Unfassbares Rennen in Malaysia: Daniel Ricciardo holte sich auf dem Sepang International Circuit seinen ersten Saisonsieg. Max Verstappen sicherte Red Bull mit Platz zwei den ersten Doppelsieg seit Brasilien 2013. Lewis Hamilton schied in Führung liegend mit einem Motorschaden aus, Nico Rosberg wurde bei einer Startkollision mit Sebastian Vettel früh zurückgeworfen. Trotzdem schaffte er es noch auf Platz drei.

Der Start: Schon vor dem Start spielten sich die ersten Dramen ab. Felipe Massa blieb schon am Vorstart wegen Problemen am Gaspedal stehen. Glück für ihn: Er konnte das Rennen aus der Boxengasse aufnehmen. Als sich dann die verbliebenen 21 Piloten in der Startaufstellung eingefunden hatten, dauerte es extrem lange, bis Rennleiter Charlie Whiting die Ampel einschaltete. Sainz meldete Probleme mit dem Motor, doch das Rennen wurde freigegeben.

Spektakuläre Szenen am Start: Vettel kracht in Rosberg, Foto: Sutton
Spektakuläre Szenen am Start: Vettel kracht in Rosberg, Foto: Sutton

Dann Grün: Beide Mercedes kamen ordentlich weg, dahinter startete Vettel besser als die beiden Red Bull. In Kurve eins versuchte sich Vettel an Verstappen vorbei auf Platz drei zu bremsen. Der Ferrari-Pilot verbremste sich, Verstappen fuhr fast in ihn rein, konnte eine Kollision gerade noch so vermeiden. Rosberg nicht: Vettel traf Rosberg an der Hinterachse und drehte ihn. Rosbergs Auto blieb unbeschädigt, an Vettels Ferrari knickte die linke Vorderachse ab - das Aus.

Sebastian Vettel zeigte sich nach der Kollision teilweise einsichtig: "Ich hatte einen guten Start, dann ging mir die Luft aus, weil ich keinen Windschatten hatte. Ich konnte dann trotzdem daneben und konnte Seite an Seite in Kurve eins. Da war es dann natürlich ärgerlich, dass Nico so reingezogen ist, was natürlich sein Recht ist. Ich konnte den Kontakt dann nicht vermeiden, das ist für uns beide ärgerlich." Die Stewards urteilen nach dem Rennen über den Zwischenfall.

Verstappen nutzt VSC-Phase

Während sich Nico Rosberg nach und nach zurück nach vorne arbeitete, nutzte Max Verstappen auf Platz drei liegend die Gunst der Stunde, als wegen eines Bremsschadens am Haas von Romain Grosjean die Strecke unter VSC gesetzt wurde. Als einziger Top-Pilot kam Verstappen in Runde zehn während des Virtuellen Safety Cars in die Box und holte sich einen Satz neuer Soft-Reifen.

Für Vettel war das Rennen nach Runde eins zu Ende, Foto: Sutton
Für Vettel war das Rennen nach Runde eins zu Ende, Foto: Sutton

Lewis Hamilton musste indes bis Runde 21 mit den Soft-Reifen haushalten, bis er auf die harte Mischung wechseln konnte. Daniel Ricciardo, der den gesamten ersten Stint nah an Hamilton bleiben konnte, wechselte eine Runde später. Wegen des Stopps unter VSC führte Verstappen das Rennen an. Wenige Runden später kam aber auch der Niederländer und holte sich die harten Reifen, die verpflichtend eingesetzt werden mussten.

Von nun an entwickelte sich ein Fernduell. Können Hamilton und Ricciardo durchfahren? Sollte noch ein Stopp nötig sein, muss Hamilton den Vorsprung auf Verstappen vergrößern. Volle Attacke war bei Mercedes also angesagt. Während Hamilton Verstappen enteilte, schloss der wiederum auf Ricciardo auf. Just, als sich ein Zweikampf zwischen den Red-Bull-Piloten ergab, das Drama: Feuer am Heck vom Mercedes von Lewis Hamilton! Ohne Vorwarnung verabschiedete sich in Runde 40 der Verbrennungsmotor von Hamilton, das Aus.

Nun kämpften die Red-Bull-Piloten um den Sieg. Weil wegen Hamilton erneut eine VSC-Phase ausgerufen wurde, kamen beide Red Bull direkt hintereinander zur Box und zogen neue Reifen auf. Damit war Verstappens Reifen-Vorteil Geschichte. Im Gegenteil: Ricciardo hatte noch einen Satz frischer weicher Reifen für das Rennen übrig, Verstappen nicht. Somit konnte der Australier seinen vierten Formel-1-Sieg in den letzten 16 Runden in trockene Tücher bringen.

10-Sekunden-Strafe für Nico Rosberg

Dahinter spielte sich derweil das nächste Drama ab: Nico Rosberg konnte Kimi Räikkönen zwar auf der Strecke überholen, drückte sich beim Manöver aber mit Gewalt am Finnen vorbei. Die Rennleitung belegte Rosberg dafür mit einer 10-Sekunden-Strafe. Somit entwickelte sich ein Fernduell zwischen Rosberg und Räikkönen, das Rosberg gewann, weil er den Vorsprung auf den Ferrari auf über 10 Sekunden vergrößern konnte.

  • Rosberg schießt Vettel am Start ab, Vettel scheidet aus
  • Verstappen stoppt als einziger Top-Pilot während VSC
  • Hamilton scheidet mit Motorschaden auf P1 aus
  • Rosberg erhält 10-Sekunden-Strafe wegen Räikkönen-Kollision
  • Ricciardo gewinnt Red-Bull-Zweikampf und Rennen
  • Rosberg vergrößert Vorsprung auf Räikkönen, wird Dritter
  • Mercedes noch nicht Konstrukteurs-Weltmeister

Die Punkteränge: Valtteri Bottas holte für Williams als Fünfter wichtige Punkte für den Kampf um Platz vier in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Sergio Perez kam im Force India auf Rang sechs in Ziel, Alonso, der von Platz 22 aus gestartet war, wurde Siebter. Nico Hülkenberg, Jenson Button und Jolyon Palmer komplettierten die Top-10.

Stimmen der Top-3

Daniel Ricciardo: "Ich bin einfach erschöpft, es war eine Hitzeschlacht! Es war ein Rennen mit vielen Herausforderungen. Lewis war in Führung und hatte Probleme - ich will nicht von Karama sprechen, aber nachdem, was in Monaco passiert ist... Ich will nicht schlecht über Lewis sprechen, aber es war emotional für mich. Zwei Wochen danach sagte ich, dass ich wieder gewinnen werde und jetzt hat es geklappt."

Max Verstappen: "Nach dem Champagner fühle ich mich besser! Das war ein hartes Rennen, ich habe viel gepusht und bin ans Limit gegangen. Jetzt müssen wir uns erstmal erholen."

Nico Rosberg: "In der ersten Kurve dachte ich, es wäre alles vorbei. Ich bin sehr glücklich, dass ich zurückgekommen bin und jetzt auf dem Podium stehe. Danke für die riesen Unterstützung hier! Ich hätte mir einen besseren Tag gewünscht, aber manchmal läuft es so."

Der WM-Stand: Nachdem es lange Zeit danach aussah, als könnte Lewis Hamilton die WM-Führung wieder übernehmen, baute Nico Rosberg nach dem Technik-Drama von Hamilton seine Führung sogar noch aus. Mit 288 zu 265 Punkten gehen Rosberg und Hamilton nun nach Japan. Die Feier für den Konstrukteurs-Titel musste Mercedes wegen des Red-Bull-Doppelsiegs nun verschieben.

Das Wetter: Heiß wie immer in Malaysia, aber nicht ganz so heiß wie noch am Freitag. 33 Grad Luft- und gut 50 Grad Asphalt-Temperatur wurden während des Rennens gemessen. Die 20-prozentige Regenchance war nur theoretischer Natur.