1. S - wie Startaufstellung

Lewis Hamilton hat bei seinem selbsterklärten zweiten Heimrennen auf dem Circuit of The Americas zumindest am Samstag nichts anbrennen lassen. In einem spannenden Schlagabtausch mit WM-Rivale und Teamkollege Nico Rosberg eroberte der Weltmeister mit zwei Zehnteln Vorsprung die Pole Position - seine erste in Austin. Rosberg zeigte sich im Parc Ferme sichtlich frustriert von der Niederlage. Gerne hätte er Hamilton bei diesem für ihn so wichtigen Rennen einen weiteren Nadelstich verpasst. Im Qualifying-Duell 2016 hat Hamilton damit nebenbei auf 9:8 erhöht.

Hinter dem Mercedes-Duo gehen die Red Bull von Daniel Ricciardo und Max Verstappen in das 18. Saisonrennen. Dass Red Bull wieder einmal die Nase vor Ferrari hatte, war nach den letzten Monaten nicht die große Überraschung. Der Vorsprung von einer halben Sekunde auf Räikkönen und Vettel war hingegen schon eine Hausnummer. Stark war die Vorstellung des Siebtplatzierten Nico Hülkenberg. Der Force-India-Pilot fuhr seinen Verfolgern von Williams nicht nur um fünf Zehntel davon, sondern rückte Vettel auch bis auf drei Zehntel auf die Pelle.

2. S - wie Start

Hamilton steht nach der Pole Position mit dem Start noch der schwerste Akt bevor, Foto: Sutton
Hamilton steht nach der Pole Position mit dem Start noch der schwerste Akt bevor, Foto: Sutton

Früher war das Qualifying die halbe Miete für einen Grand-Prix-Sieg - heute scheint es, zumindest für die Silberpfeile, der Start zu sein. Die Horror-Kupplung hat sowohl Hamilton als auch Rosberg in der Saison 2016 schon die Schweißperlen auf die Stirn getrieben und für jede Menge Frustration gesorgt. Auch in Austin könnte der Moment, in dem die Ampel erlischt, zur Schlüsselszene werden. Hamilton musste sich zuletzt in Suzuka nach einem verbockten Start schon früh vom möglichen Sieg verabschieden. Der Druck, einen guten Start hinzulegen, wird angesichts des auf 33 Punkte angewachsenen Rückstands auf Tabellenführer Rosberg zweifelsohne zugenommen haben.

Dieser wiederum würde sich bei Hamilton in der ersten Kurve sicherlich gerne für den Zwischenfall von 2015 revanchieren. Hamilton drängte den von der Pole Position gestarteten Rosberg damals von der Strecke. Ein Zünglein an der Waage könnte dabei der im Zeittraining auf den dritten Platz gefahrene Daniel Ricciardo sein. Der Australier geht auf dem Supersoft-Reifen ins Rennen, während die Silberpfeile auf dem eine Stufe härteren Soft-Reifen unterwegs sind. Für den Red-Bull-Piloten könnte der weichere Gummi einen Traktionsvorteil bringen. Eine Außenseiterchance, um dem Mercedes-Duo auf dem Weg zu Turn 1 den Rang abzulaufen.

Streckendaten
Länge: 5,513 km
Runden: 56
GP-Distanz: 308,405 Kilometer
Rundenrekord: 1:35.657 Min. (Sebastian Vettel, 2012 im Red Bull)
Kurven: 20 (elf links, neun rechts)
Weg bis Kurve 1: 364 Meter
Länge Boxengasse: 415 Meter
Zeit für Boxengassendurchfahrt bei 80 km/h 15,68 Sekunden

3. S - wie Strategie

Max Verstappen startet auf Soft-Reifen in den US Grand Prix, Foto: Sutton
Max Verstappen startet auf Soft-Reifen in den US Grand Prix, Foto: Sutton

Pirellis Empfehlung für Circuit of The Americas schlägt eine Zweistopp-Strategie als optimale Taktik vor. Dabei soll ein Stint á 14 Runden auf dem Supersoft absolviert werden, gefolgt von zwei Stints auf der Soft-Mischung zu jeweils 21 Runden. Die zweitschnellste Route um über die Renndistanz von 56 Runden zu kommen, soll eine Dreistopp-Strategie sein. Diese besteht aus zehn Runden Supersoft und drei Stints zu 15-16 Runden auf Soft.

Die langsamste Strategie soll der Theorie nach eine Zweistopp-Strategie sein, bei der zwei Stints auf Soft über 16 respektive 20 Runden absolviert werden, gefolgt von seinem 20-Runden-Stint auf Medium. Dass jemand auf die härteste Verfügbare Mischung setzt, ist allerdings unwahrscheinlich. Spannung in Sachen Reifenstrategie verspricht jedenfalls die Anfangsphase: Sowohl Hamilton als auch Rosberg und Verstappen werden auf dem Soft-Reifen ins Rennen gehen. Der Rest der Top-10 startet auf Supersoft.

4. S - wie Sonntagswetter

Nico Rosberg rechnet in Austin jederzeit mit dem Wind, Foto: Sutton
Nico Rosberg rechnet in Austin jederzeit mit dem Wind, Foto: Sutton

Während der US Grand Prix letztes Jahr mehr oder weniger komplett ins Wasser fiel, genießt die Königsklasse 2016 bisher Sonnenschein und beste Bedingungen im Süden der Vereinigten Staaten. Dies soll sich laut Wettervorhersage auch am Sonntag nicht ändern. Was sich in Texas jedoch gerne mal dreht, ist der Wind - und manchmal auch das Schicksal. Letztes Jahr wurde der in Führung liegende Nico Rosberg von einem vermeintlichen Windstoß aus der Bahn geworfen und verlor dadurch Sieg und WM-Titel an Ort und Stelle an Lewis Hamilton. "Das Wetter hat auch einen Einfluss auf die Fahrzeugbalance. Diese veränderte sich mit den verschiedenen Windrichtungen an der Strecke. Das geschieht hier in Austin recht häufig", so Rosberg, der seit seinem Negativerlebnis stets auf eine böse Überraschung gefasst zu sein scheint.

5. S - wie Strecke

Die Anfahrt auf die erste Kurve ist für die F1-Piloten in Austin jederzeit eine große Herausforderung, Foto: Sutton
Die Anfahrt auf die erste Kurve ist für die F1-Piloten in Austin jederzeit eine große Herausforderung, Foto: Sutton

Der seit 2012 als Austragungsort für den US Grand Prix dienende Circuit of The Americas ist einer der Orte, an den der Formel-1-Tross scheinbar am liebsten reist - und das liegt nicht nur am American Way of Life und dem reichhaltigen Freizeitangebot in Austin. Die 5,516 Kilometer lange Rennstrecke bietet jede Menge Abwechslung. Lange Geraden, Haarnadelkurven, schnelle S-Kurven sowie Höhenunterschiede bieten alles, was das Rennfahrerherz begehrt. Vor allem Turn 1 ist eine besondere Herausforderung. "Die erste Kurve ist definitiv sehr speziell. Es geht steil bergauf beim Anbremsen. An einem Punkt siehst du tatsächlich nur den Himmel und du kannst den Einlenkpunkt nicht sehen. Da muss man ein bisschen raten", sagt McLaren-Pilot Fernando Alonso.

Streckenname: Circuit of The Americas

Das Streckenlayout des Circuit of The Americas, Foto: Motorsport-Magazin.com
Das Streckenlayout des Circuit of The Americas, Foto: Motorsport-Magazin.com

6. S - wie Siebter Rosberg-Streich

Wird Austin Rosbergs siebte Eroberung in der Saison 2016?, Foto: Sutton
Wird Austin Rosbergs siebte Eroberung in der Saison 2016?, Foto: Sutton

Nico Rosberg hat in der Saison 2016 bereits neun Rennen gewonnen. Das ist für ihn nicht nur eine persönliche Bestmarke, sondern hat vor allem angesichts der Orte seine Triumphe eine ganz besondere Aussagekraft: Mit Bahrain, Russland, Belgien, Italien, Singapur und Japan gewann der Deutsche dieses Jahr an sechs Austragungsorten zum ersten Mal. Sollte er in Austin gewinnen, wäre es sein siebter Streich. Obwohl er angesichts seines Vorsprungs in der WM hinsichtlich des Titelkampfes auf einen Sieg nicht unbedingt angewiesen ist, würde er auch hinter diesen Kurs sicherlich gerne einen Haken setzen. Vor allem nach den Erlebnissen aus 2015: " Im vergangenen Jahr verlief das Rennen nicht nach meinem Geschmack", so Rosberg.

7. S - wie Sieger

Lewis Hamilton gewann 2012 die Premiere auf dem Circuit of The Americas, Foto: Sutton
Lewis Hamilton gewann 2012 die Premiere auf dem Circuit of The Americas, Foto: Sutton

Ein Blick in die Statistiken genügt, um den Favoriten für den diesjährigen US Grand Prix auszumachen. Seit der Aufnahme der Rennstrecke in den Formel-1-Kalender im Jahr 2012, hat Lewis Hamilton dort drei Mal gewonnen. Lediglich 2013 musste er sich Sebastian Vettel geschlagen geben. Mit der Pole Position hat er vermeintlich die beste Ausgangslage für den nächsten Triumph. Doch die Statistik zeigt auch: Vom ersten Startplatz aus hat Hamilton in Austin noch nicht gewonnen.

Rosberg hat wohl auch deshalb schon eine genau Vorstellung davon, wie er dem Teamkollegen den Triumph streitig machen will: "Ich glaube fest daran, dass ich morgen noch eine große Chance auf den Sieg habe. Ich werde versuchen, mir Lewis auf dem Weg zur ersten Kurve zu schnappen." Rosberg selbst stand 2014 und 2015 auf der Pole Position, konnte diese aber bekanntlich nicht in einen Sieg ummünzen. Eines steht fest: Die Wahrscheinlichkeit, dass 2016 wieder ein Silberpfeil als erster die Ziellinie überqueren wird, ist hoch.

Und wie tippt die Motorsport-Magazin.com-Redaktion? Das sind unsere (nicht immer ganz ernst gemeinten) Tipps für den Ungarn Grand Prix:

Manuel Schulz: Die Pole bringt bei Silber kein Glück. Nachdem Lewis Hamilton seine bisherigen drei Siege von Startplatz 2 einfahren konnte, setzt sich die Siegesserie vom schlechteren der beiden Startpositionen in der ersten Reihe fort. Nico Rosberg gewinnt den Start souverän und kontrolliert das Rennen. Red Bull kämpft derweil mit Ferrari um den Titel der Kategorie schlechteste Strategie und ermöglicht Sergio Perez ein weiteres Podium.

Manuels Top-3-Tipp: 1. Rosberg 2. Hamilton 3. Perez

Chris Lugert: Austin reloaded, nur umgekehrt. Erneut kommt es zum silbernen Kontaktsport in Kurve eins, dieses Mal aber schickt Nico Rosberg seinen Widersacher Lewis Hamilton von der Strecke. Wenig überraschend kassiert Rosberg dafür jedoch eine Fünf-Sekunden-Strafe. Da sich die Stewards mit der Verkündung jedoch Zeit lassen, bis alle Boxenstopps absolviert sind, muss Rosberg auf der Strecke den Vorsprung herausfahren. Kein Problem für den Deutschen, der am Ende mit exakt 5,001 Sekunden Vorsprung auf Hamilton die Ziellinie überfährt. Die Red Bulls schlagen sich sehr gut und lassen Ferrari weit hinter sich, der Angriff auf Mercedes scheitert jedoch, da Ricciardos Strategie nicht aufgeht. Der Australier fällt hinter Max Verstappen zurück.

Chris' Top-3-Tipp: 1. Rosberg 2. Hamilton 3. Verstappen

Philipp Schajer: Die Weltmeisterschaft wird noch einmal spannend! Lewis Hamilton gewinnt, während Nico Rosberg von Max Verstappen abgeschossen wird. Mercedes protestiert, diesmal ohne Rückzieher, woraufhin Verstappen eine Strafe bekommt und vom Podium rutscht. Auf dem Treppchen stehen neben Hamilton Shoey-Ricciardo und Sergio Perez, der wieder einmal selbst nicht weiß, wie er dort hingekommen ist.

Philipps Top-3-Tipp: 1. Hamilton 2. Ricciardo 3. Perez

Florian Becker: Das mit der umgekehrten Psychologie hat in Malaysia gut geklappt. Deshalb prophezeie ich auch für Austin eine stinklangweilige Prozession. Hamilton gewinnt den Start und hält Rosberg bis zur Ziellinie sicher auf Abstand. Dahinter komplettiert Ricciardo das Podium.

Florians Top-3-Tipp: 1. Hamilton 2. Rosberg 3. Ricciardo