Mann des Rennens: Max Verstappen

Selten war die Wahl zum Mann des Rennens so einfach wie beim Brasilien GP. Man kann von dem jungen Niederländer halten, was man will. Er hat seinen Konkurrenten, deren Fans und uns Journalisten in den letzten Monaten mehr als genug Munition geliefert. Doch was er auf dem Autodromo Jose Carlos Pace leistete, war mehr als aller Ehren wert. Gegen nahezu sämtliche Konkurrenten fand er im Regen die bessere Linie, ließ unter anderem Rosberg und Vettel in spektakulären Manövern alt aussehen. Zudem kämpfte sich der 19-Jährige trotz der völlig missratenen Red-Bull-Strategie von einer zweistelligen Position noch auf das Podium. Ein fahrerisches Highlight dieser Saison!

Spruch des Rennens: Nächstes Mal fahre ich Vettel rein!

Fernando Alonso war nach dem Rennen sauer auf Sebastian Vettel. Warum? Runde 42: Im Kampf um die siebte Position wollte der Deutsche am Spanier vorbei und drängte den McLaren in die Auslaufzone. Alonso beklagte sich per Funk, doch eine Strafe für den Mann im Ferrari blieb aus. Der 35- Jährige hatte im Ziel entsprechend den Kaffee offen. „Wäre dort eine Mauer gewesen, dann wäre ich entweder in diese gekracht oder in Vettel selbst - und das ist, was ich das nächste Mal auch tun werde. Ich werde ihm hineinfahren und dafür sorgen, dass er mehr Punkte verliert als ich!", polterte er.

Manöver des Rennens: Massa macht den Ab-Gang

Das Manöver des Rennens fand nicht auf der Strecke statt sondern knapp daneben. Felipe Massa war bei seinem letzten Heimrennen nach 45 Runden durch einen Unfall ausgeschieden. Sein Gang zurück an die Box samt brasilianischer Fahne wurde zur Ehrerbietung seiner Fans an einen großen Formel-1-Fahrer kurz vor dem Karriereende. Als der Williams-Pilot mit Tränen in den Augen die Boxengasse erreicht hatte, applaudierten sogar die Mechaniker der Konkurrenz.

Adeus, Felipe! Du wirst der F1 fehlen, Foto: Sutton
Adeus, Felipe! Du wirst der F1 fehlen, Foto: Sutton

Unfall des Rennens: Räikkönen crasht

Im an Drehern, Un- und Ausfällen nicht armen Brasilien GP stach Kimi Räikkönen heraus. Nachdem Marcus Ericsson mit seinem Crash in der Boxeneinfahrt die erste Safety-Car-Phase nach dem Start verursacht hatte, war das Rennen gerade wieder in Gang gekommen. Beim Beschleunigen auf Start und Ziel erwischte es den erfahrenen Ferrari-Piloten auf regennasser Fahrbahn. Er verlor die Kontrolle über seinen Boliden, schlug in die Streckenbegrenzung ein und blieb entgegen der Fahrtrichtung stehen. Mehrere Autos konnten bei schlechter Sicht nur knapp ausweichen. Der Finne schied zwar aus, blieb aber unverletzt.

Boxenstopps des Rennens: 62

DEN EINEN Boxenstopp des Rennens gab es nicht, es gab viele, sogar sehr viele. Insgesamt 62 waren es, wobei Romain Grosjean und Kimi Räikkönen gar keinen und Marcus Ericsson nur einen Reifenwechsel zur Statistik beitrugen, da sie nicht antraten oder früh ausschieden. Besonders eifrig war Red Bull. Die völlig verpatzte Strategie des Teams sorgte nicht nur dafür, dass Rosbergs Position im WM-Kampf vor dem Saisonfinale doch nicht so schlecht ist, sondern führte Verstappen und Ricciardo auch je fünf rekordverdächtige Male an die Box. Jenson Button schaute ebenso oft bei seinen Mechanikern vorbei. Den schnellsten Reifenwechsel des Tages legte – Überraschung! – Renault hin: Jolyon Palmers zweiter Stopp dauerte nur 2,35 Sekunden. Angesichts der extrem feuchten Bedingungen für Fahrer und Crew ist dies kein schlechter Wert.

Topspeed des Rennens: Der Einäugige unter den Blinden

Die ganz hohen Geschwindigkeiten waren beim Regen-Chaos in Sao Paulo mit 34 Runden hinter dem Safety Car (Formel-1-Rekord!) nicht zu erwarten. Nicht einmal die 300 km/h-Marke wurde geknackt. Kein Zufall, dass dabei, wie auch in Sachen schnellste Rennrunde, die Red-Bull-Piloten vorne lagen. Max Verstappen fuhr beim Brasilien GP mit 295,6 km/h die höchste Geschwindigkeit und distanzierte Daniel Ricciardo (289,0 km/h) damit relativ deutlich.

Die Top-10 der Topspeeds beim Grand Prix von Brasilien 2016

PlatzFahrerTeamMotorGeschwindigkeit
1Max VerstappenRed BullRenault295,6 km/h
2Daniel RicciardoRed BullRenault289,0 km/h
3Sebastian VettelFerrariFerrari288,3 km/h
4Sergio PerezForce IndiaMercedes286,5 km/h
5Nico RosbergMercedesMercedes 285,6 km/h
6Daniil KvyatToro RossoFerrari '15285,5 km/h
7Valtteri BottasWilliamsMercedes285,0 km/h
8Fernando AlonsoMcLarenHonda282,8 km/h
9Nico HülkenbergForce IndiaMercedes 281,3 km/h
10Lewis HamiltonMercedesMercedes 280,0 km/h

Unsung Hero des Rennens: Carlos Sainz

Lewis Hamilton wurde für seine tadellose Leistung und seinen Rennsieg gelobt, Nico Rosberg dafür, dass er den Schaden in der WM minimieren konnte. Max Verstappen erhielt ebenso völlig zu Recht Anerkennung für seine epische Aufholjagd wie die Hinterbänkler Felipe Nasr und Esteban Ocon für ihre unerwarteten Punkte-Ergebnisse. Nur an Carlos Sainz hat irgendwie niemand gedacht. Der Spanier behielt im technisch klar unterlegenen Toro Rosso auf der nassen Strecke Nerven sowie Übersicht und holte sich, wie bereits in Austin, für Platz sechs acht Punkte ab. Respekt!

Wessen Auto ist das? Ist das meins? Nein, Sainz! Hähähähähä!, Foto: Sutton
Wessen Auto ist das? Ist das meins? Nein, Sainz! Hähähähähä!, Foto: Sutton

Enttäuschung des Rennens: Jenson Button

Der Brite hatte schon das Qualifying zum Brasilien GP verpatzt und ging als 17. ins Rennen. Von einem Mann seiner Routine hätte man bei einem solchen Rennen vielleicht etwas mehr erwartet. Doch die hinter ihm gestarteten Grünschnäbel Esteban Ocon, Felipe Nasr und Pascal Wehrlein kamen alle am Weltmeister von 2009 vorbei. So blieb Button nur der letzte Platz. Da scheint sich jemand auf die Formel-1-Rente zu freuen!

Video des Rennens: Fuck that shit!

Die Rennstrecke in Sao Paulo wird auch Interlagos genannt, was daher kommt, dass sie zwischen zwei Seen liegt. Am Sonntag hatte sich aber auch in der Mitte ein solcher gebildet. Viele Piloten kamen entsprechend (schlechter, aber ungewollter Wortwitz!) ins Schwimmen. Neben mehreren Unfällen und Drehern gab es auch einige spektakuläre Aktionen, bei denen Fahrer ihre Boliden gerade noch abfingen. Max Verstappen gelang eine solche, was den Kommentator des niederländischen Fernsehens zu Hochform auflaufen ließ.

Tipp des Rennens: Schulz ist raus, Leser werden gar nicht erst gefragt

Bei unserem redaktionsinternen Tippspiel siegte einmal mehr Manuel Schulz, der als Einziger im Vorhinein Hamilton zum Sieger und Nico Rosberg zum Zweitplatzierten des Brasilien GP gekürt hatte. Er darf ab sofort nicht mehr mitspielen, weil er ständig gewinnt (Manuel, nicht Hamilton!). Die Leser-Umfrage, wer denn in Sao Paulo gewinnen werde, entfiel dieses Mal ausnahmsweise, eventuell aus Angst, die User könnten das Ergebnis mal wieder besser vorhersagen als wir.