Die Formel 1 erlebte einen ruhigen Auftakt zum US Grand Prix 2016. In den ersten beiden Trainingssessions lief es durchweg gesittet ab. Auch bei den WM-Rivalen Lewis Hamilton und Nico Rosberg lief alles weitestgehend problemlos. Keine großen Klagen, keine Defekte: Ein Freitag nach Plan. In den Cockpits der beiden Protagonisten ist der Titelkampf allerdings auch an so einem Tag im vollen Gange. Trainingsbestzeiten bringen zwar keine Punkte, sind aber psychologisch durchaus wertvoll. Hamilton und Rosberg sorgten in dieser Hinsicht schon am Freitag für den ersten kleinen Schlagabtausch.

Am Vormittag holte sich Hamilton mit drei Zehnteln Vorsprung auf Rosberg relativ deutlich die Bestzeit. Für den Briten ein Auftakt nach Maß, erklärte der dreifache Austin-Sieger den Circuit of The Americas am Vortag doch zu seinem 'Jagdrevier'. "Auf der Strecke erlebten wir mit Blick auf die Zuverlässigkeit und das Abspulen unseres Programms einen schönen Tag", so ein pragmatischer Hamilton, der um die Bestzeit nicht viel Aufsehen machte.

Aufgrund des im Vorjahr völlig verregneten Rennwochenendes war es laut dem Weltmeister umso wichtiger, am ersten Trainingstag möglichst viele Erkenntnisse zu erlangen: "Angesichts der schlechten Wetterbedingungen im letzten Jahr und der fehlenden Referenzpunkte für die Reifenmischungen mussten Nico und ich heute so viele Kilometer wie möglich zurücklegen."

Hamilton kam am Ende des Tages auf insgesamt 57 Runden, womit er drei Runden weniger abspulte als Rosberg. Hinter Williams bildete das Silberpfeil-Duo damit das zweitfleißigste Gespann. "Im Verlauf des Tages haben wir alle drei Reifenmischungen ausprobiert und versucht, so viele offene Fragen wie möglich zu beantworten", so Mercedes-Technikchef Paddy Lowe.

Hamilton fuhr in Austin im 1. Freien Training die erste Bestzeit, Foto: Sutton
Hamilton fuhr in Austin im 1. Freien Training die erste Bestzeit, Foto: Sutton

Wetterfrosch Rosberg holt Tagesbestzeit

Im 2. Freien Training holte sich Rosberg nicht nur die Session-, sondern auch die Tagesbestzeit. Mit 1:37.358 Minuten war der Deutsche knapp unter einem Zehntel schneller als Hamiltons Bestmarke aus der ersten Session. Der WM-Führende wollte daraus allerdings keine Schlüsse hinsichtlich des Kräfteverhältnisses ziehen. "Das Fahrverhalten des Autos unterschied sich zwischen den beiden Trainings wegen der Temperaturen, da es am Vormittag noch sehr kalt gewesen ist", so Rosberg.

Rosberg geht davon aus, dass die Wetterbedingungen im restlichen Verlauf des Wochenendes weiterhin Auswirkungen auf die Performance haben werden - auch ohne Regen: "Das Wetter hatte auch einen Einfluss auf die Fahrzeugbalance. Diese veränderte sich mit den verschiedenen Windrichtungen an der Strecke. Das geschieht hier in Austin recht häufig und bedeutet, dass uns die heutigen Erkenntnisse am Sonntag nicht unbedingt eine Hilfe sein müssen."

Hamilton mit Bremsproblemen

Auffällig war, dass Rosberg seine Zeit auf dem Supersoft-Reifen fuhr, während Hamilton im ersten Training mit der Soft-Mischung unterwegs war. Möglicherweise ein Indiz dafür, dass veränderte Wetterbedingungen am Nachmittag tatsächlich eine Rolle gespielt haben. Letztendlich hatte Rosberg im FP2 mit ebenfalls drei Zehnteln einen fast identischen Vorsprung, wie ihn Hamilton am Vormittag hatte.

Andererseits war Hamilton im FP2 mit der Balance seines Boliden auch nicht ganz glücklich: "Ich hatte einige Probleme beim Bremsen und das hat mich ziemlich viel Zeit gekostet", so der Brite, der eine misslungene Setup-Änderung als Grund für die Ungereimtheiten ausmachte.

Er ist daher guter Dinge, dass er am Samstag dem Teamkollegen wieder dichter auf den Fersen sein wird: "Es gibt noch viel Raum für Verbesserungen. Wenn wir die Sache mit der Bremse einmal in Ordnung gebracht haben, werde ich vorne mit dabei sein."

Rosberg fuhr seine Bestzeit auf dem Supersoft-Reifen, Foto: Sutton
Rosberg fuhr seine Bestzeit auf dem Supersoft-Reifen, Foto: Sutton

Unterschiedliche Programme für Hamilton und Rosberg

Die Crew rund um Technikchef Lowe ließ jedenfalls beide Piloten auf unterschiedlichen Programmen möglichst viele Daten sammeln. Während auf den schnellen Runden beide Fahrer auf den gleichen Reifenmischungen unterwegs waren, wurde beim Rennsetup teilweise variiert. "Denn es gibt hier viele Optionen für das Qualifying und die Rennstrategie. Lewis testete die Medium-Reifen während der Long Runs am Nachmittag. Nico probierte hingegen die weiche Mischung aus. Mit dem superweichen Reifen fuhren unterdessen beide Fahrer", so Lowe.

Nachdem sich vor allem Daniel Ricciardo im Red Bull bei den Longruns stark präsentierte, übte sich Lowe hinsichtlich des Kräfteverhältnisses unter den Top-Teams wieder einmal im Tiefstapeln: "Wir haben heute Abend noch viel zu tun und es scheint, als ob es sehr eng zwischen den drei Top-Teams werden könnte. Wir müssen alles richtig hinbekommen, wenn wir ein gutes Wochenende erleben wollen."