weltmeisterschaft in der Formel 1 gewinnen willst, dann kannst du nicht viel Pech haben. Ich hätte auch in Monza schon Weltmeister werden können, ich hätte Fünfter werden müssen, aber dann ist der Heckflügel abgefallen - von einem Williams..."

Als Keke Rosberg 1982 Weltmeister wurde, ging es ihm nicht viel anders als Nico 2016. Nur einen einzigen Grand Prix gewann der Finne. Hamilton wurde mit zehn Siegen nur WM-Zweiter. "Aber das ist anders! Lewis hat zum nächsten Nicht-Mercedes-Verfolger 50 PS Vorsprung, ich hatte damals ein Defizit von 250 PS. Das kann man wirklich nicht vergleichen. Das sieht ähnlich aus, aber es war anders zu dieser Zeit."

Einfacher hatte es Rosberg Junior nicht, da ist sich Keke sicher: "Es ist anders, aber nicht einfacher. Es ist ein ganz anderes Game. Auch Tennis zum Beispiel ist heute komplett anders als vor 30 Jahre. Heute ist Präzision, Power und all das gefragt."

Während Keke das Rennen nicht direkt an der Rennstrecke verfolgen wollte, war stattdessen Mutter Sina als moralische Unterstützung da. Während sie sich normalerweise sehr im Hintergrund hält und nicht gern in den Medien auftaucht, war selbst sie im Jubelrausch nicht mehr zu bremsen. "Keke hat mir verboten, Interviews zu geben oder mich vor der Kamera zu zeigen", scherzte Sina Rosberg vor der RTL-Kamera. "Dann hab ich den Niki entdeckt und mich dran erinnert, dass er nach Nicos Sieg in Monte Carlo sagte: 'Das ist das Sperma vom Keke'! Ich bin jetzt die goldene Eizelle."