Silly Season! Die Fahrermarkt-Gerüchteküche der Formel 1 brodelt zurzeit auf ihrem vorläufigen Siedepunkt. Nachdem McLaren zunächst verdächtige Ruhe in den Transfermarkt-Topf gebracht hat, sorgt nun Nico Hülkenberg mit einem überraschenden Wechsel von Force India zu Renault für unerwartete Bewegung im Geschacher um die freien Cockpits.

Plötzlich ist da wieder ein Platz frei bei Force India, noch dazu wirken die Aktien von Jolyon Palmer und Kevin Magnussen auf den verbliebenen Renault-Platz durch die Verpflichtung des vollkommen externen Hülkenberg nicht unbedingt verbessert. Denn eigentlich war zuletzt immer wieder ein ganz anderer Pilot mit den Gelben aus Viry in Verbindung gebracht worden: Manor-Rookie Esteban Ocon. Weil er ganz einfach selbst Franzose ist. Weil er zu Trainingszwecken den Renault bereits mehrfach pilotiert hat.

Ocon bestritt für Renault dieses Jahr bereits mehrere Freitagstrainings, Foto: Sutton
Ocon bestritt für Renault dieses Jahr bereits mehrere Freitagstrainings, Foto: Sutton

Ocon mit Chancen bei Renault und Force India

Durch das noch immer offene zweite Cockpit ist der Weg an die Seite Hülkenberg jedoch alles andere als versperrt, doch öffnet sich mit dem nun freien Stuhl bei Force India noch eine zweite Tür. Immerhin ist das Team, wie Ocons aktueller Rennstall Manor, Motorenkunde von Mercedes. Und die wiederum zeichnen für das Management Ocons verantwortlich. Noch dazu hat Force India zurzeit keine wirkliche Alternative zur Hand. Eine Beförderung von Entwicklungsmann Alfonso Celis darf stark bezweifelt werden.

Einzig Pascal Wehrlein als zweiter bei Manor zwischengeparkter Mercedes-Rookie kommt genau wie Ocon in Frage, sein Talent auch etwas weiter vorne im Feld zu beweisen. Genauso gut könnten beide jedoch bei Manor bleiben. Für das Team jedenfalls sinnvoll. Anders kommt man wohl kaum an so hochklassige Piloten und günstige Motoren wie durch die aktuellen Abkommen mit den Silberpfeilen.

In der DTM lernte Ocon den professionellen Umgang mit Medien, Foto: DTM
In der DTM lernte Ocon den professionellen Umgang mit Medien, Foto: DTM

Medien-Verhör in Hockenheim: Ocon ganz cool

Unzählige Möglichkeiten also für Pascal Wehrlein und Esteban Ocon. Letzter musste sich mit den resultierenden Gerüchten nun angesichts seines Besuchs des DTM-Saisonfinals in Hockenheim auseinandersetzen. Bis zur Mitte der Saison war Ocon selbst noch in der Tourenwagenserie gestartet, erst dann folgte der Wechsel zu Manor in die Formel 1. Umso gespannter sind die DTM-Journalisten wie es weitergeht mit dem DTM-Kurzzeitarbeiter und F1-Raketenaufsteiger.

Medienprofi Ocon jedoch wiegelt mit Witz und französischem Charme alle bohrenden Nachfragen ab. Wie es sich anfühle nach nur so kurzer Zeit in der Formel 1 bereits mit größeren Namen wie Renault oder Force India in Verbindung gebracht zu werden? "Einfach großartig!", sagt Ocon. In erster Linie sei es gerade aber einfach toll, überhaupt in der Formel 1 angekommen zu sein.

Entsprechend kümmere er sich zurzeit um alles andere als die Silly Season. "Ich muss mich jetzt einfach auf meinen Job konzentrieren und den erledigen. Alles andere ist Zeitverschwendung", stellt Ocon klar. Das sei nicht einmal schwer für ihn. "Ich fokussiere mich voll auf meinen Job. Immer", sagt Ocon. Denn: "Ich habe volles Vertrauen in meine Manager und weiß, dass sie einen guten Job machen. Deshalb muss ich mich nicht darauf fokussieren. Ich fokussiere mich auf mich, meine Performance, meine Physis, mein Training und all das. Nicht auf diese Seite, sie machen diesen Job, ich meinen", berichtet Ocon. Doch gibt es noch einen zweiten Grund: "Wenn du performst, wird es immer Gelegenheiten geben", erklärt der Franzose.

Das soll aber auch schon die einzige Aussage sein, in die sich vielleicht eine kleine Andeutung hineininterpretieren lässt. Konkreten Nachfragen zur möglichen Hülkenberg-Nachfolge bei Force India weicht Ocon aus. "Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass es diese Diskussionen (in den Medien) gibt", sagt Ocon. Er wäre einfach sehr glücklich, wenn er nur in der Formel 1 bleiben könnte. Ich bin so froh, das Ziel erreicht zu haben, hier zu sein. Jetzt möchte ich hier eine Karriere machen. Und wenn es einen Platz gibt, nehme ich ihn gerne", sagt Ocon. Denn aktuell wisse er nicht einmal sicher, ob er 2017 überhaupt in der F1 sein werde. Entsprechend könne er auch nicht beantworten, ob er ein besseres oder schlechteres Auto haben werde, sollte Formel-3-Champion Lance Stroll tatsächlich zu Williams aufsteigen. Noch so eine investigative Frage ...

Renaults Frederic Vasseur zählt zu den Vertrauten von Esteban Ocon, Foto: Motorsport-Magazin.com
Renaults Frederic Vasseur zählt zu den Vertrauten von Esteban Ocon, Foto: Motorsport-Magazin.com

Gute Connection zu Renaults Vasseur

Auch in die andere Richtung, also Renault, nicht Force India, lässt sich Ocon nichts entlocken. Ob Hülkenberg nächstes Jahr ein guter Teamkollege wäre? "Was soll die Frage", kontert Ocon trocken. "Meine Karriere liegt an meinem Management, Mercedes. Dass ich das Vertrauen beider Teams habe, ist eine Ehre für mich. Aber ich weiß nicht, wo ich meine Zukunft sehen soll", sagt Ocon. Doch welche Rolle spielt seine enge Beziehung zu Renaults Frederic Vasseur? "Er war in der GP3 mein Boss, also ja, die gibt es. Wir sprechen noch immer miteinander. Er ist eine wichtige Person, die es mir möglich gemacht hat, in die F1 zu kommen. Er hat mir in der GP3 echt geholfen und das hat am Ende mitbewirkt, in die F1 zu kommen", sagt Ocon auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com in Hockenheim.

Ob es dann nicht umso schöner sei, auch in der F1 nochmal gemeinsame Sache zu machen? "Ich weiß nicht", wiegelt Ocon ab. Mit einem verschmitzten Lachen - wohl wissend, worauf auch diese Frage wieder zielte. Ein Medienprofi eben dieser Mann - schon in jungen Jahren. Wo er das gelernt hat? Na klar: In der DTM! "Auch hier ist schon viel los zwischen den Sessions. Medien, Marketing-Dinge - das ist sogar noch stressiger als in der F1. Du lernst, ein professioneller Fahrer zu sein", sagt Ocon. Und damit sind dann auch die DTM-Journalisten glücklich. Auch ohne neue Fakten in F1-Fahrermarkt-Fragen.

Wie dieser Esteban Ocon überhaupt so schnell in die Formel 1 gelangen konnte, welche Steine er dazu aus dem Weg zu räumen hatte und was ein Wohnwagen damit zu tun hatte, erfahren Sie im großen Exklusiv-Interview mit dem großen Franzosen in der neuen Print-Ausgabe von Motorsport-Magazin.com, die am 13. Oktober erschienen ist.