Noch zwei Rennen bleiben Sauber, um in die Punkte zu fahren und damit Manor vom zehnten Platz in der Konstrukteurs-WM zu verdrängen. Es geht um etwa 40 Millionen Euro, die der Gewinner dieses Duells an Preisgeldern ausbezahlt bekommt. Wo stehen die Chancen besser - in Brasilien oder Abu Dhabi? "Das kann man nicht sagen. Bei den Statistiken heißt es, hier sei mehr los. Hier kann mehr passieren wegen des Wetters", so Teamchefin Monisha Kaltenborn.

"In Abu Dhabi ist in der Regel weniger los, was das Wetter betrifft. Es ist berechenbarer. Man weiß ja nie, was im Rennen sein kann. Für uns zählt: Die beiden Chancen müssen wir nützen", stellt sie klar. Einen Regentanz werde sie in Interlagos aber nicht aufführen. "Ich bin da immer sehr vorsichtig. Es ist auch ein Risiko. Man sollte nicht die Auffassung haben, unser Auto bleibt bei jedem Rennen auf der Strecke und alle sind daneben. Das kann ja genauso umgekehrt sein", merkt sie auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com an.

Wetterkapriolen könnten Sauber helfen, Foto: Sutton
Wetterkapriolen könnten Sauber helfen, Foto: Sutton

Kaltenborn nimmt Fahrer in Schutz

Dass Sauber es im Gegensatz zu Manor noch nicht in die Punkte geschafft hat, liegt auch an den beiden Fahrern Marcus Ericsson und Felipe Nasr. Besonders der Brasilianer erfüllte die Erwartungen zu keinem Zeitpunkt und landete zuletzt regelmäßig hinter seinem schwedischen Teamkollegen. Während sich Ericsson weiterentwickelte, stagnierte Nasr zuletzt gewaltig.

Doch Kaltenborn verteidigt ihre Fahrer. "Jeder Fahrer musste seine Lernkurve durchmachen. Bei manchen kann es passieren, dass er eher am Anfang ins Tief kommt und sich da hoch arbeitet und bei anderen kann es genauso umgekehrt sein", relativiert sie. "Er beginnt sehr gut, aber irgendwann kommt immer das Tief. Das gehört dazu. Das ist ein ständiges Auf und Ab. Gerade in diesem Jahr, wo es sehr schwierig war, kommt das zusammen mit dieser Entwicklung", versucht sie sich an einer Erklärung für die enttäuschenden Vorstellungen.

Dennoch ist weder Ericsson, noch Nasr für 2017 bereits bestätigt. In dieser Hinsicht lässt sich die Österreicherin nicht aus der Reserve locken. "Wir gehen das jedes Jahr gleich an. Man schaut sich seine Optionen an. Man schaut sich an, was für das Team gut wäre. Und mal weiß man es schneller und mal braucht es etwas länger. Das Ziel ist es immer noch, es in dieser Saison bekannt zu geben", kündigt sie an.

Felipe Nasr wusste 2016 noch nicht zu überzeugen, Foto: Sutton
Felipe Nasr wusste 2016 noch nicht zu überzeugen, Foto: Sutton

Nachdem für die derzeitigen Piloten zuletzt auch die Optionen Force India und Haas geplatzt sind, deutet wenig auf eine Änderung. Esteban Gutierrez, der Haas wohl verlassen muss, fuhr bereits 2013 und 2014 für Sauber, ob eine Rückkehr infrage käme, ist unklar. "Es gibt viele Optionen. Sie sind nach wie vor da. Man muss sich natürlich auch am Fahrermarkt immer anpassen, je nachdem, was passiert. Wir sind gut unterwegs", so Kaltenborn.

Die Österreicherin hat klare Vorstellungen davon, mit welchen Attributen ein Fahrer überzeugen muss, um bei Sauber einen Vertrag zu bekommen. "Für uns ist es wichtig, dass man als Teamplayer auftritt. Das ganze Team muss funktionieren", stellt sie klar. "Es bringt gar nichts, wenn einer ausgezeichnet ist, aber irgendwo in der ganzen Kette etwas nicht stimmt. Da kann man noch so tolle Strategien haben, wenn es aber ständig an Zuverlässigkeit hapern würde, dann bringt das gar nichts. Deswegen ist das Teamzusammenspiel sehr wichtig. Da hat der Fahrer eine ganz zentrale Bedeutung", erläutert sie.

Privatteams brauchen das Geld

Besonders Sauber kann bei der Fahrersuche aber nicht allein auf Talent blicken. Die klammen Finanzen bieten für Paydriver eine gute Einstiegsmöglichkeit. Unvergessen das Schauspiel, als man für die Saison 2015 Adrian Sutil und Giedo van der Garde unter Vertrag hatte, diese aber aus finanziellen Gründen durch das aktuelle Duo ersetzt wurden. Ein derartiges Schauspiel soll sich nicht wiederholen. Dennoch sei das Finanzielle laut Kaltenborn wichtig.

Adrian Sutil wurde nach 2014 vor die Tür gesetzt - trotz Vertrages, Foto: Sutton
Adrian Sutil wurde nach 2014 vor die Tür gesetzt - trotz Vertrages, Foto: Sutton

"Die Intensität der Bedeutung der einzelnen Faktoren kann sich immer wieder mal verschieben. Solange die Formel 1 den Weg geht, den sie geht, muss in so einem Privatteam das Gesamtpaket immer stimmen", weiß sie und blickt auf ein anderes Team. "Beispiel Williams: Sie sind so weit vorne und schauen Sie sich mal an, welche Entscheidungen dort getroffen werden. Bei uns kann man sagen: Wir sind so weit hinten, da spielt das noch mehr eine Rolle. Solange die Formel 1 auf einem so hohen Kostenniveau ist, kann es für Privatteams gar nicht anders sein", argumentiert sie.

Alle Fahrer profitieren vom Geld

Der Fall Lance Stroll, der 2017 für Williams fährt und dank seines milliardenschweren Vaters keine Probleme hatte, ein Cockpit zu finden, erinnert sie an die jüngere Vergangenheit ihres eigenen Teams. Sergey Sirotkin sollte 2014 eigentlich im Sauber-Cockpit sitzen, doch es kam anders. "Hier wird mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen. Als wir Sirotkin für das Team bestätigt haben, wurden wir dermaßen kritisiert, jemand so jungen zu nehmen. Das sei verantwortungslos", erinnert sie sich.

Bei Stroll nun hält sich die Empörung in Grenzen, zumal der Fall Verstappen die Sinne ohnehin abgestumpft hat. Wer in die Formel 1 möchte, müsse einfach Geld mitbringen. "Wer jetzt in die Formel 1 kommt, wird mit Geld hoch gebracht, wie auch immer. Ob von zu Hause oder vom Sponsor oder einer Bank oder einer Ölfirma. Jeder Fahrer ist jemand, der mit Geld hochgebracht wird", stellt sie klar.