Aus 4:15 mach 11:10. Nach einer klaren Schlappe im Vorjahr hat Kimi Räikkönen bei Ferrari 2016 das Qualifying-Duell gegen seinen Teamkollegen Sebastian Vettel knapp für sich entschieden. Durch seinen vierten Platz im Qualifying zum Abu Dhabi GP setzte sich der Finne im Schlussspurt hauchdünn vor dem Deutschen durch. Das gilt auch für die letzte Qualifikation der Saison selbst: Um gerade einmal 57 Tausendstel verwies Räikkönen den viermaligen Weltmeister auf Rang fünf in die dritte Startreihe.

Noch dazu hatte der Iceman bereits in Q1 und Q2 die schnelleren Rundenzeiten angeschrieben. Insgesamt war Räikkönen in allen fünf vergangenen Qualifikationen durchgehend schneller als Vettel. Woher kommt die drastische Trendwende? Es ist Vettel selbst, der die Erklärung für die neue Qualifying-Hackordnung bei der Scuderia liefert.

Sebastian Vettel erklärt seine Qualifying-Schwäche 2016

"Ich habe generell im Qualifying ein bisschen Probleme, den Rhythmus zu finden und die Reifen ins Fenster zu kriegen", gesteht der Ferrari-Pilot in Abu Dhabi. Besonders auf dem Yas Marina Circuit komme einen das teuer zu stehen. "Gerade im letzten Sektor macht das hier viel aus. Der ist hier schon generell sehr heikel, dann hat Max (Verstappen) vor mir noch seine Runde abgebrochen und ich habe ein bisschen die Konzentration und den Rhythmus verloren. Aber kein Vorwurf dafür", berichtet Vettel.

"Ich hatte dann einfach eine Ecke drin." Ohne den Patzer sei durchaus Startreihe zwei möglich gewesen, sogar Platz drei vor Daniel Ricciardo im Red Bull. "Aber so war es jetzt eben nicht", sagt Vettel. Mercedes hätte er allerdings keinesfalls erreichen können: "Dazu waren wir im letzten Sektor nicht stark genug im Vergleich mit ihnen. Wir haben uns schwer getan. Das Auto war gut und schnell, es war aber schwer eine Runde zusammen zu kriegen. "

Sebastian Vettel musste sich in Abu Dhabi Kimi Räikkönen erneut geschlagen geben, Foto: Sutton
Sebastian Vettel musste sich in Abu Dhabi Kimi Räikkönen erneut geschlagen geben, Foto: Sutton

Kimi Räikkönen in Abu Dhabi seinerseits mit Luft nach oben

Doch was für Vettel gilt, gilt auch für Räikkönen. Vielleicht hätte noch etwas mehr Rundenzeit im Ferrari gesteckt. "Meine letzte Runde war ganz okay, aber lange nicht sehr gut", berichtet der Finne. Auch er hätte also mit einem besseren Versuch, mehr herausholen, sich etwa vor Ricciardo schieben können. "Der Unterschied war ja sehr klein, also könntest du das natürlich noch hier oder da auf der Bremse finden", sagt Räikkönen. Warum er es dann nicht gemacht hat? Schlicht eine Frage des Risikos. "Wenn du dabei zu weit rauskommst, verlierst du es sehr leicht wieder", erklärt der Ferrari-Mann.

"Es (P3) wäre also drin gewesen, aber das ist jetzt, was wir haben, also müssen wir damit zufrieden sein. Das Auto hat sich gut verhalten und es ist ja kein einfacher Ort, um eine gute Runde hinzubekommen. Also: Es war nicht ideal, aber wir haben es zumindest versucht", ergänzt Räikkönen.

Eine Saison ohne Ferrari in Startreihe eins

Für Vettel endet die Saison 2016 damit nicht nur mit einer Niederlage im teaminternen Quali-Duell, sondern - wie für Räikkönen - auch ohne einen Start aus Reihe eins. Kein Thema, mit dem sich der Deutsche lange aufhält. "Du qualifizierst dich für die erste Reihe, wenn du schnell genug bist. Wir waren es nicht", stellt Vettel nur klar. Wie sein Teamkollege muss auch er sich also damit abfinden, dass es bei Ferrari 2016 schlicht zu oft beim Versuch geblieben ist: "Wir haben alles versucht, aber es fehlt von Anfang bis Ende an Speed."