Nur wenigen großen Sportlern gelingt es, auf ihrem Zenit zurückzutreten. Jenson Button ist ganz oben, als er am Samstagnachmittag in Monza seinen Abschied verkündet. Zumindest ganz oben im Obergeschoss des McLaren-Motorhomes. Aber Halt! Wer redet hier vorschnell von Rücktritt?

"Ich trete definitiv nicht zurück", mahnt Button, der seine Verabschiedung und die Vorstellung seines Nachfolgers Stoffel Vandoorne selbst in perfekter TV-Manier moderiert. "Ich stehe für 2017 und 2018 unter Vertrag, will hart an der Autoentwicklung mitarbeiten und bin mir sicher, dass ich zu einem Punkt hinter dem Lenkrad des neuen Wagens sitzen werde."

Also doch kein Rücktritt, aber eigentlich ist es schon einer. Nur in verklausulierter Ron-Speak aus Jensons Mund. Das macht ihn wohl zum ersten Entwicklungsfahrer, dessen Vertrag zur besten Medienzeit an einem Rennwochenende im Beisein des Konzern-CEOs verkündet wurde. Ehre, wem Ehre gebührt.

Was ist dran an einem McLaren-Comeback 2018?

Bis Saisonende sitzt Button noch im McLaren, Foto: Sutton
Bis Saisonende sitzt Button noch im McLaren, Foto: Sutton

Wenn Button also nicht zurücktritt, kommt er dann 2018 zurück? Die Möglichkeit besteht, in der Formel 1 ist ohnehin nichts unmöglich. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir Jenson Button nach dem Saisonfinale 2016 in Abu Dhabi nicht mehr als Stammfahrer bei McLaren sehen werden. Übrigens: Bei McLaren ist ein Sabbatical nichts Neues. Mika Häkkinen verließ die F1 ebenfalls mit der Option, nach einem Jahr zurückzukehren - er tat es nur nie.

Britische Optimisten sehen in Buttons Vertragsverlängerung eine Absicherung seitens des Teams, falls Vandoorne die Erwartungen nicht erfüllen sollte (was aber nicht zu erwarten ist bzw. sicher nicht während der Saison 2017 zu einem Wechsel führen wird) oder Alonso das Team Ende 2017 verlassen sollte. Aber selbst in diesem Fall glaube ich, dass McLaren im Ernstfall andernorts fündig werden und nicht mehr auf die Dienste des ausrangierten Button zurückgreifen würde. Dafür gibt der Markt zu diesem Zeitpunkt sicher deutlich bessere und vor allem jüngere Alternativen her.

Böse formuliert ist Button jetzt die Carmen Jorda von McLaren. Okay, das nehme ich zurück. Sagen wir lieber Button ist der Paul Di Resta von McLaren. Hm, nein. Dafür ist Jenson zu eloquent und plappert viel zu viel. Dann eben der neue Gary Paffet von McLaren. Er ist der Edelreservist, der Ersatzmann für den Fall der Fälle. Und der trat in den vergangenen anderthalb Saisons ja tatsächlich zweimal ein: Magnussen und Vandoorne sprangen je einmal für den verletzten Alonso ein. Sollte es also notwendig werden, hat McLaren mit Button einen erfahrenen Ersatzmann parat, der die Lücke für ein oder zwei Rennen perfekt füllen und auch über Nacht ohne große Eingewöhnung jederzeit einspringen könnte.

Und wie sieht es mit einem anderen Team aus?

Jenson Button bleibt dem F1-Umfeld erhalten, Foto: Sutton
Jenson Button bleibt dem F1-Umfeld erhalten, Foto: Sutton

Theoretisch bliebe Button natürlich auch die Möglichkeit, bei einem anderen Team zurückzukehren. Er selbst schließt dies zwar derzeit aus, aber das muss ja nichts heißen. Allerdings lässt er sich die Rolle des Zuschauers, Fahrlehrers und Entwicklers für die nächsten zwei Jahre sicher fürstlich entlohnen - warum sollte er das aufgeben? Anfang 2019 wird sich dann kaum ein anderes Team mehr für einen dann 39-Jährigen interessieren, der seit über zwei Jahren kein F1-Rennen mehr bestritten hat. Bis dahin haben sich andere, jüngere Fahrer aufgedrängt. Die nächsten Ocons, Wehrleins, Vandoornes dieser Welt scharren bereits mit den Hufen.

Nach einer Auszeit fällt es selbst jüngeren Fahrern schwer, noch einmal in der Formel 1 Fuß zu fassen. Übrigens: Auch Kevin Magnussen war ein Jahr lang Ersatzfahrer bei McLaren und hegte Hoffnungen auf ein Comeback. Das Ergebnis ist bekannt. Auch frühere McLaren-Testfahrer wie Alexander Wurz und Pedro de la Rosa taten sich schwer mit ihren Comeback-Versuchen, nachdem sie einmal auf dem Abstellgleis Testfahrer gelandet waren - und damals bedeutete dieser Begriff tatsächlich noch etwas. Denn zu dieser Zeit gab es anders als heute auch noch echte Testfahrten auf realen Strecken.

Ron Dennis sieht dies natürlich anders. "Es gibt keinen Grund, warum Jenson 2018 nicht zurückkommen und Rennen fahren sollte", betonte er und erinnerte an Alain Prost oder Kimi Räikkönen, die ebenfalls eine F1-Pause einlegten. "Der Unterschied ist: Sie alle gingen und hatten keinen Vertrag mehr - Jenson hat den aber schon." Ich wage zu behaupten: Es stimmt, Prost und Räikkönen hatten keinen Vertrag. Trotzdem kamen sie aber zurück - das wird bei Button trotz Kontrakt nicht der Fall sein.