"Ich habe eine Nachricht für Charlie: Fuck off! Wirklich: Fuck off!" Sebastian Vettel war beim Großen Preis von Mexiko außer sich. Weil Max Verstappen für das Abkürzen einer Kurve während des Rennens - nachträglich wurde Verstappen bestraft - keine Strafe erhalten hatte, platzte dem Ferrari-Piloten der Kragen und er beschimpfte FIA-Renndirektor Charlie Whiting via Funk auf das Übelste. Kurz nach dem Rennen, als Verstappens Bestrafung feststand und er anstelle des Red-Bull-Fahrers auf das Podium durfte, zeigte Vettel jedoch bereits wieder Reue und entschuldigte sich bei Whiting.

Whiting akzeptiert Vettels Entschuldigung

Knapp zwei Wochen später trafen nun alle Beteiligen im Rahmen der Pressekonferenz vor dem Großen Preis von Brasilien erneut zusammen und hatten mit etwas Abstand Zeit, über das Geschehene und Gesagte zu reflektieren.

"Es ist nicht erste Mal, dass Schimpfwörter verwendet wurden. Dass das mir gegenüber passiert ist, ist unglücklich, aber es haben mehrere Umstände zu Sebastians Frust geführt", zeigte Whiting ein gewisses Maß an Verständnis für Vettels schroffe Reaktion. "Für mich war es genug, dass Seb direkt nach dem Rennen zu mir gekommen ist und sich entschuldigt hat."

Vettel zeigte sich, wie schon nach dem Rennen in Mexiko, einsichtig. "Es ist alles gesagt, aber ich habe kein Problem, es nochmal zu sagen: Sorry für das, was ich gesagt habe", erklärte der Heppenheimer. "Wenn man Rennen fährt und fightet kann man verstehen, warum ich nicht so glücklich war, aber ich bereue es, ich habe es nicht so gemeint. Es war für mich klar, gleich zu Charlie zu gehen. Ich habe ihm auch einen Brief geschrieben."

"Bastard" Verstappen: Nicht alle Funksprüche senden?

Verstappen bekam ebenfalls sein Fett weg, ihn bezeichnete Vettel via Funk aufgrund der nicht zurückgegebenen Position als "Bastard", wobei die Beleidigung zunächst in der Live-Übertragung mit einem Piepston zensiert wurde und sich erst nachträglich herausstellte, zu welcher Wortwahl der vierfache Weltmeister gegriffen hatte. "In der Hitze des Gefechts kann man böse Dinge sagen, wenn man ein Mikrofon hat", gab sich der Niederländer jedoch nicht nachtragend, sondern zog lieber den Vergleich zu einer anderen Sportart.

"Stell dir vor, man gibt einem Fußballspieler ein Mikrofon - was da alles rauskommen würde", schüttelte der Teenager den Kopf. "Mit dem Funk ist das gefährlich. Man sollte vielleicht nicht alles senden", regte er an, gewisse Funksprüche für das Fernsehen nicht freizugeben. "Wir fahren am Limit, liefern gute Fights und haben hohes Adrenalin. Wenn es für die Jugend nicht gut ist, sollte man es einfach nicht senden."

Ob Verstappens Vorschlag bei Liberty Media, den neuen Besitzern der Formel 1, auf Gegenliebe stößt, bleibt abzuwarten. Einerseits gelten Amerikaner als prüde, andererseits will Liberty Media die Königsklasse aber auch wieder populärer machen, und dazu sind verbale Scharmützel, wie sie von Vettel geliefert wurden, gewiss nicht abträglich. Whiting gab sich jedenfalls zurückhaltend. "Ob die Sprache, die da benutzt wurde, gesendet werden muss, weiß ich nicht", so der FIA-Renndirektor abschließend.

"Einerseits wollen die Leute hören und erkennen, dass der Fahrer alles gibt und voll bei der Sache ist und bereit ist, zu kämpfen. Andererseits kann man natürlich auch über das Ziel hinausschießen", ist Vettel ebenfalls unschlüssig. "Ich habe mich da an mein Team gewandt. Wenn man jede Konversation zwischen dem Fußballspieler und seinem Trainer aufzeichnen würde, würde man mit Sicherheit auch nicht alles ausstrahlen. Bei uns scheint das anders zu sein. In Zukunft wird es vielleicht zum Leidwesen des Zuschauers etwas ruhiger."

Vettel hat seine Lektion gelernt

Wie mit Whiting, suchte Vettel auch mit Verstappen das Gespräch. Allerdings nicht persönlich, sondern er rief ihn an. "Ich habe danach mit ihm gesprochen und es gibt immer zwei Seiten und Ansichten. Wir haben es aus der Welt geschafft und deswegen habe ich kein Problem mit ihm", ist für den Ferrari-Piloten die Sache abgehakt. "Ich habe meine Lektion gelernt. Man kann sich darüber streiten, ob man das ausstrahlen muss oder nicht. Es wird mit Sicherheit in Zukunft ein bisschen ruhiger."

Trotz des harten Duells fand Vettel aber auch viele lobende Worte für Verstappen, dessen Fahrstil schon seit geraumer Zeit von mehreren Seiten kritisiert wird. "Er macht einen sehr guten Job. Man darf nicht vergessen, dass er noch sehr jung ist", so der 29-Jährige. "Ganz normal, dass er noch ganz viel zu lernen hat und hier und da anstoßen wird. Normaler Prozess, den wir alle durchlaufen haben und teilweise noch durchlaufen werden."