Der WM-Titel liegt auf dem Silbertablett bereit. Nico Rosberg muss in Abu Dhabi lediglich Dritter werden und er steht zum ersten Mal in seiner Karriere als Formel-1-Weltmeister fest. Gewinnt sein Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton nicht, sondern wird nur Zweiter, reicht Rosberg bereits Rang sechs, und wird Hamilton gar Dritter, darf sich Rosberg sogar schon mit Platz acht über den Titel freuen.

Nico Rosberg wird in Abu Dhabi Weltmeister, wenn er...

  • ... mindestens Dritter wird.
  • ... Vierter, Fünfter oder Sechster und Hamilton maximal Zweiter wird.
  • ... Siebter oder Achter und Hamilton maximal Dritter wird.
  • ... als Neunter oder schlechter abschneidet und Hamilton maximal Vierter wird.
  • ... und Hamilton beide ausfallen oder außerhalb der Punkteränge ins Ziel kommen.

Lewis Hamilton wird in Abu Dhabi Weltmeister, wenn er...

  • ... gewinnt und Rosberg maximal Vierter wird.
  • ... Zweiter und Rosberg maximal Siebter wird.
  • ... Dritter und Rosberg maximal Neunter wird.

Da es im Gegensatz zum letzten Rennen in Abu Dhabi nicht regnen wird, fällt ein möglicher Chaos-Faktor weg, der Hamilton in die Karten spielen könnte. Der Brite weiß deshalb: "Es scheint an diesem Wochenende schier unmöglich zu sein, egal was ich tue. Aber ich kann und werde nicht aufgeben. Man weiß nie, was passiert - egal, wie unmöglich es auch erscheinen mag."

Hamilton muss auf Rosberg-Ausfall hoffen

Realistisch betrachtet muss Hamilton auf einen Ausfall seines Teamkollegen hoffen, ansonsten fährt Rosberg wohl wie schon zuletzt drei Mal in Folge (mindestens) als Zweiter durchs Ziel. Hervorgerufen werden könnte ein solcher Ausfall durch ein technisches Gebrechen - in dieser Hinsicht blieb Rosberg bislang in dieser Saison verschont, während Hamilton schon mehrfach vom Defektteufel heimgesucht wurde. Ganz besonders bitter lief es für den Briten in Malaysia, wo er in Führung liegend mit einem Motorschaden ausschied.

Die zweite Gefahr, die Rosberg droht, ist ein feindlicher Abschuss. Zuletzt kam Max Verstappen dem Deutschen mehrfach gefährlich nahe. Sowohl in Mexiko als auch Brasilien wurde Rosberg vom Red-Bull-Teenager massiv unter Druck gesetzt, weshalb sogar Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zum Telefon griff und das Gespräch mit Verstappens Vater Jos suchte, um Max zur Räson zu bringen.

Es ist davon auszugehen, dass Verstappen auch in Abu Dhabi nicht zurückziehen wird, überraschende Hilfe im Titelkampf könnte Hamilton aber auch von seinem Landsmann Jenson Button bekommen. "Es sei denn, es crasht einer in ihn hinein", erklärte der McLaren-Pilot gegenüber dem Magazin GQ, was Rosberg noch daran hindern könnte, den Titel zu holen.

"Lewis ist reich, er hat ziemlich viel Geld. Er fliegt im Privatjet durch die Weltgeschichte. Ich bin mir sicher, er könnte es sich leisten, mich zu bezahlen", so Button weiter, der dies natürlich mit einem Augenzwinkern meint und sich in seinem vorerst letzten Grand Prix nicht als silberner Partycrasher versuchen will. "Die einzige Möglichkeit wäre, wenn Nico mich überrundet, weil ich nicht schnell genug bin", spielt der Routinier auf McLarens mangelnde Konkurrenzfähigkeit an.

Erinnerungen an Jerez 1997

Ganz egal von wem, wird Rosberg abgeschossen, wäre es jedenfalls nicht das erste Mal, dass ein Unfall die Weltmeisterschaft entscheidet. 1997 beim Saisonfinale in Jerez versetzte Michael Schumacher seinem Rivalen Jacques Villeneuve einen Rammstoß und wollte den Kanadier damit aus dem Titelrennen nehmen.

Verstappen kam Rosberg mehrfach nahe, Foto: Red Bull
Verstappen kam Rosberg mehrfach nahe, Foto: Red Bull

Dieses Manöver ging jedoch bekanntlich gehörig schief, denn Schumacher schied in weiterer Folge nicht nur aus, sondern verlor, weil ihm die Stewards Absicht unterstellten, auch sämtliche in dieser Saison gesammelten Punkte, sodass er ans Ende des WM-Klassements zurückgestuft wurde, während Villeneuve den Titel zelebrierte.

Eine solche Szene wird Lewis Hamilton am Sonntag in Abu Dhabi allerdings kaum liefern. Denn während Schumacher damals einen Punkt vor Villeneuve lag und auf ein Überholmanöver des Kanadiers reagierte, hat Hamilton zwölf Zähler Rückstand und darf sich aufgrund dessen keinen Ausfall leisten.

Ganz abgesehen davon, dass eine weitere teaminterne Kollision nach den Geschehnissen der bisherigen Saison - Stichwort Crash in Barcelona - ernsthafte Konsequenzen seitens der Mercedes-Führung für ihn zur Folge hätte.