Die WM-Kontrahenten Lewis Hamilton und Nico Rosberg erlebten beide einen reibungslosen Start in das vorletzte Rennwochenende der Saison 2016 auf dem Autódromo José Carlos Pace. Der amtierende Weltmeister machte dort weiter, wo er in Mexiko vor zwei Wochen aufgehört hatte - nämlich an der Spitze. Während Hamilton sich in beiden Freitagstrainings die Bestzeit sicherte, musste sich WM-Spitzenreiter Rosberg hinten anstellen. Der geringe Abstand zwischen den Mercedes-Teamkollegen verspricht jedoch Spannung.

"Das war ein guter Tag. Wir konnten unser gesamtes Programm absolvieren und das Auto fühlt sich richtig gut an", sagt Hamilton, der am Vormittag zwei und am Nachmittag ein halbes Zehntel vor Rosberg landete. Der Abstand zum Teamkollegen war damit zwar alles andere als komfortabel, doch die größte Herausforderung war für den Briten scheinbar das Wetter am Freitag in Interlagos: "Es ist sehr heiß und physisch sehr hart, bei diesen Temperaturen zu fahren."

Rosberg musste sich am Vormittag auf Rang drei nicht nur Hamilton, sondern auch Max Verstappen im Red Bull geschlagen geben. Der WM-Führende tat sich mit den unerwartet heißen Bedingungen ebenfalls schwer. "Heute war es sehr heiß, viel wärmer als wir es am restlichen Wochenende erwarten. Somit war es schwierig, sich richtig auf das Qualifying und das Rennen vorzubereiten", so Rosberg.

Lewis Hamilton fährt in Brasilien erneut mit einem speziellen Helmdesign, Foto: Sutton
Lewis Hamilton fährt in Brasilien erneut mit einem speziellen Helmdesign, Foto: Sutton

Hamilton zuversichtlich, Rosberg ist skeptisch

Die heißen Temperaturen machten sich nicht nur im Cockpit, sondern auch bei der Setuparbeit bemerkbar, wie Hamilton zu Protokoll gibt: "Bei diesen Bedingungen ist es auch nicht gerade einfach, die richtige Balance zu finden." Das Fazit des ersten Trainingstages in São Paulo fiel, wohl nicht zuletzt wegen der Ergebnisse, dennoch positiv aus. "Unsere Long Run-Pace scheint stark zu sein. Dementsprechend können wir mit dem Start ins Wochenende zufrieden sein."

Rosberg hingegen hat seine Zweifel. Er rechnet sogar damit, dass auch von der Konkurrenz noch Gefahr ausgehen könnte. "Unser Auto sieht schnell aus, aber Red Bull ist definitiv nah dran", so der Deutsche. Auch ist er sich noch nicht sicher, inwiefern der Freitag richtungsweisend für den Rest des Wochenendes war. "Die Strategie für das Rennen ist nicht glasklar. Aber es soll ja viel kühler werden, weshalb es am Sonntag ganz anders aussehen könnte."

Hitze setzt den Reifen zu

Rosberg am Freitag in Interlagos, Foto: Sutton
Rosberg am Freitag in Interlagos, Foto: Sutton

Sowohl Hamilton als auch Rosberg hatten bei der Hitze ihre Probleme mit dem Reifenverschleiß. "Die weichen Reifen bauen auf den Long Runs schnell ab, auch gibt es Blasenbildung an den Hinterreifen", so Rosberg, bei dem offenbar selbst der eine Nummer härtere Reifen keine Abhilfe schaffte: "Auch auf dem Medium-Reifen gibt es einen überraschend hohen Abbau."

Technik-Direktor Paddy Lowe zeigte sich vor allem zufrieden, da beide Fahrer ihre Programme ohne Zwischenfälle abspulen konnten. Die Erkenntnisse waren für seinen Geschmack auch trotz des hohen Reifenverschleißes zufriedenstellend. "Wir haben heute nur mit den Soft- und Medium-Reifen gearbeitet und unsere Pace auf diesen beiden Mischungen mit wenig und viel Benzin an Bord sieht relativ ermutigend aus", so Lowe.

Mit Prognosen für den weiteren Verlauf des Wochenendes ist er jedoch vorsichtig. "Die Bedingungen sind allerdings noch ganz anders, als wir sie morgen und am Sonntag im Qualifying sowie im Rennen erwarten", so Lowe, der auch die launische Natur der Rennstrecke in Brasilien auf der Rechnung hat: "Diese Strecke ist für Überraschungen bekannt, weshalb wir an diesem Wochenendes nichts als selbstverständlich ansehen werden."