"Wir werden bis zum Ende der Saison mit der Spezifikation arbeiten, die wir jetzt haben, und versuchen, das Meiste aus ihr herauszuholen." Ende Juli, im Rahmen des Großen Preises von Ungarn, hatte Renault-Technikchef Remi Taffin angekündigt, dass die Franzosen 2016 kein Motoren-Upgrade mehr einführen werden.

Knapp zwei Monate später ist aber doch alles anders. Renault entschloss sich dazu, drei Token zu investieren, um die Power Unit noch einmal zu verbessern, womit man nun bei insgesamt 14 verwendeten Token hält. In den Genuss des Upgrades kam am Freitag in Singapur vorerst allerdings nur Red-Bull-Pilot Max Verstappen, wohingegen sein Teamkollege Daniel Ricciardo sowie die beiden Renault-Werksfahrer Kevin Magnussen und Jolyon Palmer zunächst weiterhin mit der alten Spezifikation unterwegs waren.

Hersteller Token benutzt Token übrig
Ferrari 32 0
Honda 29 3
Mercedes 26 6
Renault 14 18

Verstappen in anderem Zyklus

War es zunächst geplant, dass das Trio erst beim nächsten Rennen in Malaysia mit der neuen Spezifikation antritt, wird der Wechsel nun doch schon in Singapur vollzogen, sodass Ricciardo, Magnussen und Palmer am Samstag mit dem verbesserten Antriebsstrang am Start sein werden. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war, dass jene Bereiche, die vom Upgrade betroffen sind, keinen kompletten Wechsel der Power Unit erfordern.

Verstappens heutiger Wagen konnte in Australien nicht starten, Foto: Sutton
Verstappens heutiger Wagen konnte in Australien nicht starten, Foto: Sutton

Einen solchen vollzog hingegen Verstappen, der am Freitag jeweils die vierte Ausgabe von MGU-H, MGU-K, Verbrennungsmotor sowie Turbolader an Bord hatte und sich nun auf einem Niveau mit den drei anderen Renault-Piloten befindet. Da Verstappens Red Bull, in dem damals noch Daniil Kvyat saß, in Australien aufgrund eines Elektronikproblems vor dem Start gar nicht erst am Rennen teilnahm und in Russland wegen des Unfalls in der ersten Runde auch kaum Kilometer machte, befand sich der Niederländer in einem anderen Motoren-Zyklus als die übrigen Renault-Piloten.

Total bringt neues Benzin

Renault erwartet sich durch das Upgrade in Singapur einen Zeitensprung um ein bis zwei Zehntelsekunden, auf Strecken, die mehr Power erfordern, noch mehr. Was genau verbessert wurde, wollte Renault-Geschäftsführer Cyril Abiteboul gegenüber Autosport nicht verraten, zumal es von der FIA nicht vorgeschrieben ist, dass die Motorenhersteller genaue Angaben dazu machen.

"Es ist in einem Bereich, der mehr Power zur Verfügung stellt, wir erwarten also einen zusätzlichen Zeitgewinn von dieser Entwicklung", deutete der Franzose vage an. "Es wird außerdem eingeführt, um Konzepte für das nächste Jahr zu testen und zu lernen." Da im F1-Paddock allerdings nur wenig geheim bleibt, dürfte es sich um eine neue Einspritzung handeln.

Neben dem Motoren-Upgrade wartet Total in Singapur auch mit neuem Benzin auf, das dem Hersteller zufolge eine Performance-Steigerung von mehr als einem Prozent liefern und darüber hinaus Motorschäden besser vorbeugen soll. Vom verbesserten Sprit profitieren alle vier Renault-Piloten, Verstappen aufgrund seines Upgrades aber ganz besonders.

Verstappen hauchdünn vor Ricciardo

Wie viel das Motoren-Upgrade tatsächlich bringt, ist vorerst nur schwer abzuschätzen. Zwar hatte Verstappen am Freitag in beiden Trainingssitzungen gegenüber Ricciardo die Nase vorn, allerdings nur um wenige Hundertstelsekunden. Der Rückstand auf Bestzeithalter Nico Rosberg betrug in der zweiten Session knapp vier Zehntel.

"Das zweite Training hätte für uns ein bisschen besser laufen können, aber wir sind trotzdem mehr oder weniger da", betonte Verstappen. "Auf dieser Strecke sind vier Zehntel nichts. Wenn man eine etwas bessere Balance findet oder mehr Selbstvertrauen im Auto gewinnt, findet man diese Zeit."