Die Formel 1 macht sich am kommenden Wochenende auf nach Brasilien, wo das letzte potenzielle Regenrennen der Saison auf dem Programm steht. Zwar folgt zwei Wochen später noch das Saisonfinale in Abu Dhabi, doch dass der Himmel in der Wüste seine Schleusen öffnet, ist ziemlich unwahrscheinlich.

Die größte Chance auf Nass von oben besteht aktuellen Prognosen zufolge am Freitag, aber auch am Samstag und Sonntag kann Regen bei Höchsttemperaturen zwischen 22 und 25 Grad keinesfalls ausgeschlossen werden, zumal die Verhältnisse an der brasilianischen Atlantikküste rasch umschlagen können.

Nasr hofft auf verregnetes Heimspiel

Ganz besonders auf die Gnade Petrus' hofft man diesmal im Lager von Sauber. Die Schweizer Privatiers stehen noch immer ohne einen einzigen WM-Punkt da und liegen damit aufgrund des von Pascal Wehrlein eroberten Zählers beim Österreich GP hinter Manor auf dem elften und letzten Platz der Konstrukteurs-Wertung, der einen zweistelligen Millionenbetrag weniger an Preisgeld mit sich bringt.

Aufgrund dessen käme Sauber ein Regenrennen in Brasilien und das damit einhergehende Chaos durchaus entgegen, ist man aus eigener Kraft schließlich nicht in der Lage, in die Punkteränge zu fahren. Bei Manor stellt sich die Lage indessen naturgemäß völlig konträr dar. Nichts wäre dem Team von Pascal Wehrlein und Esteban Ocon lieber als ein sterbenslangweiliges Trockenrennen ohne Ausfall, das Sauber weit von den Top-10 entfernt hält.

"Was das Erzielen eines Punktes betrifft... wie wir alle wissen, gibt es in Sao Paulo immer ein Fragezeichen hinter dem Wetter. Es kann am gleichen Tag sowohl regnen als auch die Sonne scheinen", sagt Sauber-Pilot Felipe Nasr vor seinem Heimspiel gegenüber Reuters. "Das könnte uns in die Karten spielen, wenn es knifflige Bedingungen gibt oder die Strecke sowohl nass als auch trocken ist."

Sauber kämpft gegen Manor um Platz zehn, Foto: Sutton
Sauber kämpft gegen Manor um Platz zehn, Foto: Sutton

Dass es andernfalls schwer werden dürfte, Manor noch zu überholen, ist Nasr bewusst, zumal ausfallsreiche Rennen in Abu Dhabi für gewöhnlich nicht an der Tagesordnung stehen - schon gar nicht bedingt durch das Wetter. "Unter normalen Bedingungen, was die reine Performance betrifft, haben wir kein Auto, um ein Top-10-Ergebnis zu erzielen", weiß der Lokalmatador, dass Sauber nicht ausreichend konkurrenzfähig ist.

Brasilien und der Regen

Ein Blick in die F1-Geschichtsbücher zeigt, dass es in Brasilien immer wieder aufgrund des Wetters turbulente Rennen gab. Allen voran ist hier das Jahr 2008 zu nennen, als sich Felipe Massa bereits als Weltmeister wähnte, ehe kurz vor Schluss der Regen einsetzte, Lewis Hamilton auf den letzten Metern doch noch den trockenbereiften Timo Glock überholte und Massa den Titel entriss.

Felipe Massa gewann 2008, wurde aber nicht Weltmeister, Foto: Sutton
Felipe Massa gewann 2008, wurde aber nicht Weltmeister, Foto: Sutton

2003 führten schwere Regenfälle dazu, dass zahlreiche Piloten von der Strecke gespült wurden, unter ihnen auch Michael Schumacher, der zum ersten Mal nach knapp zwei Jahren wieder ausschied. In der 55. Runde brach die Rennleitung den Grand Prix schlussendlich ab, nachdem Mark Webber eingangs der Start- und Zielgeraden in die Begrenzungsmauer gekracht war und Fernando Alonso den Trümmerteilen nicht mehr ausweichen konnte.

Zunächst wurde Kimi Räikkönen der Sieg zugesprochen. Einige Tage später fanden die Stewards jedoch heraus, dass Giancarlo Fisichella unmittelbar vor dem Schwenken der roten Flagge in Führung liegend noch die 56. Runde begonnen hatte, sodass das Rennergebnis gemäß des Reglements nach der 54. und nicht nach der 53. Runde, als noch Räikkönen führte, zu werten war. Fisichella wurde seine erste Siegestrophäe erst beim nächsten Grand Prix in Imola überreicht - drei Wochen nach dem Triumph.

2003 wurde das Rennen abgebrochen, Foto: Sutton
2003 wurde das Rennen abgebrochen, Foto: Sutton

Auch 2001 hatte Petrus seine Finger im Spiel. Das Rennen begann auf trockener Strecke, doch schon bald setzte Regen ein, was zur Folge hatte, dass nur elf der 22 gestarteten Piloten das Ziel sahen. Ein Szenario, das den Sauber-Wünschen wohl ziemlich nahekommt, zumal damals Nick Heidfeld in Diensten der Schweizer stehend hinter David Coulthard und Michael Schumacher als Dritter den Sprung auf das Podium schaffte.

Der Regen bescherte Nico Hülkenberg 2010 die Pole Position, Foto: Bridgestone
Der Regen bescherte Nico Hülkenberg 2010 die Pole Position, Foto: Bridgestone

Dass das Wetter in Brasilien jedoch nicht nur das Rennen, sondern auch das Qualifying massiv beeinflussen kann, zeigte sich 2010, als Nico Hülkenberg sensationell seine erste und bis heute einzige Pole Position erzielte. Der Williams-Pilot kam mit den abtrocknenden Bedingungen am besten zurecht und nahm dem kommenden Weltmeister Sebastian Vettel, der die zweitschnellste Zeit fuhr, mehr als eine Sekunde ab. Im bei Sonnenschein stattfindenden Grand Prix kam Hülkenberg dann aber nicht über den achten Platz hinaus.

Es sind dies nur ein paar Beispiele von vielen aus der jüngeren Vergangenheit, die zeigen, dass sich in Brasilien aufgrund der Wettereinflüsse jede Menge Unerwartetes ereignen kann. Die Chancen für ein kleines Team, eine gute Platzierung abzustauben, sind kaum woanders so gut wie in Sao Paulo.