So hatte sich Nico Rosberg den Auftakt zum Singapur Grand Prix nicht vorgestellt. Der Mercedes-Pilot knallte 1. Training mit seinem Silberpfeil in die Mauer. Wesentlich besser lief es bei Red Bull, dem vermutlich größten Mercedes-Gegner in Singapur. Max Verstappen und Daniel Ricciardo ließen den Rest der Konkurrenz hinter sich. Ein Vorgeschmack auf den weiteren Verlauf des heißen Wochenendes auf der Strecke, die Mercedes vergangenes Jahr Albträume bereitete?

Die Platzierungen: Max Verstappen setzte sich hauchdünn gegen seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo durch. Der Wunderjunge benötigte 1:45.823 Minuten für seine persönliche Bestzeit – damit war er nur 0,049 Sekunden schneller als Ricciardo. Beide Red Bull erzielten ihre Bestzeiten auf den Ultrasoft-Reifen. Auch auf dem dritten Platz in der Zeitentabelle war kein Mercedes zu finden. Vorjahressieger Sebastian Vettel fuhr seinen Ferrari in die erste Verfolgerrolle. Dem vierfachen Weltmeister fehlten auf Ultrasoft-Reifen immerhin schon 0,464 Sekunden zum Spitzenduo.

Auf Platz vier folgte mit Lewis Hamilton der erste Mercedes. Allerdings erzielte der WM-Spitzenreiter seine schnellste Runde auf den Soft-Reifen. Hamilton und auch Rosberg probierten zwar auch die Ultrasoft-Mischungen aus, setzten ihre besten Zeiten aber auf dem wohl langsamsten Reifen. Hinter Hamilton ordnete sich Rosberg auf der fünften Position ein. Beiden Silberpfeilen fehlten sechs Zehntel auf die Konkurrenz von Red Bull. Kimi Räikkönen, Carlos Sainz und Daniil Kvyat komplettierten die Top-8.

Ferrari hinterließ zum Auftakt einen ordentlichen Eindruck, Foto: Sutton
Ferrari hinterließ zum Auftakt einen ordentlichen Eindruck, Foto: Sutton

Die Zwischenfälle: Für den größten Schocker des Trainings sorgte Nico Rosberg. Der Mercedes-Pilot knallte 12 Minuten vor Sessionende relativ hart in die Mauer. Rosberg schlug frontal in Kurve 18 ein und zerstörte sich dabei seinen Frontflügel.

McLaren und die Technik... Nach wenigen Minuten löste Jenson Button eine Virtual-Safety-Car-Phase aus, nachdem er auf dem Weg in die Boxengasse ausgerollt war. Starker Einsatz der Streckenposten, die den gestrandeten McLaren-Boliden mit Muskelkraft zurück in die Box schoben, während einer der Marshalls den Verkehr in bester Straßenpolizei-Manier regelte.

Größeres Pech hatte Romain Grosjean. Der Haas-Pilot war die gesamte Session zum Zuschauen verdammt. Zunächst berichtete er von einer defekten Batterie, doch das Problem entpuppte sich als größer. Möglicherweise muss das US-Team einige Motorenteile bis zum 2. Training austauschen.

Kuriose Szene: Carlos Sainz ging bei der Ausfahrt aus der Garage etwas zu optimistisch zu Werke. Der Toro-Rosso-Pilot lenkte wohl zu spät ein und hätte es nicht auf die Fast Lane geschafft ohne seinen Frontflügel an der gegenüberliegenden Mauer zu beschädigen. Er musste von seinen Mechanikern zurückgeschoben werden.

All die Herausforderungen der Strecke und Umgebung wurden den Fahrern während des Trainings vor Augen geführt. Hamilton beschwerte sich über etwas sehr Heißes an seinem rechten Fußknöchel. Vettel und Verstappen berührten die engen Streckenbegrenzungen leicht. "Habe die Mauer erwischt", funkte Vettel. "Ist aber nur Kosmetik."

Die Technik: In Singapur werden bei den meisten Teams die letzten Updates für die laufende Saison erwartet. Danach richtet sich der Fokus zu 100 Prozent auf das Jahr 2017. Haas rückte etwa mit einem großen Paket aus neuem Frontflügel, Unterboden und Bremskanälen an. Bei Toro Rosso durfte Sainz neue Teile testen, während Daniil Kvyat mit dem alten Package unterwegs war - vermutlich ein Vergleichstest. Ferrari sorgte mit einem neuartigen Frontflügel zunächst für das größte Aufsehen unter den Top-Teams. Veränderte Frontflügel waren im halben Feld zu erkennen.

Lewis Hamilton war im 1. Training mit Halo unterwegs, Foto: Sutton
Lewis Hamilton war im 1. Training mit Halo unterwegs, Foto: Sutton

Halo-Test: Die Testfahrten mit dem angedachten Cockpitschutz setzten sich in Singapur fort. Diesmal waren Lewis Hamilton, Fernando Alonso und Nico Hülkenberg mit dem gewöhnungsbedürftigen Kopfschutz ausgestattet und drehten ihre Test-Runden.

Das Wetter: Heiß, heißer, Singapur! 31 Grad Außentemperatur (Strecke: 37 Grad) drückten sich am Abend in die Cockpits der Boliden - und das bei einer Luftfeuchtigkeit von 60 Prozent. Zum 2. Training sollte es ein wenig angenehmer werden. Aus physischer Sicht gilt Singapur als das härteste Rennen des Jahres. Nach aktuellem Stand sollte es bei Qualifying und Rennen trocken bleiben. Regen kann zu dieser Jahreszeit aber nicht ausgeschlossen werden.

Die Analyse: Ob die Zeiten des 1. Trainings wirklich aussagekräftig sind? Red Bull und Ferrari vor Mercedes – der Eindruck könnte täuschen. Die Silberpfeile sparten sich schnelle Runs auf den Ultrasoft-Reifen, mit denen die Konkurrenz unterwegs war. Stattdessen testete Mercedes die Softs, wohl in Vorbereitung auf das Rennen. Aber: Es ist nicht davon auszugehen, dass Hamilton und Rosberg dem Rest des Feldes auf den schnelleren Mischungen einfach so davonfahren. Das Team hat aus den Reifenproblemen des letzten Jahres gelernt und wird einen anderen Weg der Vorbereitung wählen. Es sollte also zum erwartet spannenden Treffen der Top-Teams kommen.