Lewis Hamilton hat den Kampf um die Weltmeisterschaft in der Formel 1 noch lange nicht aufgegeben. Der Mercedes-Pilot gewann den Großen Preis von Mexiko vor seinem Teamkollegen Nico Rosberg und Sebastian Vettel. Hamilton verkürzte den Rückstand in der Gesamtwertung mit seinem zweiten Sieg in Folge auf 19 Punkte. Der Brite gewann das achte Rennen in der laufenden Saison, dabei gelang ihm Historisches: In der ewigen Siegerliste zog er mit Alain Prost gleich. Beide kommen jetzt auf je 51 Grand-Prix-Siege in ihrer Karriere.

Das Podium:Rosberg musste sich mit Platz zwei begnügen, fährt dem ersten WM-Triumph aber unbeirrt weiter entgegen. Nach seinem 55. Podestplatz in der Formel 1 überholte er seinen Silberpfeil-Boss Niki Lauda in dieser Kategorie.

Verstappen verliert Podest

Max Verstappen verlor seinen Podestplatz nachträglich. Wegen einer 5-Sekunden-Strafe in Folge eines heftigen Duells mit Sebastian Vettel fiel der Niederländer bis auf den fünften Platz zurück. Vettel erbte den dritten Platz und schaffte es somit erstmals seit Monza wieder unter die Top-3.

Verstappen war schon im Podestraum angekommen, als er von der Strafe erfuhr. Später sagte er über Vettel: "Ich glaube, er muss noch mal in die Schule, um eine neue Sprache zu lernen... Er ist im Moment ein ziemlich frustrierter Typ."

So kam es zur späten Strafe: Vettel versuchte in den Schlussrunden mehrmals Verstappen zu überholen, doch der Niederländer hielt heftig dagegen. Vettel beschwerte sich lauthals am Funk und fluchte, während von hinten Daniel Ricciardo mit besseren Reifen aufschließen konnte. Ein extrem turbulentes Dreier-Duell, in dem Verstappen bis zu seiner Strafe vor Vettel und Ricciardo die Oberhand behielt.

Ricciardo/Vettel-Clash wird untersucht

Ricciardo profitierte von Verstappens Bestrafung und wurde als Vierter gewertet. Nach einer Berührung in der letzten Runde mit Vettel wird dieser Zwischenfall nach Rennende untersucht. Ricciardo überquerte die Ziellinie vor Kimi Räikkönen. Der Ferrari-Pilot drehte kurz vor Schluss Gegner Nico Hülkenberg herum, sicherte sich dadurch Platz sechs. Hülkenberg und Valtteri Bottas komplettierten die Top-8.

Das sagen Hamilton, Rosberg und Vettel nach dem Rennen

Lewis Hamilton: "Nico macht einen super Job und hat auch jetzt die Position wieder gehalten. Mit dem Doppelsieg hat das Team tolle Arbeit abgeliefert. Für mich war das der Premieren-Sieg in Mexiko, und das gefällt mir natürlich sehr gut."

Nico Rosberg: Das war ein tolles Wochenende, aber Lewis war einfach zu schnell. Die Sache mit Max war richtig spannend, aber Platz zwei ist schon okay. Damit muss ich mich zufriedengeben."

Sebastian Vettel: "Ich glaube, ich habe ein bisschen viel Zeichensprache benutzen müssen. Im Auto war ich stinksauer. Das ist Adrenalin pur! Max hat dann die Strecke verlassen, seine Position aber nicht zurückgegeben. Als ich die Ziellinie überquert habe, war ich enttäuscht - und dann konnte ich doch aufs Podium. Was für eine Wende."

Der WM-Stand:Hamilton macht erneut Boden gut auf Teamkollege Rosberg. Bei noch zwei ausstehenden Rennen beträgt der Rückstand nun 19 Punkte. Rosberg führt weiter mit 349 Punkten, Hamilton hat 330 Zähler auf dem Konto. 50 Punkte gibt es insgesamt noch zu holen bei den beiden kommenden Rennen in Brasilien und Abu Dhabi.

Das Wetter: Vor dem Rennen wurde eine 20-prozentige Regenwahrscheinlichkeit gemeldet. Tatsächlich blieb es während der 71 Runden mitten in Mexiko-City aber trocken. Mit 20 Grad Lufttemperatur (47 Grad Strecke) war es ein wenig kühler als beim Qualifying am Vortag.

Der Start: Chaotische Startphase an der Spitze: Hamilton erwischte einen guten Start und verteidigte die Führung. Nach Kurve 1 musste der Brite allerdings voll über die Wiese abkürzen. Rosberg behauptete den zweiten Platz, kollidierte aber leicht beim harten Duell mit Verstappen, der sich innen neben den Mercedes gesetzt hatte. Der Vorfall wurde von der Rennleitung untersucht, Strafen gab es aber nicht. Hülkenberg überholte früh Ricciardo und verbesserte sich von der fünften auf die vierte Position. Vettel vermutete zunächst einen Reifenschaden, konnte aber weiterfahren. Beim Re-Start in Folge der Safety-Car-Phase nach Wehrleins Ausfall, blieb Hamilton souverän vor Rosberg.

Stunk am Funk

Die Zwischenfälle: Die nächste Verbal-Attacke von Vettel, diesmal hatte er es auf Massa abgesehen. "Er ist dumm! Er tut sich selber keinen Gefallen, wenn er so hart kämpft", ärgerte sich Vettel über den Brasilianer, der sich auf dem Weg zu seinem Boxenstopp breit machte auf der Strecke. Gleichzeitig kassierte Sainz in Runde 15 eine 5-Sekunden-Zeitstrafe, weil er Alonso von der Strecke gedrängt hatte. Der McLaren-Pilot lieferte sich wenig später eine kuriose Unterhaltung am Boxenfunk. Er solle pushen, wurde er vom Team angewiesen. Alonsos Antwort: "Ich gebe seit Runde 1 Gas - und stecke seit 15 im Verkehr. Macht ihr euren Job, und ich mache meinen."

Die Boxenstopps: Red Bull zockte während der Safety-Car-Phase zu Rennbeginn. Das Team beorderte Ricciardo an die Box und wechselte von Supersoft- auf die Medium-Reifen. Der Australier war der einzige Fahrer aus der Spitze, der es mit einem extrem frühen Boxenstopp versuchte. Ricciardos Teamkollege Verstappen war in Runde 13 der Nächste in der Reihe der Reifenwechsler; ebenfalls Medium-Reifen für den Niederländer.

Hamilton bog als erster Mercedes-Pilot in Runde 17 in die Box ab und wechselte auf die Mediums. Rosberg folgte mit der gleichen Strategie, allerdings erst in der 21. Runde. Zusammen mit Rosberg kam Räikkönen rein und holte sich Medium-Reifen ab. Zu diesem Zeitpunkt war Vettel der einzige Fahrer aus der Spitzengruppe ohne Stopp. Der vierfache Champion blieb bis zur 32. Runde auf der Strecke, bis er schließlich auf die Medium-Mischungen wechselte, die zu diesem Zeitpunkt jeder Fahrer benutzte.

Räikkönen entschied sich in Runde 45 für einen zweiten Boxenstopp, erneut auf Mediums. Ricciardo holte sich nach seinem Marathon-Stint frische Soft-Mischungen in der 51. Runde ab, um Druck auf die Top-4 auszuüben.

Die Ausfälle: Für Pascal Wehrlein war schon nach Kurve 1 Feierabend. Er kollidierte von Startplatz 16 mit Esteban Gutierrez und wurde dadurch in Marcus Ericsson geschoben. "Ich hatte einen guten Start und zwei Plätze gut gemacht", sagte Wehrlein. "Dann habe ich in Kurve 2 einen Schlag bekommen. Heute wäre was drin gewesen. Es wäre vielleicht weniger ärgerlich gewesen, wenn nichts drin gewesen wäre."

Die Analyse: Die Reifen ließen den Mexiko GP zu einem insgesamt relativ lahmen Rennen verkommen. Start- und Schlussphase als große Highlights in einem Rennen, das von den Reifen-Strategien eingebremst wurde. Hamilton lieferte wieder einmal ab und hält den WM-Kampf zumindest theoretisch spannend. Rosberg musste sich in Mexiko allerdings auch nicht verstecken. Zwei wütenden Angriffen von Verstappen hielt der WM-Spitzenreiter stand. So hamstert sich Rosberg im Saison-Schlussspurt kontinuierlich in Richtung Weltmeisterschaft. Ferrari präsentierte sich nach dem Durchhänger stärker und rückte näher an die Red Bulls heran. Die Geschichte des Rennens wird aber der Zweikampf zwischen Vettel und Verstappen sein...

Die Top-Facts des Rennens

  • 8. Saisonsieg für Hamilton
  • Hamiltons 51. F1-Sieg - so viele wie Prost
  • 55. F1-Podest für Rosberg - damit überholt er Lauda
  • Hamilton verkürzt WM-Rückstand auf 19 Punkte
  • Verstappen verliert Podest nach Strafe
  • Erstes Vettel für Podium seit dem Italien GP
  • Wehrlein nach Unfall in Runde 1 raus