Denis Chevrier ist eine treue Seele - seit 1985 arbeitet er in der Formel 1. Und seit seinem ersten Arbeitstag blieb er bei Renault, dort leitet er heute die Motorenabteilung. Renault habe ihn an seinem ersten Arbeitstag "gleichzeitig mit der elektronischen Benzineinspritzung eingeführt", scherzt der Franzose.

1985 (das letzte Jahr vor dem Ausstieg als Werksteam) gab es nicht nur den Renault RE60 mit dem 1,5 Liter Turbo-Motor, die Franzosen belieferten auch Ligier, Lotus und das Team von Ken Tyrrell mit Kundenmotoren. Und Denis Chevrier war der Kundenbetreuer für Tyrrell - der Ingenieur erzählt: "Ich werde nie vergessen, wie ich einen Renault 18 Kombi mit all meinen Werkzeugen und wichtigen Ersatzteilen, die wir für einen Test brauchten, belud, um anschließend allein von England aus zu Renault Sport in Viry-Châtillon zu fahren. So etwas wäre heute undenkbar. Aber es waren halt andere Zeiten damals."

Was Chevrier erzählt, kann man aus heutiger Sicht eigentlich fast nicht glauben: "Das Motorenteam, das unsere drei Kundenteams unterstützte, bestand aus einem Ingenieur, einem Elektronik-Fachmann und drei Mechanikern. Auf die Art der Arbeit konnte dich keine Ausbildung der Welt vorbereiten. Ich wurde praktisch ins kalte Wasser geschmissen. Es galt, sich perfekt zu organisieren, die Werkzeuge selber vorzubereiten, selbständig Checklisten und Arbeitsabläufe zusammenzustellen und völlig eigenständig zu arbeiten. Diese Erfahrung werde ich nie vergessen."

Die erwähnte elektronische Motoreinspritzung hat ein neues Zeitalter im Formel 1-Motorenbau eingeläutet - Chevrier erinnert sich: "Wir wussten vom ersten Augenblick an, dass diese Technologie geradezu eine Revolution darstellte. Die Möglichkeiten, die sich uns mit den ersten ‚Black Boxes‘ eröffneten, waren zwar noch sehr beschränkt, doch wir bekamen bereits eine ungefähre Vorstellung davon, was in punkto Motorsteuerung und Datenaufzeichnung eines Tages möglich wäre. Diese Entwicklung öffnete bis dahin unbekannte Türen. Es war einfach fantastisch."

Doch trotz aller technischen Faszination stand für Denis Chevrier immer der menschliche Aspekt im Vordergrund. Chevrier hat das Renault-Comeback 1989 an vorderster Front miterlebt, arbeitete als Renningenieur mit Größen wie Nigel Mansell, Alain Prost, Damon Hill oder Jacques Villeneuve zusammen. Er sagt: "Ich durfte viele außergewöhnliche Menschen kennen lernen. Das ist vielleicht der wichtigste Aspekt meines Berufs: Egal wie sehr die Formel 1 von Hightech und Maschinen abhängt – im Endeffekt geht es in unserem Sport vor allem um Leidenschaft und Emotionen."