Mercedes war auf jeder der 21 Rennstrecken im Formel-1-Kalender bereits siegreich. Zuletzt eroberten die Silberpfeile den Hungaroring. Geschlagen wurden Lewis Hamilton und Nico Rosberg in der Saison 2016 bisher nur zwei Mal: Von sich selbst in Barcelona und kurz darauf von Daniel Ricciardo im Monaco-Qualifying. Nach dem Ende der Europa-Saison geht es in Singapur jedoch auf eine der drei Rennstrecken, auf denen Mercedes letztes Jahr von Ferrari bewzungen wurde.

Singapur 2015 war für Mercedes ein regelrechtes Desaster. Schon im Qualifying schafften es Hamilton und Rosberg nur in die dritte Startreihe. Nicht nur Ferrari, sondern auch Red Bull hatte die Nase vor den Silberpfeilen. Am Rennsonntag war für Hamilton nach 32 Runden aufgrund einer defekten Power Unit Feierabend. Rosberg kam als Vierter über 20 Sekunden hinter Sieger Sebastian Vettel ins Ziel. "Wir dürfen jetzt nicht in die große Depression verfallen. Wir haben bisher so einen guten Run gehabt und wussten, dass er irgendwann einmal endet", sagte Teamchef Toto Wolff damals angesichts der Niederlage.

Hamilton: Fokussiert und angriffslustig

Tatsächlich befand sich Mercedes gleich nach Singapur 2015 wieder auf einem Run - und dieser hält bis heute an. Ungarn, wo man vergangenes Jahr noch gegen Ferrari verlor, hat man dieses Jahr schon deutlich den Mercedes-Stempel aufgedrückt. Der F1 W07 war stets der Benchmark und hatte dabei häufig sogar noch Luft nach oben. Damit, dass Singapur auch in dieser Saison zum Stolperstein werden könnte, hat sich Weltmeister Hamilton daher noch nicht allzu viel beschäftigt: "Natürlich war es letztes Jahr nicht das beste Ergebnis. Aber ich habe bisher auch noch keine Gedanken an Singapur verschwendet."

Ganz im Gegenteil, kann er einer möglichen Attacke der Gegner durchaus auch Positives abgewinnen. "Wenn Ferrari nun wieder näher kommt und konkurrenzfähiger wird, dann ist das nicht schlecht für unseren internen WM-Kampf", so der Brite, der obendrein der Ansicht ist, dass auch die andere Seite der Garage dies begrüßen würde: "Nico würde dasselbe sagen."

Lewis Hamilton musste 2015 in Singapur früh die Segel streichen, Foto: Sutton
Lewis Hamilton musste 2015 in Singapur früh die Segel streichen, Foto: Sutton

Rosberg stapelt tief

WM-Rivale Rosberg hingegen hat die Schlappe von vor zwölf Monaten offensichtlich noch besser im Gedächtnis. "Nach Singapur gehen wir nicht mit dem größten Selbstbewusstsein, weil wir im letzten Jahr Meilen weit entfernt waren - ich glaube, im Qualifying waren es 1.8 Sekunden", so Rosberg.

Dementsprechend gibt er sich weniger offensiv als Hamilton: "Das war unser schwierigstes Rennen in den letzten Jahren. Ich denke zwar, dass wir Fortschritte gemacht haben - eine Lücke von anderthalb Sekunden zu schließen, wird aber nicht einfach."

Hat Mercedes die richtigen Schlüsse gezogen?

"Natürlich war letztes Jahr schwierig", gesteht auch Hamilton und fügt zuversichtlich an: "Aber wir hoffen, dass sich das nicht wiederholt." Die Gründe für die Niederlage von damals hat das Team laut Wolff schon vor langer Zeit verstanden: "Wir haben einige Schlüsse daraus gezogen, die uns bei den folgenden Rennen und auch in dieser Saison geholfen haben."

Der Teamchef sieht Singapur somit als einen Test in zweierlei Hinsicht. "Wir werden in Singapur sehen, ob unsere Annahmen richtig waren", so Wolff bezüglich der eingeleiteten Schritte nach dem letztjährigen Rennen. Auf der anderen Seite wird das Stadtrennen auch die letzte große Prüfung für den diesjährigen Boliden sein: "Es gibt Teams, die sind auf Downforce-lastigen Strecken wie Singapur schnell, aber dafür in Monza langsam. Wir werden also sehen, ob wir über die gesamte Saison gesehen den besten Kompromiss mit unserem Auto gemacht haben."