Der 3,340 Kilometer kurze Straßenkurs in Monte Carlo fordert von den Fahrern über 78 Runden höchste Konzentration: Auf dieser Strecke darf man sich nicht den kleinsten Fehler erlauben. Denn ein solcher bedeutet zumeist unweigerlich das Aus.

Den Piloten steht die schwierige Aufgabe bevor, ihre rund 900 PS starken Monoposti zielgenau durch den engen Leitplankenkanal zu manövrieren. Dabei nähern sich die Boliden der unnachgiebigen Absperrung oft bis auf wenige Millimeter – zwischen Ideallinie und Ausfall liegt ein denkbar schmaler Grat. Manche Fahrer betonen sogar, dass man die Hinterreifen in einigen Kurven an der Leitplanke 'anlehnen' müsse.

Hubschrauberfliegen im Wohnzimmer

Einmal im Jahr werden die Straßen von Monte Carlo auf einer Länge von 3,340 Kilometern notdürftig abgesperrt und daraus einer der berühmtesten Stadtkurse der Formel 1 Welt gemacht, welcher Ex-Weltmeister Nelson Piquet, aufgrund des Rennens in den Häuserschluchten des monegassischen Fürstentums, einst zu einem Vergleich mit dessen Wohnzimmer hinriss: "Es ist, als würdest du mit einem Hubschrauber durchs Wohnzimmer fliegen."

Doch obwohl genau diese spezielle Atmosphäre das gewisse Etwas des Großen Preises von Monte Carlo ausmacht, erschwert die engste und langsamste Strecke des Grand Prix Kalenders auch das Überholen und macht damit das Qualifying und die am Ende dabei herausgefahrene Startposition zu einem vorentscheidenden Faktor, allerdings nur, wenn auch die Zuverlässigkeit von Fahrzeug wie auch Fahrer stimmt, da aufgrund der nicht vorhandenen Auslaufzonen während der 78 Runden zwischen den Leitplanken der Hafenstadt bereits der kleinste Fahrfehler bestraft wird und von daher eine ausgesprochen hohe Ausfallquote vorherrscht.

Doch das Rennen in der Glitzerwelt des Fürstentums ist auch nicht ganz unumstritten, da der Kurs den heutigen Sicherheits- und Streckenbestimmungen kaum noch standhalten kann und Fahrer, Teams, Sponsoren sowie auch Fans unter der Platznot zu leiden haben. Aber trotzdem: Nirgendwo sind die Fans so nah am Geschehen und erleben das PS-Feeling so direkt wie im Fürstentum.

Für die Piloten ist das so genannte "Wohnzimmer" dabei eine unglaubliche Herausforderung. Neben der Enge und den verschiedenen Streckenbelägen gibt es auch noch einige weitere rennentscheidende Schlüsselstellen - wobei man in Monaco beinahe schon von einer einzigen riesigen Schlüsselstelle sprechen könnte. Sehr wichtig ist die erste Kurve nach der Start-/Zielgeraden, die Sainte Devote. Zudem ist der Circuit de Monaco natürlich auch durch seine berühmt-berüchtigte Tunnel-Passage, welche mit rund 250 bis 270 km/h durchquert wird, sowie die Loews-Kehre, die langsamste Kurve des gesamten Rennzirkus, bekannt.

Auf der technischen Seite sind die Boliden im Fürstentum mit relativ hoher Bodenfreiheit unterwegs, um auf der unebenen Fahrbahn nicht ununterbrochen aufzusetzen. Zudem werden die Federung extrem weich und die Flügel extrem steil eingestellt, um einerseits die Traktion aus den vielen Kurven zu erhöhen und andererseits genügend Anpressdruck für schnelle Rundenzeiten zu generieren.

Im Jahr 2003 begann unterdessen ein großes Facelifting für den Stadtkurs. Neben einer begradigten Anfahrt zur Rascasse, erhielt der Kurs auch eine komplett neue – und geräumigere – Boxengasse. Um die Erweiterung der Boxenanlage zu ermöglichen, wurde im Hafen von Monaco künstlich aufgeschüttet. Der Streckenabschnitt zwischen Schwimmbad und Rascasse-Kurve rückte ans Meer. So entstand zusätzlicher Platz für eine neue Boxengasse, die nun auch auf der Meerseite des Hügels verläuft.

Die Boxengasseneinfahrt ist im Wesentlichen an derselben Stelle geblieben. Das neue Boxengebäude ist zweistöckig angelegt. Unten sind die Garagen, darüber Büros. Die im Bereich der früheren Boxengasse befindlichen Bäume wurden dem Umbau nicht geopfert. Daher wachsen nun teilweise Äste durch die neuen Gebäude. Die Kontrollstände der Teams sind an ihrem alten Platz an der Start- und Ziel-Geraden geblieben. Von dort aus gibt es nun keinen Sichtkontakt mehr zu den Boxenstopps.

Die Streckengeschichte

Der Große Preis von Monaco gehört zusammen mit dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans, der Rallye Monte Carlo und dem 500-Meilen-Rennen von Indianapolis zu den eindeutig prominentesten Motorsportereignissen des Jahres. Große Geschichten und kultische Tradition umwehen dieses erstmals 1929 ausgetragene Rennen, dass sich seit der Gründung der Formel 1 Weltmeisterschaft im Jahre 1950 im Kalender gehalten hat. Doch während grenzenloser Glamour ein Markenzeichen des Grand Prix Wochenendes darstellt, erleben die Einsatzteams indes eine andere Seite des Grand Prix: Was für die Zuschauer die prickelnde Atmosphäre von Nähe zum Geschehen ausmacht, bedeutet für sie Enge und erschwerte Arbeitsbedingungen. Routinemäßige Rennvorbereitungen werden in Monaco zur Herausforderung...

Seit der offiziellen Zeitrechnung der Formel 1, seit 1950, wurden in Monaco 51 Grands Prix ausgetragen. Insgesamt ist das 2005er Rennen die 63. Ausgabe des Großen Preises von Monaco. Den ersten gewann Juan Manuel Fangio auf Alfa Romeo. Damals betrug die Renndistanz 100 Runden bzw. 318 Kilometer.

Erst seit 2004 gibt es in Monaco entlang der Boxengasse auch Garagen für die Fahrzeuge. Bis dahin hatten die Teams die Autos zwischen den Trainings und Qualifyings sowie zum Rennen stets zwischen den provisorischen Werkstätten im Fahrerlager und der Boxengasse hin- und herschaffen müssen. Das alte Gebäude hatte im Wesentlichen als Unterstand für die Tankanlage, Ersatzteile und Computer gedient.

Was die Experten über Monaco sagen

Der Fahrer - Juan Pablo Montoya: "Den Großen Preis von Monaco zu gewinnen, war 2003 wirklich etwas Besonderes für mich. Ich selbst hatte seit 2001 in Monza kein Rennen mehr gewonnen, und das Team seit 20 Jahren keinen Monaco-Sieg mehr geschafft. Es ist ein hartes Rennen für die Fahrzeuge und die Fahrer, weil die Strecke einfach keine Fehler verzeiht. Außerdem muss man sich im Qualifying weit vorn platzieren. Positionen im Rennen aufzuholen, ist verdammt schwer, weil Überholmöglichkeiten fehlen."

Der Techniker - Sam Michael: "Die engen Straßen von Monte Carlo belohnen die besten Chassis und die besten Fahrer. Weil man sehr weiche Reifen benutzt, steigert sich das Grip-Niveau durch den Gummiabrieb während des Wochenendes erheblich." Die Rennstrategie ist in Monaco besonders wichtig, weil es fast unmöglich ist, dort zu überholen."

Der Motorenmann - Mario Theissen: "In Monaco lässt sich mit schierer Power allein nichts gewinnen, aber eine gute Fahrbarkeit des Motors zahlt sich in den engen Kurven aus. Die Loews-Haarnadel ist die einzige F1-Kurve, in der die Drehzahl im ersten Gang in den Bereich von 5 000 U/min fällt."