Kollisionen gehören zur Formel 1 dazu. Besonders in diesem Jahr gab es jedoch besonders viele Zwischenfälle auch bei den Top-Teams. Sogar ein Cockpitwechsel wurde infolge eines Unfalls vorgenommen. In Malaysia wurden mit Nico Rosberg und Sebastian Vettel gleich zwei Top-Fahrer in einem Rennen bestraft. Motorsport-Magazin.com blickt auf den Verlauf der Saison zurück und erinnert an die spektakulärsten Unfälle.

China GP: Vettel wütet gegen Torpedo Kvyat

Den Anfang macht ein Vorfall, der eigentlich gar keine Kollision war. Doch für die weitere Saison hatte dieser eine Moment entscheidende Bedeutung. Was war passiert? Daniil Kvyat im Red Bull erwischte in China einen super Start und fuhr mit Risiko, aber ohne Berührung innen an Sebastian Vettel vorbei. Der war komplett überrascht, wich nach links aus und räumte seinen Teamkollegen Kimi Räikkönen ab. Vettel sah die Schuld beim Russen. "Große Entschuldigung an das Team und an Kimi. Kvyat ist wie ein Torpedo auf mich geschossen. Das war selbstmörderisch", fluchte er.

Dennoch schafften es beide Ferraris noch in die Punkte, Vettel wurde sogar Zweiter. Da Kvyat Dritter wurde, gingen die Diskussionen im Vorraum des Podiums weiter. "Wenn ich die Linie gehalten hätte, wären wir gecrasht", machte Vettel Kvyat die Situation klar. Dieser konterte nur: "Dann musst du das eben nicht." Eine Schuld sahen die Stewards damals bei keinem.

Strafen: keine

Russland GP: Kvyat fährt sich um sein Cockpit

Nur zwei Wochen später beging Kvyat dann aber tatsächlich einen großen Fehler - eigentlich sogar zwei. Wieder war es kurz nach dem Start, wieder war sein Gegenspieler Sebastian Vettel. Auf der Anfahrt zur ersten Kurve fuhr Kvyat dem Ferrari das erste Mal ins Heck, nur wenige Meter danach ein zweites Mal. Dieser zweite Aufprall beförderte Vettel in die Streckenbegrenzung und damit aus dem Rennen. "Die Bilder sprechen für sich. Was soll ich machen? Ich war nicht der, der zweimal jemandem drauf gefahren ist. Es war nicht mein Fehler, es gibt nichts, was ich anders machen würde", so Vettel danach konsterniert.

Kvyat versuchte sich an einer Erklärung. "In der ersten Kurve gab es ein Chaos, ich habe nicht erwartet, dass so viele da so hart bremsen würden und bin in Seb reingerutscht. Dann nochmal in Kurve drei - eigentlich eine Vollgaspassage -, wo er hart gebremst hat. Ich konnte nicht mehr reagieren." Anders als zwei Wochen zuvor, war nun auch Red Bull von ihm abgerückt. "Alles was ich tun kann, ist, mich bei Sebastian zu entschuldigen, Daniil hat sich beim Bremsen verschätzt", sagte Teamchef Christian Horner. Für Kvyat war es der wohl bitterste Fehler seiner Karriere. Er bekam nicht nur eine 10-Sekunden-Strafe sowie drei Strafpunkte. Sondern er musste sein Cockpit bereits für das nächste Rennen an Max Verstappen abgeben. Kvyat wurde zu Toro Rosso versetzt.

Strafe für Kvyat: 10 Sekunden Stop-and-Go sowie drei Strafpunkte; Degradierung zu Toro Rosso

Spanien GP: Mercedes-Fahrer schießen sich raus

Es war der Aufreger der ersten Saisonhälfte. Beim Spanien GP kollidierten Nico Rosberg und Lewis Hamilton, was zum Ausscheiden beider Fahrer führte. Nach zuvor vier Rosberg-Siegen am Stück war es der erste Rückschlag für das dominante Team der Formel 1. "Es tut mir nur sehr leid für das Team, das war das erste, woran ich gedacht habe. Deshalb habe ich mich auch entschuldigt, weil wir null statt 43 Punkte geholt haben und nur die beiden Fahrer heute etwas dafür können", erklärte Hamilton danach einsichtig.

Die Situation stellte sich wie folgt dar: Kurz nach dem Start ging Rosberg an Polesetter Hamilton vorbei. Doch der Deutsche befand sich im falschen Motorenmodus, wodurch Hamilton auf dem folgenden Abschnitt einen hohen Geschwindigkeitsüberschuss hatte. "Als ich aus Kurve drei herausfuhr, merkte ich, dass mir Leistung fehlte. Der Grund dafür war eine falsche Einstellung. Der Schalter für den Motor-Modus war nicht in der richtigen Stellung", erklärte Rosberg danach. Hamilton schloss auf, wollte innen vorbei. Rosberg machte zu, Hamilton musste auf das Gras ausweichen und verlor die Kontrolle über seinen Boliden. Er krachte in Rosberg, der gerade dabei war, in die Kurve einzubiegen. Beide flogen ab, beide waren raus.

Strafen: keine

Kanada GP: Silberkrieg setzt sich fort

In Kanada musste Rosberg in die Wiese, Foto: Sutton
In Kanada musste Rosberg in die Wiese, Foto: Sutton

Anderer Kontinent, ähnliches Bild. Wieder geraten Hamilton und Rosberg aneinander, wieder kurz nach dem Start. Rosberg kam erneut besser weg und wollte seinen Kontrahenten außen überholen. Dieser machte die Tür aber zu und schickte Rosberg nach einer kurzen Berührung auf's Gras. Die Folge: Der Deutsche fiel auf den zehnten Platz zurück. "Er war sehr aggressiv, ist in mich reingefahren und hat mich rausgeschoben, aber das ist Rennsport. Es ist mein Job dafür zu sorgen, dass ich das nächste Mal nach einem solchen Kampf vorne bin", so Rosberg danach. Hamilton kommentierte: "Ich hatte starkes Untersteuern mit den kalten Reifen in Kurve eins. Zum Glück hatte Nico danach keinen Schaden am Auto."

Strafen: keine

Österreich GP: Nächste Eskalationsstufe

Zum dritten Sternenkrieg kam es dann in Spielberg. In einer epischen letzten Runde kollidierten Rosberg und Hamilton erneut, wieder zog Rosberg den Kürzeren. Es läuft die letzte Runde, Hamilton macht Druck auf den führenden Deutschen. Eingangs der ersten Kurve verbremst sich Rosberg, wodurch sich Hamilton auf der folgenden Geraden heransaugen kann. Für die anschließende Rechtskurve deckt Rosberg die Innenbahn ab und lenkt sehr spät ein. Zu spät: Es kommt zur Kollision, Rosberg demoliert sich seinen Frontflügel und fällt zurück. Hamilton dagegen fährt zum Sieg in der Steiermark.

Wie später klar wird, hatte das Brake-by-Wire-System am Boliden von Rosberg just in dieser letzten Runde seinen Dienst versagt, wodurch es zum Fehler in Kurve eins kam. "Innen war eigentlich alles unter Kontrolle und dann hat es mich sehr überrascht, dass er eingelenkt hat. Dadurch kam es zur Kollision", schilderte Rosberg den Vorfall aus seiner Sicht. Anders sah es Hamilton: "Nico hat einen Fehler gemacht und ist in Kurve eins weit rausgekommen. Vor der zweiten Kurve war ich neben ihm, war dann draußen und bin meine Linie gefahren. Er war in meinem toten Winkel. Als ich eingelenkt habe, war ich am Ende der Strecke und musste rüber, dann gab es die Berührung." Die Rennkommissare gaben dem Briten recht und belegten Rosberg für den Unfall mit einer 10-Sekunden-Strafe sowie zwei Strafpunkten. Weil er zudem sein beschädigtes Auto nicht abstellte, erhielt er obendrauf eine Verwarnung.

Endgültig die Faxen dicke nach diesem Vorfall hatte Toto Wolff. "Vielleicht muss man unpopuläre Entscheidungen treffen und sie nicht mehr gegeneinander fahren lassen. Wenn die beiden das nicht begreifen, dass sie sich nicht ins Auto fahren, müssen wir für sie nachdenken", drohte er offen mit einer Teamorder. Von dieser nahm man aber unter Androhung erheblicher Konsequenzen im Wiederholungsfall Abstand.

Strafe für Rosberg: 10-Sekunden-Zeitstrafe plus sowie Strafpunkte; zudem Verwarnung aufgrund Fahrens mit einem beschädigten Auto

Ungarn GP: Räikkönen tobt über Verstappen

Während bei Mercedes Ruhe einkehrte, ging es an anderer Stelle hoch her. In Ungarn kam es zum ersten Aufeinandertreffen zwischen Max Verstappen und Kimi Räikkönen. Nach einem rundenlangen Duell kam es zu einer heftigen Berührung. Räikkönen warf Verstappen dabei vor, mehrfach die Verteidigungslinie gewechselt zu haben. Der Finne konnte dem Red Bull nicht mehr ausweichen und beschädigte sich seinen Frontflügel. "Ich hatte mich beim ersten Überholversuch dazu entschieden, es auf der linken Seite zu versuchen, und dann ist mir Verstappen vorgefahren", so Räikkönen gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Max Verstappen fiel in Ungarn negativ auf - zumindest nach Ansicht Kimi Räikkönens, Foto: Sutton
Max Verstappen fiel in Ungarn negativ auf - zumindest nach Ansicht Kimi Räikkönens, Foto: Sutton

Kurz darauf beinahe die nächste Kollision, dieses Mal Ende der Start-und-Zielgeraden. "Die Situation war ähnlich wie die Erste. Ich habe wieder versucht, ihm auszuweichen, und es hat gerade so geklappt. Es waren zwei Situationen und meiner Ansicht nach, war sein Verhalten in beiden nicht korrekt", meinte Räikkönen. Verstappen verstand die Aufregung nicht. "Ich glaube, es war ganz normal. Es ist immer am Limit, aber das gehört dazu. Wir kämpfen gegen Ferrari schließlich in der Meisterschaft, da geben wir unsere Position nicht einfach her", sah er keinen Grund für große Diskussionen. Ebenso wenig, wie die Stewards. Sie verhängten keine Strafen.

Strafen: keine

Deutschland GP: Rosberg drückt Verstappen von der Strecke

Ausgerechnet bei seinem Heimrennen in Deutschland erwischte Nico Rosberg einen ganz schlechten Start und fiel von der Pole Position auf Rang vier zurück. In der Folge kämpfte er hinter den Red Bulls. Als Rosberg gerade seinen Boxenstopp absolvierte, flog er mit frischen Reifen an Max Verstappen heran. Dabei lenkte er - ähnlich wie in Spielberg - sehr spät ein und drückte Verstappen von der Strecke. "Das war Racing, ich war echt begeistert, weil ich in diesem Moment von so weit hinten kam und trotzdem überholen konnte", so Rosberg damals.

Nico Rosberg kassierte in Hockenheim eine Strafe für ein Manöver gegen Max Verstappen, Foto: Sutton
Nico Rosberg kassierte in Hockenheim eine Strafe für ein Manöver gegen Max Verstappen, Foto: Sutton

Die Rennleitung sah darin aber ein Vergehen und verhängte eine Fünf-Sekunden-Strafe gegen den Mercedes-Piloten. Der meinte daraufhin am Funk in Richtung Verstappen: "Er hat während der Bremsphase seine Linie gewechselt, das war das große Problem, das ist nicht erlaubt!" Ähnliches also, wie Räikkönen in Ungarn berichtete. Eine kontroverse Entscheidung, die später noch tragisch-kurios wurde. Beim Absitzen der Strafe in der Box funktionierte die Stoppuhr nicht, Rosberg verlor viel Zeit.

Strafe gegen Rosberg: 5-Sekunden-Zeitstrafe

Belgien GP: Verstappen gegen beide Ferraris

In Belgien stand Max Verstappen wieder im Mittelpunkt. Nach einem schlechten Start fiel Verstappen auf dem kurzen Stück bis La Source von Rang zwei bis auf Rang vier zurück. Nutznießer waren die beiden Ferraris. In der engen Kurve dann wollte Verstappen innen neben den Roten vorbei. Doch drei Autos in einer Kurve sind kaum darstellbar. Folglich knallte es. Alle drei Autos nahmen Schaden, alle drei konnten aber weiterfahren. "Ich glaube nicht, dass ich zu viel gewollt habe, denn ich habe niemanden blockiert. Ich wurde erst von Kimi und dann von Sebastian eingequetscht", schilderte Verstappen die Situation aus seiner Sicht.

Einige Runden später kam es zum erneuten Aufeinandertreffen zwischen Verstappen und Räikkönen. Als der Finne mit DRS am Niederländer vorbei wollte, zog dieser extrem spät auf die andere Seite. Nur mit viel Geschick konnte der Finne einen Crash verhindern. "Wenn ich ihm hinterherfahre mit DRS und 15, 20 km/h Überschuss, dann wartet er und wartet und bewegt sich erst nach mir. Und das ist eben schwierig. Da musste ich hart bremsen", erklärte Räikkönen.

In Belgien kam es zum Ferrari-Red-Bull-Sandwich, Foto: Sutton
In Belgien kam es zum Ferrari-Red-Bull-Sandwich, Foto: Sutton

Verstappen erklärte den Vorfall sogar mit dem Verhalten in Kurve eins. "Wäre Kurve eins nicht passiert, dann hätte ich danach auch nicht so aggressiv reagiert." Das wiederum nahm Räikkönen fassungslos zur Kenntnis. "Wenn jemand sagt, dass er eine gewisse Aktion während dem Rennen, aufgrund dessen was in der ersten Kurve passierte, gemacht hat, dann ist das Rache." Eine Strafe gab es für keinen Beteiligten für keine der beiden Szenen.

Strafen: keine

Malaysia GP: Startcrash zwischen Vettel und Rosberg

Nach einigen gesitteten Wochen ging es in Malaysia wieder rund. Wie so häufig war erneut die Startphase Zeitpunkt des Vergehens. Sebastian Vettel erwischte einen guten Start und presste sich innen an Max Verstappen vorbei, verpasste aber den Bremspunkt und fuhr Nico Rosberg ins Auto. Rosberg drehte sich, Vettel schied mit gebrochener Radaufhängung aus. "Es war eine Kettenreaktion. Ich denke, Max und ich haben einfach um die erste Kurve gekämpft und am gleichen Ort gebremst. Ich hatte dann die innere Linie, natürlich mit dem schlechteren Ausgang, weil Nico reingezogen ist auf seiner Linie. Dann konnte ich den Unfall nicht mehr vermeiden", gab Vettel zu.

Rosberg war froh, dass ihn nicht das gleiche Schicksal ereilte, wie Vettel. "Ich dachte, dass mein Rennen vorbei wäre. Ich hätte niemals gedacht, dass ich weiterfahren könnte", so Rosberg nach dem Rennen. Zur Beschreibung verwendete der Mercedes-Pilot ein ähnliches Bild, wie Vettel in China. "Es fühlte sich an, als ob mich ein außer Kontrolle geratener viermaliger Weltmeister-Torpedo getroffen hätte", erklärte Rosberg. Da Vettel ausgeschieden war, verhängten die Rennkommissare eine Strafe für den kommenden Japan GP. Dort muss der Ferrari-Pilot drei Plätze weiter hinten starten.

Strafe für Vettel: 3 Plätze Strafversetzung in Japan

Malaysia GP: Rosberg quetscht sich an Räikkönen vorbei

Auf seiner Aufholjagd durch das Feld agierte Rosberg danach äußerst kompromisslos. Diese Gangart bekam auch Kimi Räikkönen zu spüren. In Runde 38 versuchte Rosberg zunächst mit DRS, den Weg am Ferrari vorbei zu finden. Dies gelang jedoch nicht. Also versuchte sich der 31-Jährige an einem Überraschungsangriff in Kurve zwei. Dort stach er innen rein, touchierte den Ferrari sichtbar und überholte ihn. Räikkönen verlor Teile und musste Rosberg ziehen lassen.

Das Hindernis Räikkönen schaffte Rosberg äußerst rabiat aus dem Weg, Foto: Sutton
Das Hindernis Räikkönen schaffte Rosberg äußerst rabiat aus dem Weg, Foto: Sutton

"Ich habe eingelenkt und plötzlich habe ich ihn im Spiegel aufblitzen sehen. Ich musste dann nach rechts lenken, ansonsten wäre das Rennen für uns beide an dieser Stelle vielleicht zu Ende gewesen. Er hat zwar eine Strafe dafür bekommen, aber das hat am Resultat letztendlich auch nichts geändert", so Räikkönen. Tatsächlich sahen die Kommissare ein Vergehen des Deutschen und belegten ihn mit einer 10-Sekunden-Zeitstrafe sowie zwei Strafpunkten. Dieser verteidigte sich so: "Man muss kreativ sein und wenn sich eine Chance bietet, muss man zuschlagen. Ich dachte ehrlich gesagt, dass es ein aggressiver, aber immer noch akzeptabler Angriff gewesen ist. Dafür fahren wir Rennen!"

Strafe für Rosberg: 10-Sekunden-Zeitstrafe sowie zwei Strafpunkte