Das Haas F1 Team wird 2017 mit einer veränderten personellen Aufstellung an den Start gehen. Während Romain Grosjean höchstwahrscheinlich an Bord bleibt, stößt Kevin Magnussen neu zu den US-Newcomern und löst damit Esteban Gutierrez ab. Noch ist der Vertrag mit Magnussen zwar nicht unterschrieben, die Spatzen pfeifen die Verpflichtung des Dänen, der von Renault kommt, aber schon mehr als nur lautstark von den Dächern.

Magnussen und die Fußmatten

"Es gibt noch ein paar Sachen, über die wir mit Leuten sprechen müssen, und dann werden wir bekanntgeben, wer unser Fahrer sein wird", gibt sich Haas-Teamchef Günther Steiner zurückhaltend und will das Engagement Magnussens noch nicht final bestätigen. Woran hakt es noch? "Es ist wie wenn man ein Auto kauft. Am Ende will man noch gratis Fußmatten. Wir sind momentan in diesem Stadium", scherzt der Südtiroler.

Keinen Einfluss auf die Entscheidung hat jedenfalls Ferrari, das als technischer Partner von Haas fungiert und aus dessen Reihen auch Gutierrez stammt, der 2015 als Testfahrer für die Scuderia im Einsatz war. "Nein, das ist unsere Entscheidung. Wir haben einen Vertrag mit Ferrari, den wir und sie respektieren", hält Steiner fest.

Der Wahl von Magnussen gingen viele Gespräche mit anderen möglichen Kandidaten voraus. "Es gab Interesse von Leuten, von denen ich vor sechs Monaten nicht gedacht hätte, dass sie kommen würden", wundert sich Steiner selbst, wer so alles Interesse an dem vakanten Haas-Cockpit bekundete, schließlich handle es sich nach wie vor um eine junges Team, das sich das Vertrauen erst erarbeiten müsse.

Kevin Magnussen verlässt Renault, Foto: Sutton
Kevin Magnussen verlässt Renault, Foto: Sutton

Magnussen von Renault enttäuscht

Wie Steiner, will auch Magnussen im Vorfeld des Brasilien GP noch nicht von einem abgeschlossen Deal sprechen, hofft aber ebenfalls an diesem Wochenende auf eine Bekanntgabe. Die sportliche Perspektive sieht er bei seinem neuen Team jedenfalls gegeben. "Ich denke, es wird konkurrenzfähig sein, das ist mein Gefühl."

Renault zu verlassen, wo er nächstes Jahr von Nico Hülkenberg ersetzt wird, war die Entscheidung des Dänen, wie er gegenüber Motorsport-Magazin.com verrät. "Ich hatte ein Angebot, aber es war nicht gut genug, um es anzunehmen", stellt er klar und zeigt sich mangels in ihn gesetztes Vertrauen enttäuscht. "Wenn sie einen längeren Vertrag angeboten hätten, hätte ich es mir genauer angesehen, aber es gab das Gefühl, dass sie sich nicht bekennen wollten."

Generell gestalteten sich Gespräche mit dem Renault-Management ziemlich knifflig, was ebenfalls zum Abschied beitrug. "Manchmal war es ein bisschen schwierig zu wissen, wer der Verantwortliche ist und die Entscheidungen trifft", kritisiert Magnussen. "Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr, es ist Vergangenheit." Vermissen wird er sein Ex-Team dennoch. "Ich liebe die Leute, sie sind alle so freundlich, und ich bin mir sicher, wenn sie die Ressourcen bekommen und die Restrukturierung in den Griff kriegen, können sie den Job machen."

Hinter Gutierrez liegt eine enttäuschende Saison, Foto: Sutton
Hinter Gutierrez liegt eine enttäuschende Saison, Foto: Sutton

Gutierrez: Ergebnisse besser als auf dem Papier

Gutierrez selbst hofft derweil insgeheim noch immer, dass sich Haas doch für ihn entscheidet, wohlwissend, dass dies nicht geschehen wird. "Meine Zukunft liegt in den Händen des Teams. Momentan gibt es viele Gespräche. Es ist wie es ist, es wird nicht mehr lange dauern, bis eine Entscheidung fällt - hoffentlich wird sie positiv sein", macht der Mexikaner gute Miene zum bösen Spiel.

Etwas sauer stößt Gutierrez auf, dass sich Haas so lange Zeit gelassen hat. "Wir sind im November, es ist also definitiv ein bisschen spät, eine Entscheidung zu treffen, aber es ist ihr Team und liegt nicht in meinen Händen", so der Lateinamerikaner, hinter dem nicht die glücklichste Saison liegt. Noch immer hält er bei null Punkten, was nicht zuletzt dem Umstand geschuldet ist, dass er zu Beginn der Saison, als das Auto stark war, mit zahlreichen technischen Problemen zu kämpfen hatte, wohingegen der Haas-Bolide mittlerweile nicht mehr aus eigener Kraft in die Punkteränge fahren kann.

"Es ist frustrierend, es nicht auf dem Papier zu sehen, aber ich weiß, dass ich mein Bestes gegeben habe. Als es die Chance gab, Punkte zu machen, hatte ich Probleme - nicht nur einmal, sondern mehrere Male", klagt Gutierrez bei Motorsport-Magazin.com. Während Grosjean stattliche 29 Punkte hamsterte, steht bei ihm die Null. "Wenn man ein Jahr weg ist und keine Rennen fährt und mit vielen Problemen beginnt, ist es nicht einfach, schnell auf Speed zu kommen. Seit Barcelona ist der Vergleich aber ziemlich stark. Ich finde nicht, dass es ganz fair ist, nur die Punkte zu vergleichen."

Steiner erklärt die Entscheidung zu Ungunsten Gutierrez' folgendermaßen: "Er hat einen guten Job gemacht, aber man kann immer besser sein. Wir hätten besser sein können. Wir hatten einen fantastischen Start in die Saison, aber man kann immer besser sein." Heißt unter dem Strich: Gutierrez wusste phasenweise zu überzeugen, für einen neuen Vertrag war es dann aber doch zu wenig.

Gibt es auch 2017 ein Heimrennen für Gutierrez?, Foto: Sutton
Gibt es auch 2017 ein Heimrennen für Gutierrez?, Foto: Sutton

Gutierrez zurück zu Sauber?

Die Alternativen für Gutierrez in der Formel 1 sind jedenfalls rar gesät, gerade einmal Sauber und Manor haben für 2017 noch freie Cockpits zur Verfügung. Heuert der Mexikaner bei Sauber an, wäre es eine Rückkehr, denn bereits 2013 und 2014 fuhr er für die Schweizer und sammelte in dieser Zeit mit einem siebten Platz beim Japan GP seine bis dato einzigen WM-Punkte.

"Ich schließe es nicht aus", hat Gutierrez Sauber durchaus auf der Rechnung, wenngleich die Zeichen dort offenbar eher auf eine Weiterbeschäftigung von Felipe Nasr und Marcus Ericsson stehen. Seinen Humor hat der 25-jährige Jung-Ehemann trotz des drohenden F1-Aus dennoch nicht verloren. "Was immer herauskommt, ich werde mich nicht als Person ändern, und niemand stirbt. Schauen wir, was herauskommt, hoffentlich Positives. Ich mache weiter, so ist das Leben."

Gutierrez begann seine F1-Karriere bei Sauber, Foto: Sutton
Gutierrez begann seine F1-Karriere bei Sauber, Foto: Sutton