"Dort herrscht ein Terrorklima." Mit dieser Aussage sorgte der ehemalige Ferrari-Chefingenieur Luca Baldisserri in der vergangenen Woche für Aufsehen. "Ferrari ist kein Team mehr, sondern eine Gruppe ängstlicher Personen", erklärte der 53-Jährige und spielte damit auf den aus seiner Sicht zu großen Erfolgsdruck an, der die Mitglieder des Teams blockiere, innovative Lösungen zu finden, um Ferrari wieder an die Spitze der Formel 1 zu befördern.

Keine Worte, die man in Maranello gern hört, doch Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. "Es ist eine alte Geschichte. Ferrari ist in Italien wie das Fußballnationalteam. Ich denke, Druck ist normal, Spannungen zu haben, ist normal, Kritik ist normal - man muss damit leben", reagierte der Italiener im Vorfeld des Großen Preises der USA in Austin auf die Kritik.

Allerdings stellte Arrivabene auch klar, dass personelle Veränderungen, wie sie seit dem Amtsantritt von Ferrari-Präsident Sergio Marchionne vor zwei Jahren an der Tagesordnung stehen, Teil des Geschäfts seien. "Wenn man in Maranello arbeitet, bei einer Marke wie Ferrari, muss man das alles akzeptieren, ob es einem gefällt oder nicht."

Von einem Terrorklima bei seinem Team will Arrivabene deshalb aber noch lange nichts wissen. "Die Atmosphäre innerhalb des Unternehmens ist eine völlig andere, als die Leute denken, oder was man manchmal in Zeitungen liest", betonte er.

Ferraris Erfolge liegen weit zurück

Vier Rennen vor Saisonende droht Ferrari nach 2014 das nächste sieglose Jahr binnen kurzer Zeit. Der letzte Fahrer-Titel liegt zudem bereits neun Jahre zurück (Kimi Räikkönen 2007), und auch in Sachen Konstrukteurs-WM sieht es nur unwesentlich besser aus. Den letzten ihrer insgesamt 16 Hersteller-Titel gewann die so erfolgsverwöhnte Scuderia vor acht Jahren. Anspruch und Wirklichkeit klaffen in Maranello momentan wieder einmal weit auseinander.