Das Rennen vor zwei Wochen in Suzuka war eine positive Überraschung für Ferrari: Der Renner aus Maranello war urplötzlich schneller als der Red Bull. Obwohl Suzuka eigentlich Red Bull Land sein sollte. In Austin sah die Welt ganz anders aus. Ferrari hatte im Qualifying nicht den Hauch einer Chance, konnte sich gerade so vor Force India behaupten.

Sebastian Vettels Gesicht nach dem Qualifying sprach Bände. Es war nicht Platz sechs, der ihn ratlos vor den Journalisten da sitzen ließ, es war der Rückstand. Mehr als eine Sekunde fehlte auf Mercedes, mehr als eine halbe auf Red Bull. In Japan lag die Scuderia noch drei Zehntel hinter Mercedes und zwei Zehntel vor Red Bull. "Obwohl die Strecken eigentlich recht ähnlich sind", merkte Vettel an.

"Das Auto fühlt sich aber gut an, die Balance war ordentlich", hieß es von beiden Fahrern. Lediglich die Zeit stimmte nicht. Red Bull kann sich die beiden Extreme im Vergleich zu Ferrari ebenfalls nicht erklären. Der eigene Rückstand auf Mercedes blieb in etwa gleich. "Unser Auto liegt gut, ich weiß nicht, was bei Ferrari schiefgelaufen ist", analysiert Verstappen.

Ferrari verliert fast eine Sekunde Qualifying-Pace

Ferrari verlor in zwei Wochen fast eine Sekunde Qualifying-Pace. Dabei hatte Ferrari gehofft, die neuen Teile, die in Suzuka scheinbar den Fortschritt brachten, würden auch in Texas funktionieren. Fehlanzeige.

Qualifying-Rückstände

Mercedes-Ferrari Mercedes-Red Bull Red Bull-Ferrari
Suzuka + 0.302 + 0.531 - 0.229
Austin + 1.132 + 0.510 + 0.622
Differenz + 0.830 - 0.021 + 0.851

Der Rückstand auf Mercedes zeigt, dass Max Verstappen Recht hat. Bei Ferrari ist etwas schief gelaufen. Die entscheidende Frage lautet nur: Was genau? Kimi Räikkönen war nach dem Rennen noch immer ahnungslos. "Keine Idee. Wir haben von Strecke zu Strecke und von Bedingungen zu Bedingungen viele Unterschiede gesehen. Im ersten Abschnitt sieht die Strecke wie Japan aus, es müssen also die Bedingungen sein. Ich weiß nicht, warum es zwischen verschiedenen Strecken so große Unterschiede gibt. Wenn wir es wüssten, könnten wir viel leichter daran arbeiten."

Arrivabene: Austin und Suzuka nicht vergleichbar

Teamchef Maurizio Arrivabene allerdings will die Gründe für die Schwäche ganz genau kennen. "Dieser High-Downforce-Kurs ist nicht vergleichbar mit Suzuka, die Charakteristik der Kurse ist komplett verschieden. Es ist mittlerweile klar, dass uns Kurse, auf denen mit viel Abtrieb gefahren wird, nicht liegen."

Doch warum geht Ferrari das Problem nicht an, wenn man es mittlerweile längst identifiziert hat? "Wenn man damit beginnt, den Fokus auf das Lösen dieses Problems zu legen, dann verliert man Zeit für die Entwicklung des nächstjährigen Boliden", erklärt Arrivabene. "Das ist der Grund, warum wir uns sehr auf High-Performance Kurse wie Suzuka konzentriert haben." Für den nächstjährigen Boliden, so versichert Arrivabene, arbeite man mit Hochdruck an der Behebung dieses Problems.

Doch wirklich schlüssig ist die Erklärung des Teamchefs nicht. Auch in Suzuka fahren die Teams mit viel Abtrieb. Der Circuit of the Americas offenbart lediglich die Schwächen beim Motor etwas weniger, ein kleiner Vorteil für Red Bull.

Ferrari-Problem die Aufhängung?

Einige vermuten, dass das Problem nicht am hohen Abtriebsniveau in Austin liegt, sondern an der Vielfalt der Strecke. Austin hat mehr schnelle Kurven als Spa und gleichzeitig mehr langsame Kurven als der Hungaroring. Mit der Kompromiss-Abstimmung für diese Beschaffenheiten scheint der Ferrari zwar überall ordentlich zu liegen, dafür aber nirgends richtig schnell zu sein.

Liegt das Problem in der Aufhängung?, Foto: Sutton
Liegt das Problem in der Aufhängung?, Foto: Sutton

Der Kompromiss ist die große Stärke des Mercedes. Dabei hilft vor allem die Vorderradaufhängung. Durch die hydraulische Koppelung der rechten und linke Seite liegt das Auto sowohl in schnellen, als auch in langsamen Ecken. Dabei erfordern schnelle Kurven ein hartes Fahrwerk, langsame ein weiches. Auch Red Bull hat bei der Aufhängung ein ausgeklügelteres System als Ferrari.

Mercedes setzt den hydraulischen dritten Dämpfer deshalb nicht bei allen Rennen ein. Nur, wo es Sinn macht. Und das sind Strecken mit größeren Gegensätzen. Die Strecke, die Austin am nächsten kommt, ist Silverstone. Seit dem Umbau gibt es neben den schnellen Kurven noch einige langsame Ecken. 1,6 Sekunden fehlten Ferrari in Silverstone auf die Pole.