Allmählich kommt der Fahrermarkt in der Formel 1 auch bei den kleineren Teams so richtig ins Rollen. Sauber, Manor und Haas haben noch keinen Fahrer für 2017 verpflichtet, Force India und Renault haben jeweils noch ein Cockpit zu vergeben. Besonders der Platz bei den Franzosen ist begehrt, wird doch dank des finanziellen Engagements ein großer Schritt in den kommenden Jahren erwartet. Nico Hülkenberg entschied sich bereits für die Perspektive und gegen seine sichere Bank bei Force India. Der Deutsche steht als Einsatzpilot bei Renault fest.

Magnussen vor Wechsel zu Haas

Doch wer wird sein Teamkollege? Aktuell fahren Kevin Magnussen und Jolyon Palmer für das Team. Beide überzeugen nicht unbedingt mit Spitzenleistungen, wenngleich ihr Arbeitsgerät nicht viel mehr ermöglicht. Der Abschied des Dänen scheint nun aber fix zu sein. Diversen Medienberichten zufolge steht Magnussen vor einem Wechsel zum Haas-Team. Seine Zukunft bei Renault war ohnehin unsicher, nun hat Magnussen wohl einen neuen Arbeitgeber gefunden. Für Jolyon Palmer bedeutet das einen Konkurrenten weniger, ob seine Chancen dadurch steigen, ist jedoch fraglich.

Jolyon Palmer kämpft noch um sein Cockpit bei Renault, Foto: Sutton
Jolyon Palmer kämpft noch um sein Cockpit bei Renault, Foto: Sutton

Renault-Teamchef Frederic Vasseur zeigte sich im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com im Großen und Ganzen zufrieden mit der Vorstellung seiner beiden Fahrer in diesem Jahr. "Um ehrlich zu sein waren sie ziemlich unerfahren. Jolyon war ein Rookie, Kevin ist vor zwei Jahren eine Saison gefahren. Sie haben sich über die Saison hin entwickelt, sie haben einen guten Job gemacht", so Vasseur, der um die eingeschränkten Möglichkeiten der beiden weiß. "Wir wissen sehr genau, dass wir ihnen nicht das perfekte Auto gegeben haben. Und es ist viel schwieriger, einen guten Job mit einem Auto am hinteren Ende des Feldes zu machen als vorne", merkt er an.

Vasseur verlangt Performance

Dennoch gilt es für Renault nun, sich langfristig konkurrenzfähig aufzustellen. Mit Hülkenberg sowie dem noch unbekannten zweiten Piloten soll die Grundlage geschaffen werden, in den kommenden Jahren wieder um Siege und schlussendlich auch um den Titel zu kämpfen. Entsprechend hat Vasseur auch ein genaues Profil parat, das der zukünftige Fahrer erfüllen muss.

Gesucht wird der Teamkollege von Nico Hülkenberg, Foto: Sutton
Gesucht wird der Teamkollege von Nico Hülkenberg, Foto: Sutton

"Wir brauchen jemanden, der Performance abliefern und eine gute Beziehung mit Nico aufbauen kann", erklärt Vasseur, dass sowohl die Stimmung im Team, als auch die Leistungsfähigkeit des Fahrers berücksichtigt werden müssen. "Wenn man sich die Erfolgsgeschichten im Motorsport ansieht, dann braucht man immer zwei starke Jungs. Man kann nicht mit nur einem Fahrer gewinnen. Außer vielleicht du bist ein Top-Team, hast eine Menge Erfahrung und dann kannst du sagen: 'Okay, gute Arbeit.' Aber wo wir heute stehen, brauchen wir zwei starke Fahrer im Team", stellt er klar. Motorsport-Magazin.com nimmt einige Kandidaten unter die Lupe.

Die Kandidaten für Renault im Check:

Jolyon Palmer als aktueller Pilot bringt den großen Vorteil mit, dass er das Team bereits kennt. Eine mitunter langwierige Eingewöhnungsphase entfällt beim Briten. Da mit Hülkenberg bereits ein neuer Fahrer nach Enstone kommt, könnte sich Renault die Mühe sparen, gleich zwei Fahrer frisch zu integrieren. Zumal es gerade in der Formel 1 wichtig ist, bei der Weiterentwicklung des Autos eine Einheit mit dem Ingenieursteam zu bilden. Gegen Palmer spricht jedoch seine sportliche Performance. Zwar verbesserte er sich im Laufe der Saison kontinuierlich, doch ist es nur schwer vorstellbar, dass Palmer den Ansprüchen Renaults genügt. Vasseur sagte klar, man brauche zwei starke Fahrer. Da gibt es mit Sicherheit bessere Alternativen als Palmer.

Ist Pascal Wehrlein ein Kandidat für Renault?, Foto: Sutton
Ist Pascal Wehrlein ein Kandidat für Renault?, Foto: Sutton

Zu diesen Alternativen gehört mit Sicherheit Pascal Wehrlein, aktuell für Manor aktiv. Noch hat der Mercedes-Junior kein Cockpit für 2017, in Mexiko äußerte er sich aber zuversichtlich, auch kommendes Jahr in der Königsklasse vertreten zu sein. Renault wäre ein großer Schritt, weg vom Hinterbänkler, hin zum Werksteam, und das nach gerade einmal einer Saison Erfahrung. Sportlich zählt Wehrlein zu den größten Talenten, von dem zu erwarten wäre, dass er Nico Hülkenberg extrem pusht. Jedoch ist es wohl eher unwahrscheinlich, dass ein französisches Team zwei deutsche Fahrer verpflichtet. Zudem ist Wehrlein Mercedes-Junior, mit einem Wechsel zu Renault würden die Silberpfeile eine große Hoffnung auf die Zukunft abgeben.

Für eine französische Note würde Wehrleins derzeitiger Teamkollege Esteban Ocon sorgen. Der 20-Jährige gilt ebenso als großes Talent, er gewann 2014 die Formel-3-EM und im vergangenen Jahr die GP3-Serie. Nach einem kurzen, aber wenig erfolgreichen Intermezzo in der DTM kam Ocon zum Belgien GP zu Manor, nachdem Rio Haryanto aus finanziellen Gründen sein Cockpit verlor. Ocon verfügt also über noch weniger Formel-1-Erfahrung als Wehrlein. Zudem ist auch der junge Franzose Teil des Mercedes-Nachwuchsprogramms. Renault würde mit der Paarung Hülkenberg/Ocon eine gute Mischung aus Erfahrung und Jungendhaftigkeit installieren. Ocon könnte von Hülkenberg lernen, im Gegenzug könnte der Franzose Druck ausüben. Und dass ein geringes Alter kein Hinderungsgrund für gute Leistungen ist, beweist Max Verstappen regelmäßig.

Tauschen Kevin Magnussen und Esteban Gutierrez einfach die Plätze?, Foto: Sutton
Tauschen Kevin Magnussen und Esteban Gutierrez einfach die Plätze?, Foto: Sutton

Wenn Kevin Magnussen zu Haas wechselt, verliert einer der beiden Piloten der Amerikaner seinen Platz. Die Zeichen deuten auf den bislang punktelosen Esteban Gutierrez. Könnte der Mexikaner bei Renault sein Glück finden? Über Erfahrung verfügt Gutierrez reichlich, 57 Rennen hat er bislang bestritten. Nachhaltig sportlich überzeugen konnte er dabei jedoch nicht. Nur sechs Punkte holte er bislang. Pikant: 2013 fuhr Gutierrez bereits an der Seite von Hülkenberg. Ergebnis: ein Desaster für den Mexikaner. Sechs Punkten von Gutierrez standen 51 Zähler von Hülkenberg gegenüber. Die Motivation, sich zu beweisen, wäre also womöglich da. Dass er eine Hilfe für ein Team sein kann, bewies Gutierrez bislang aber nicht.

Ein weiterer Kandidat auf das Renault-Cockpit wäre Felipe Nasr. Der Brasilianer ist aktuell noch in Diensten von Sauber unterwegs, stagniert jedoch seit einiger Zeit in seiner Entwicklung. Marcus Ericsson lief ihm zuletzt sauber-intern den Rang ab, wenngleich das Punktekonto weiterhin null Zähler aufweist. Ein Tapetenwechsel täte Nasr also ganz gut. Doch wäre er eine Hilfe für Renault? Wenn er an seine Form aus dem vergangenen Jahr anknüpfen könnte, durchaus. Doch dafür gibt es keine Garantien. Vasseur betonte, Fahrer zu benötigen, die liefern. Das tat Nasr zuletzt nicht. Ein Anreiz könnte möglicherweise das Sponsorengeld sein, das eine brasilianische Bank regelmäßig zu einem Cockpit zuschießt. Als Werksteam sollte Renault jedoch nicht auf Paydriver angewiesen sein.

Apropos Marcus Ericsson: Der Schwede hat eine beachtliche Entwicklung hinter sich. In den letzten Jahren das Klischee des Paydrivers perfekt erfüllend, zeigt er in diesem Jahr starke Leistungen. Einzig die WM-Tabelle zeigt es nicht auf. Ericsson hat Nasr zuletzt überflügelt und verfügt über mehr Erfahrung als der Brasilianer (54 zu 38 Rennen). Zuletzt brachte sich der Schwede mehrfach bei anderen Teams ins Gespräch, unter anderem bei Force India. Da die neuen Investoren des Sauber-Teams jedoch eine Verbindung mit Ericsson haben, ist fraglich, ob sie ihn gehen lassen würden.