Lang wurde darüber spekuliert, jetzt ist es fix. Nico Hülkenberg verlässt mit Ende der Saison Force India und heuert bei Renault an. Eigentlich wäre der gebürtige Emmericher noch bis 2017 bei Force India unter Vertrag gestanden, das Team legte ihm jedoch keine Steine in den Weg und ermöglichte trotz aufrechten Kontrakts den Wechsel zu Renault. Dort erhält Hülkenberg einen mehrjährigen Vertrag.

"Jeder bei Force India wünscht Nico alles Gute, nachdem er nun einen neuen Weg in der Formel 1 einschlägt", sagt Force-India-Teamchef Vijay Mallya. "In seinen fünf Jahren bei uns, ist Nico ein großartiger Freund geworden und hatte großen Anteil am Erfolg des Teams. Er ist ein herausragender Fahrer, der mehr Punkte als jeder andere für dieses Team erzielt hat. Obwohl wir Nico vermissen werden, respektieren wir seine Entscheidung, neue Erfahrungen zu sammeln, und dem im Wege zu stehen, wäre falsch gewesen."

Einige Stunden nach der Mitteilung Force Indias bestätigte Renault die Verpflichtung Hülkenbergs. Der Wechsel ist somit von allen Seiten offiziell. "Diese Saison war dazu da, den Grundstein für unseren zukünftigen Erfolg zu legen. Für den nächsten Schritt brauchen wir einen erfahrenen Piloten, der noch immer hungrig auf Podien ist. Nico Hülkenberg erfüllt diese Rolle perfekt und ist die ideale Besetzung für das, was wir erreichen möchten", sagt Jérôme Stoll, Racing Chairman bei Renault.

Hülkenberg: Auf den Spuren von Michael Schumacher

"Renault war immer ein sehr großer Spieler in der Motorsportwelt, der unglaubliche Erinnerungen weckt: In seiner Zeit bei Renault hat Michael Schumacher nicht nur geholfen, Deutschland zu einer F1-Nation zu machen, sondern auch meinen Enthusiasmus und mein Feuer für den Rennsport geweckt", sagt Hülkenberg. "Als Teil der Renault-Familie möchte ich nun das Auto entwickeln und neue Erfolgsgeschichten schreiben."

Der Traum vom Werksteam wird wahr

Gerade für ein Werksteam an den Start zu gehen, sei immer sein Traum gewesen, ergänzt Hülkenberg. Sorgen, dass das seinem aktuellen Team Force India weit unterlegene Renault eine schlechte Partie sein könnte, macht sich der Emmericher nicht. "Die neuen Regularien der F1 werden das ganze Spiel ändern und unserem Team eine gute Gelegenheit bieten. In den kommenden Jahren wird Renault die Rolle des Herausforderers spielen, was zu 100 Prozent zu meiner Herangehensweise an den Rennsport passt", sagt Hülkenberg.

Jetzt gelte es allerdings, zunächst die Saison mit Force India bestmöglich - also dem vierten Rang in der Konstrukteurswertung zu beenden. "Das wäre der größte Erfolg in der Geschichte des Teams und ein großartiges Ende für die fantastische Zeit hier", sagt Hülkenberg - und dankte für die erteilte Freigabe: "Ich bin dankbar, dass Force India mir die Chance gegeben hat, diese neue Gelegenheit zu ergreifen."

Hülkenbergs Karriere: Warten auf den Durchbruch

Hülkenberg ist mit kurzer Unterbrechnung seit 2011 bei Force India, Foto: Sutton
Hülkenberg ist mit kurzer Unterbrechnung seit 2011 bei Force India, Foto: Sutton

Renault ist für Hülkenberg das insgesamt vierte Team seiner Formel-1-Laufbahn. Nach dem Gewinn der GP2-Meisterschaft schaffte der Deutsche 2010 den Sprung zu Williams. Trotz guter Ergebnisse und seiner bis heute einzigen Pole Position erhielt Hülkenberg aber keinen neuen Vertrag und heuerte daraufhin bei Force India an, wo er 2011 zunächst die Rolle des Reservefahrers übernahm.

2012 kehrte Hülkenberg bei den Indern schlussendlich ins Einsatzcockpit zurück, verließ das Team nach der Saison jedoch wieder, um einen Abstecher zu Sauber zu machen. 2014 heuerte Hülkenberg schließlich abermals bei Force India an, um dem Rennstall drei Jahre die Treue zu halten.

Nico Hülkenberg in der Formel 1:

Saison Team Rennen Siege Podien Poles Schn. Rde. Punkte WM-Pos.
2010Williams1900102214.
2012Force India2000016311.
2013Sauber1800005110.
2014Force India190000969.
2015Force India1900005810.
2016*Force India170000549.

*Stand nach dem Japan GP

Hülkenberg gewann 2015 die 24 Stunden von Le Mans, Foto: Sutton
Hülkenberg gewann 2015 die 24 Stunden von Le Mans, Foto: Sutton

Trotz regelmäßiger Fahrten in die Punkteränge blieb dem Deutschen der ganz große Durchbruch bislang verwehrt, und so wartet Hülkenberg nach wie vor auf seine erste Podiumsplatzierung. Ganz anders als sein langjähriger Teamkollege Sergio Perez, der bereits sieben Mal an einer F1-Siegerehrung teilnahm.

Seinen größten Erfolg feierte Hülkenberg abseits der Formel 1. 2015 nahm der Deutsche für Porsche an den 24 Stunden von Le Mans teil und entschied das legendäre Langstreckenrennen an der Seite von Nick Tandy und Earl Bamber für sich. Als Auszeichnung für seine guten Leistungen wurde Hülkenberg daraufhin vom ADAC zum deutschen Motorsportler des Jahres gewählt.

Fahrermarkt in Bewegung

Offen ist sowohl, wer Hülkenbergs Teamkollege bei Renault wird, als auch, wer ihm bei Force India nachfolgt.

Fest steht mit der Verpflichtung Hülkenbergs jedenfalls, dass maximal einer der aktuellen Renault-Piloten, Kevin Magnussen und Jolyon Palmer, auch 2017 für das französische Team an den Start gehen wird. Es ist jedoch gut möglich, dass keiner der beiden weiterverpflichtet wird, sondern Renault seinen ehemaligen Reservefahrer Esteban Ocon von Manor zurückholt.

Ocon könnte es allerdings auch zu Force India ziehen, schließlich ist der Franzose ein Mercedes-Junior und das Team bezieht seine Motoren bekanntlich von den Stuttgartern. Eine weitere, wenn auch eher unwahrscheinliche Option, wäre die Verpflichtung von Valtteri Bottas, sollte sich der Finne mit Williams auf keinen neuen Vertrag verständigen können.